hessenschaucoronAus dem Corona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sind Sie in dieser Woche auch so müde? Vielleicht liegt es an der Zeitumstellung am vergangenen Wochenende, am trüben November-Wetter - oder an der Nachrichtenlage. Die aktuelle Entwicklung in der Corona-Pandemie erinnert an den vergangenen Winter. Steigende Infektionszahlen, steigende Intensivbettenauslastung und Politiker, die zu spät oder zu laxe Maßnahmen ergreifen. Alles schon mal dagewesen.

Hessische Corona-Verordnung verlängert - kaum Verschärfungen

Deutschlandweit hat die Zahl der Neuinfektionen heute einen neuen Höchststand erreicht: Die Gesundheitsämter meldeten 37.120 neue Fälle - mehr gab es im gesamten Verlauf der Pandemie noch nie. Die Inzidenz wird mit 169,9 angegeben. Damit liegt sie höher als während der dritten Corona-Welle im Frühjahr.

Zeit also, zu reagieren: Hessen hat in dieser Woche die bestehende Corona-Schutzverordnung bis Ende November verlängert. Anpassungen wurden aber nur wenige vorgenommen. Die wohl wichtigste Verschärfung: In Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen muss das nicht geimpfte oder genesene Personal ab kommenden Montag täglich auf Infektionen getestet werden. Für Besucherinnen und Besucher entsprechender Einrichtungen soll es zudem kostenlose Testmöglichkeiten geben. Die Ausgaben dafür bekommen die Einrichtungen vom Bund erstattet.

Eine weitere wichtige Neuerung: Bei einem Corona-Fall in einer Schulklasse muss künftig nur noch das positiv getestete Kind unmittelbar in Quarantäne und nicht mehr enge Kontaktpersonen oder Sitznachbarn, wie es bisher der Fall war. Dafür wird die gesamte Klasse in so einem Fall künftig täglich getestet und alle Schülerinnen und Schüler der Klasse müssen 14 Tage lang ihre Maske auch am Platz tragen. Dabei warnte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen erst Anfang dieser Woche vor steigenden Fallzahlen bei den 5- bis 14-Jährigen. Die Zahl der Corona-Fälle unter Schulkindern ist zwar aktuell auf einem moderaten Niveau, aber im Vergleich zu Anfang Oktober deutlich gestiegen. Die GEW fordert deshalb, die Corona-Präventionswochen mit verschärfter Masken- und Testpflicht an Schulen zu verlängern.


Zahl der Intensivpatienten in Hessen knapp vor erster Warnstufe

Was das Corona-Kabinett in dieser Woche dagegen noch nicht beschlossen hat: wie es weitergeht, wenn die hessische Warnstufe von 200 mit Covid-19-Patienten belegten Intensivbetten überschritten wird. Während in Baden-Württemberg etwa in dieser Woche wegen anhaltend hoher Belegung der Intensivbetten schon stärkere Einschränkungen eingeführt wurden, lässt man sich in Hessen noch Bedenkzeit bis kurz vor knapp.

Am heutigen Freitag wird die Zahl nämlich offiziell mit 198 angegeben. Nach hr-Informationen liegt sie sogar schon bei 200. Aber erst am kommenden Montag wollen Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) über zusätzliche Maßnahmen informieren.

 
Jetzt also doch: Booster-Impfungen für alle

Wer soll zeitnah eine Auffrischungsimpfung erhalten? Diese Frage hat in den letzten Tagen für heftige Diskussionen gesorgt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die sogenannten Booster-Impfungen bisher nur für Menschen mit erhöhtem Risiko, also beispielsweise über 70-Jährige oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen. Man prüfe derzeit aber eine Empfehlung für alle. In "wenigen Wochen" wolle man eine Entscheidung bekanntgeben.

Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Gesundheitsminister der Länder dagegen setzen sich schon jetzt für Impf-Auffrischungen für alle ein. Laut Impfverordnung ist das rechtlich möglich. Zuerst hatte es Streit gegeben mit Ärzteverbänden, die kritisierten, Spahn würde sich mit seiner Linie über die STIKO-Empfehlung hinwegsetzen. Gestern hieß es dann aber vom Gesundheitsministerium: Man sei sich nun einig, dass allen, die vor sechs Monaten vollständig geimpft worden seien, eine Auffrischungs-Impfung angeboten werden solle; bevorzugt Älteren, medizinischem Personal, Personen mit Immunschwäche sowie jenen, die mit dem Vakzin von Johnson&Johnson geimpft wurden.
 

Auch der Regionalflughafen Kassel-Calden setzt einen Booster ein - für seine Bilanzen: Er vermietet sein Rollfeld unter anderem als Parkplatz an Volkswagen. Weitere Mieter sind etwa eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, ein Impfzentrum und Flugschulen. Für den nicht erst durch Corona gebeutelten Flughafen bedeutet das zusätzliche Erträge.

Diese drei Meldungen möchte ich noch mit Ihnen teilen:In der Corona-Pandemie haben krankhaftes Computerspielverhalten und Social-Media-Sucht bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Das zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) im Auftrag der Krankenkasse DAK. Danach liegt bei mehr als vier Prozent der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland ein sogenanntes pathologisches Nutzungsverhalten vor. In China sind die Menschen offiziell zum Hamstern angehalten: Angesichts zunehmend strikter Corona-Beschränkungen hat Chinas Regierung dazu aufgerufen, Vorräte mit lebensnotwendigen Produkten anzulegen. Familien sollten "eine bestimmte Menge an Gütern für den täglichen Bedarf und für Notfälle lagern", hieß es in einer Mitteilung auf der Internetseite des Handelsministeriums.Ist das Vorlegen eines gefälschten Impfpasses in einer Apotheke strafbar? Darüber gab es zuletzt Unsicherheiten bei der strafrechtlichen Beurteilung. Nun will das Bundesjustizministerium für Klarheit sorgen. Es gebe keine Strafbarkeitslücke, sagte eine Sprecherin in Berlin. Dennoch sei es wichtig, Unsicherheiten auszuräumen. Das Ministerium wolle daher einen Vorschlag zur Änderung des Strafgesetzbuches vorlegen, "der die Rechtslage klarstellt".

 
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