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Kategorie: Alltag
der paritaetische

Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Berlin, Teil 276

Der Paritätische

Berlin (Weltexpresso) - Der Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege (SVR) hat Herrn Bundesminister Prof. Dr. Lauterbach am 19.01.2023 das aktuelle Gutachten „Resilienz im Gesundheitswesen. Wege zur Bewältigung künftiger Krisen“ übergeben und auf der Bundespressekonferenz vorgestellt.

Gesundheitliche Belastungen und Ressourcen sind gesellschaftlich ungleich verteilt; ein Ungleichgewicht, das sich insbesondere in Krisen- und Umbruchzeiten weiter verschärft und die Gesundheit sowie die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung direkt beeinflusst. Gerade im Gesundheits- und Pflegewesen werden daher Forderungen nach Krisenfestigkeit und Nachhaltigkeit immer lauter: Personalnot, (Post-)Corona, demographischer Wandel, Klimakrise, Hochwasser, Waldbrände und zuletzt auch der Krieg in Europa und die damit einhergehende Energiekrise stellen uns als Gesellschaft auf eine Belastungsprobe.

Um aufzuzeigen, wie das Gesundheitssystem und die Menschen, die in diesem System arbeiten, besser auf künftige Krisen vorbereitet werden können, beleuchtet der SVR in seinem jüngsten Gutachten einzelne Versorgungsbereiche: den Öffentlichen Gesundheitsdienst, die Akutversorgung und die Langzeitpflege. Auch werden konkrete Strategien zur Stärkung der Lieferketten, der zielgruppengerechten Kommunikation und der wissenschaftlichen Politikberatung sowie zur Verbesserung des akuten Krisenmanagements u. a. durch Katastrophenschutzübungen aufgezeigt. Zudem zeigt sich, wie bereits im vorherigen Gutachten „Digitalisierung für Gesundheit“, die Bedeutung einer sicheren aber umfassenden Nutzung von Gesundheitsdaten und daher die Notwendigkeit der Überwindung des restriktiven Datenschutz-Verständnisses im Gesundheitswesen. Im letzten Teil des Gutachtens werden diese Empfehlungen exemplarisch auf die absehbaren Herausforderungen des Gesundheitssystems durch Hitze und weitere Pandemien angewandt.

SVR-Vorsitzender Prof. Dr. med. Ferdinand Gerlach fasst zusammen: „Aus den aktuellen Krisen wurden bislang nicht die notwendigen Schlüsse gezogen. Was den überfälligen Strukturwandel insbesondere in der Krankenhausversorgung und die Krisenvorbereitung angeht, haben wir weniger ein Erkenntnis- als ein Daten- und Umsetzungsdefizit. Das darf nicht so bleiben. Die bisherige Selbstwahrnehmung, dass in Deutschland alles gut organisiert ist und wir angesichts eines ausdifferenzierten Rettungs- und Gesundheitssystems bestens auch auf unvorhergesehene Entwicklungen vorbereitet sind, war und ist trügerisch. Unser Gesundheitssystem ist hochkomplex, ein behäbiges Schönwettersystem, das unter unzulänglicher Digitalisierung und einem formaljuristisch leerlaufenden Datenschutzverständnis leidet. Zugleich ist dieses System zwischen Bund, Ländern und Landkreisen bzw. Kommunen unzureichend koordiniert – nicht nur im Krisenfall. Das Ergebnis ist häufig schlechter, als angesichts des hohen Mitteleinsatzes zu erwarten wäre. Weder auf Folgen des Klimawandels noch auf Pandemien ist unser Gesundheitssystem ausreichend vorbereitet. Hier müssen wir dringend die Krisenfestigkeit oder, wie man heute auch gerne sagt: die Resilienz, stärken.“

Das Gesamtgutachten, die Executive Summary sowie die Pressemitteilung des Sachverständigenrats sind der Fachinformation als Anlagen beigefügt. Das Gutachten wird dem Bundestag und Bundesrat zugeleitet.