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Kategorie: Heimspiel
IMG 9305.JPGSchlange 2

NACHT DER MUSEEN in Frankfurt und Offenbach begeistert wieder 40.000 Kunst- und Kulturinteressierte

Claudia Schulmerich und Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es war kaum zu glauben!! Die ganze Stadt voll junger Menschen. Längst ist die Nacht der Museen in deren Hände übergegangen. Gut so. Denn wenn eine Schlange vor der Schirn, sich Hunderte Meter lang um die Rückfront der Römerbergbegrenzung, wieder um die Ecke bis zur Mitte des Römerbergs windet, um Einlaß zu finden zu den verschiedenen Ausstellungen in der Schirn, dann ist das ein so ungewöhnlicher Anblick, daß man einfach stehen bleiben muß. Das wäre aber ein Fehler, dies auf Dauer zu tun, denn auch anderenortes war was los. Allein vor dem Polizeipräsidium Ecke Eschersheimer und Adickesalleehatten sich zwei meterlange Schlangen gebildet. Aha, sie wollen ins Kriminalmuseum, folgern wird. Und auch die U-Bahn Station war auf Seiten derer, die in die Stadt wollen, ungewähnlich voll, die andere Seite stadtauswärts , nach Norden also total leer.


polizeiBahn 1Ein abwechslungsreiches Programm mit Ausstellungen, Performances, Workshops, Musik und Tanz lockte auch in diesem Jahr zahlreiche Besucher:innen zur NACHT DER MUSEEN in die Mainmetropole. Insgesamt besuchten zwischen 19 und 2 Uhr rund 40.000 Interessierte mehr als 50 teilnehmende Museen, Galerien und Kulturinstitutionen. Sowohl die Innenstadtbereiche um den Frankfurter Römer, das Mainufer und in Offenbach aber auch die dezentralen Orte waren durchgehend gut belebt. So beispielsweise die Miquel-Adickes-Allee, oben das Polizeipräsidium (Foto links) , unten die beiden Bahnsteige, das obere in die Stadt, das untere stadtauswärts. Ein seltener Anblick. Denn um diese Zeit, also abends, fahren die Frankfurter heim und das ist eben doch in den nördlichen Stadtvierteln und Vororten, in die man von der Stadt aus abends nach Veranstaltungen etc. heimfährt. 

„Ich bin sehr glücklich, dass auch in diesem Jahr zahlreiche Kulturinteressierte aus Frankfurt und dem gesamten Rhein-Main-Gebiet die NACHT DER MUSEEN genutzt haben, um die einzigartige Museumlandschaft unserer Stadt zu erkunden. Ihre spürbare Begeisterung und Bahn 2Offenheit für Kunst und Kultur zeigen einmal mehr, wie wichtig eine vielgestaltige und starke Kulturlandschaft ist. Mein Dank gilt neben den Besuchenden allen teilnehmenden Museen und Institutionen, die uns allen erneut eine unvergessliche NACHT DER MUSEEN bereitet haben“, zeigt sich Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig vom Erfolg der NACHT DER MUSEEN erfreut.

In diesem Jahr stand die NACHT ganz im Zeichen zahlreicher Kooperationen zwischen den Museen und Kultureinrichtungen. So begeisterten das MOMEM mit ihrer Sonderausstellung „MILESTONES of Hip-Hop“ und die SCHIRN KUNSTHALLE mit „THE CULTURE“ nicht nur das jüngere Publikum. Zahlreich zog es die Besucher:innen auch in die „WÄLDER“-Ausstellung, die im Senckenberg Naturmuseum und im Deutschen Romantikmuseum zu sehen war. Das Museum Angewandte Kunst, das Historischen Museum und das Fotografie Forum Frankfurt luden im Rahmen der internationale Fotografie-Triennale RAY dazu ein, das Thema „Echoes" in der zeitgenössischen Fotografie zu erkunden. Die Punkszene der 1980er Jahre ließen die prägenden Fotografien des Engländers Chris Killip wiederaufleben, dessen Werk die Deutsche Börse Photography Foundation eine umfassende Retrospektive widmet. Im Haus zum Goldenen Apfel konnten Interessierte mittels VR-Anwendung die Frankfurter Judengasse in verschiedenen Jahrhunderten kennenlernen – der Ausstellung ging eine Zusammenarbeit des Jüdischen Museums Frankfurt und des Archäologischen Museums Frankfurt voraus.

