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Kategorie: Alltag
mm Alstertal Einkaufszentrum Hamburg 103 d943490168Oder: Rollstuhlfahrer eher unerwünscht! Auf jeden Fall im Edeka im Einkaufszentrum Alstertal Hamburg

Helmut Marrat

Hamburg (Weltexpresso) - Seit sieben Jahren sitzt er nun im Rollstuhl. Und wenn er einkaufen „geht,“ schiebt er seit sieben Jahren keinen Einkaufswagen mehr vor sich her, sondern sammelt die Waren in einem Stoffbeutel, den er auf dem Schoß transportiert. Ein Tragekorb rutschte ihm schon mehrmals herunter, also erfand er dieses System. An der Kasse wird dann ausgepackt, was bezahlt werden muss.

Im Alstertal Einkaufszentrum finden sich zwei Supermärkte. Ein Rewe, im Untergeschoss. Der riesig ist, und stets stark besucht, und ein Edeka, der kleiner ist, und viel weniger Kunden findet. Bei Rewe sind die Mitarbeiter in aller Regel jung, freundlich und hilfsbereit. Bei Edeka eher älter,teils freundlich, teils nicht, und meist hilfsbereit.

So gibt es zum Beispiel einen dicklichen, dunkelhaarigen Jungen, der die Augen verdreht, wenn ich ihn bitte, mir beim Einpacken der Einkaufstasche zu helfen, aber der ist die Ausnahme.

Ich bin,oder war dort so etwas wie ein Stammkunde. Und in all den Jahren der einzige im Rollstuhl. Jedenfalls ist mir dort, im Gegensatz zum Rewe, nie ein anderer Rollstuhlfahrer begegnet. Darüber hatte ich aber nie nachgedacht, bis jetzt.

Ich näherte mich also wiederum der Kasse, und weil ich gerne noch Blumen mitnehmen wollte, wie hin und wieder, sagte ich dem Kassierer Bescheid, noch Tulpen zu holen.

Also zurück zum Eingang.

Nun standen die Blumen aber in mehreren Plastikeimern, so dass ich nicht an die Blumen herankommen konnte. Und als ich schon wieder umdrehte, den Wunsch aufgebend, war plötzlich eine Mitarbeiterin hinter mir erschienen. 

Und als ich sie um Hilfe bat, sagte sie: „Ne“

Dann eben nicht, zur Kasse, bezahlen bei dem jungen,Kassierer, der immer mal wieder die Augen hochschlägt. Bezahlen, und raus.

Am übernächsten Tag fuhr ich nochmals hin. Das allerletzte Mal. Da der stets freundlich grüßende Filialleiter nicht da war, erschien sein Stellvertreter. 
Klein, Schnauzbart, und sonderbar schmuddelig wirkend. Als ich nun berichtete, entgegnete er, das mit den Blumen stimme nicht. Und als ich nun meinte, ich würde nie mehr dort einkaufen, war sein Kommentar:“Dann kaufen Sie eben nicht mehr hier.“

Wirbt Edeka nicht mit dem schönen Satz:“Wir lieben Lebensmittel“?

Neben der Eingangstür hängt ein Schild, dass einen Hund zeigt, der durchgestrichen ist.

Ein durchgestrichener Rollstuhl findet sich nicht.

Wäre das nicht ehrlicher?
?

Foto: 
© ECE, Toni Momtschew