leipzigIn diesem Jahr wurde die Deutsche Nationalbibliothek durch eine eine zusätzliche Attraktion aufgewertet. Denn auf dem Vorplatz - WELTEXPRESSO berichtete - hat sich eine metallene Schlange ausgebreitet, oder wie soll man dieses zusammenschiebbares Gestell bezeichnen, das in der DDR viele Jahre für eine mobile kleine Ausstellungshalle sorgte. Und so auch hier, denn es ist eine Wanderausstellung zur Friedlichen Revolution, die die DDR-Oberen zwang, sich sozusagen selbst aufzulösen. Seit jeher wird deshalb dem 9. November, dem Tag der offenen Grenze, die Leipziger Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 vorgeschaltet, die dies erst möglich machte. Die Entwicklung in Leipzig, der Stadt, aus der der Widerstand und die Forderung nach Demokratie am stärksten kam, wird in der Ausstellung widergespiegelt und in Filmen und Schautafeln gezeigt, warum in Leipzig ein Einheitsdenkmal entstehen wird. 

Bereits seit vielen Jahren feiern am 4. Mai zahlreiche Fans weltweit den „Star Wars Day“ – passenderweise widmete das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum der Kultfilmreihe von George Lucas nun eine ganze Nacht. Thematisch vielseitig waren auch zahlreiche Live-Performances in den Häusern, wie die musikalische Lesung „Songs of Gastarbeiter“ von AYKU im MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST oder die Tattoo-Performance von Jackie Jakyung Youn in der Druckwerkstatt im Bernardbau.

Auch Besuche üblicherweise nicht zugänglicher Orte gehören zum festen Bestandteil der NACHT DER MUSEEN. In diesem Jahr konnten die Besucher:innen erneut das Fischergewölbe unter der Alten Brücke mit Taschenlampen erkunden, den Kaisersaal im Römer besichtigen und die Kunstsammlung der EZB und deren Architektur kennenlernen.

Mit dem SCAPE° in Offenbach, in dem sich alles um Wärme, Wetter und kreative Experimente dreht, dem Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek, dem Street-Art-Projekt Wetopia auf der Hanauer Landstraße und dem Massif Central im Bethmannhof, das mit einem facettenreichen Programm und einem Workshop zur EUROBIKE aufwartete, waren einige Institutionen erstmals bei der NACHT DER MUSEEN vertreten.

„Wer bietet mehr?” hieß es im Museum Angewandte Kunst. Die 19. Auktion „Junge Kunst mit Zukunft”, unterstützt vom Hauptsponsor Lang & Cie, bot in diesem Jahr nach einer längeren Pause Kunstsammler:innen die seltene Gelegenheit, Werke von Studierenden der Frankfurter Hochschule für Bildende Künste – Städelschule und der Offenbacher Hochschule für Gestaltung zu ersteigern. Der Erlös der Auktion betrug rund 80.000 Euro, wodurch der Gesamterlös aller bisher stattgefundenen Auktionen die eine Million Marke überschritt.

Zu den weiteren Highlights des Rahmenprogramms gehörten der neue Skylineblick von der Dachterrasse des Städel-Museums, das antagon-Theater auf dem Römerberg, der Zeichen-Workshop im Romantik-Garten des Goethe-Hauses und die elektronische Musik mit DJ Aziesch und 2:cloudy im Jüdischen Museum, wo die Besucher:innen bis lange nach Mitternacht tanzten.

Fotos:
Redaktion