Bildschirmfoto 2020 07 13 um 08.34.42Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Neue Sachbücher im Juli im Verlag Matthes & Seitz

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Eigentlich wollten wir den 100. Geburtstag von Hans Blumenberg, am 13. Juli  in Lübeck geboren, der weithin öffentlich publizistisch gewürdigt wird, verbinden mit dem 117. Geburtstag von Fritz Bauer , der am 16. Juli in Stuttgart zur Welt kam. Denn bei der Würdigung von Fritz Bauer - siehe kommender Artikel - kommt beim politischen Bauer immer zu kurz, welche belesener und kunstinteressierter Mann der Hessische Generalstaatsanwalt war, als echter Citoyen nicht nur in Buchhandlungen zu Gast war, sondern auch alle Premieren der Stadt in Oper und Schauspiel besuchte - und Hans Blumenberg gelesen hatte. Wie schade, daß seine Bibliothek nicht erhalten ist. Da wir nicht alle neu herauskommenden Bücher besprechen können, hier eine Übersicht über die von Matthes & Seitz, einem unserer Lieblingsverlage

Jürgen Goldstein
Hans Blumenberg. Ein philosophisches Portrait

Eine Kartografie des Werks Hans Blumenbergs, glänzend erstellt durch den mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Jürgen Goldstein.

Das Werk Hans Blumenbergs steht wie ein Monolith in der philosophischen Landschaft. Während er immer mehr als einer der wichtigsten deutsch­sprachigen Philosophen des 20. Jh. entdeckt wird, erscheinen seine Bücher als ungemein faszinierend und schwer zu lesen, äußerst anregend und zumeist umständlich sowie überaus stilbewusst und oftmals sehr um­ fangreich. Jürgen Goldstein, der selbst bei Blumenberg studierte, zeichnet ein philosophisches Portrait dieses Autors, indem er dessen geistige Physiogno­mie hervortreten lässt: Meisterhaft und anschaulich folgt er als ausgewiesener Kenner den Gedankenlinien des reichhaltigen Werkes, von den frühesten akademischen Schriften über die klassischen Bücher bis zu den essayistischen Miniaturen der späten Jahre und den bereits aus dem Nachlass gehobenen Schriften.

Jürgen Goldstein, 1962 geboren, lehrt als Professor für Philosophie an der Universität Koblenz-Landau. Maßgeblich von Hans Blumenberg inspiriert, widmen sich seine Studien der Genese und dem Profil der Moderne. Seine Bücher befassen sich mit der Herausbildung der neuzeitlichen Subjektivität und Rationalität, der politischen Philosophie des 20. Jh. und der Geschichte der Naturwahrnehmung. Für sein Buch Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt erhielt er 2015 den Gleim-Literaturpreis und 2016 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch / Essayistik.

Jürgen Goldstein: Hans Blumenberg. Ein philosophisches Portrait
Gebunden mit Schutzumschlag, mit Lesebändchen
624 Seiten | 34 Euro 
Auch als E-Book erhältlich


Laurent de Sutter
Nach dem Gesetz

Was ist Recht und woraus entspringt es? Ist Recht dasselbe wie die Gesetze?

Auf den Spuren der Dialektik von Gesetz und Recht befragt Laurent de Sutter die Quellen der großen Weltreligionen, Überlieferungen aus der Antike und dem Römischen Reich, aus Japan, Indien und China, immer auf der Suche danach, wie das Gesetz unseren Begriff vom Recht verengt hat. Er stellt die Frage, wie sich das Gesetz installiert hat, und weitet den Blick auf das, was überhaupt als Recht verstanden werden kann. So trägt de Sutter nicht nur zu einem besseren Verständnis der kulturellen Färbung unseres Rechtsbegriffes bei, sondern erzählt eine Globalgeschichte des Gesetzes, die nicht zuletzt die dringende Frage stellt, wie wir unser Zusammenleben organisieren können – und welche Ordnung abseits der Gesetzesordnung wir ihm zugrunde legen können.

Laurent de Sutter, 1977 in Brüssel geboren, ist Professor für Rechtstheorie an der Vrije Universiteit Brüssel. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden und befassen sich mit der Frage nach dem Verhältnis von Recht, Bild und Überschreitung. Er ist Herausgeber der Reihe Perspectives critiques bei Presses universitaires de France und der Reihe Theory Redux bei Polity Press.

Laurent de Sutter: Nach dem Gesetz
Aus dem Französischen von Max Henninger
Gebunden mit Schutzumschlag
233 Seiten | 25 Euro |



Yuk Hui
Die Frage nach der Technik in China. Ein Essay über die Kosmotechnik

Eine revolutionäre Untersuchung zum Verhältnis von Technik und Kosmologie,
von Natur und Kultur.

Der Hongkonger Philosoph Yuk Hui geht in diesem wegweisenden Essay der Frage nach dem Technikbegriff in der westlichen Philosophie nach und entwickelt anhand der großen chinesischen Denker von Laotse und Konfuzius bis hin zu Tu Weiming eine erste chinesische Philosophie der Technik, um schließlich zu einer wirklich globalen Weltgeschichte beizutragen.

»Gewiss wird man Wissenschaft und Technologie verstehen müssen, um in der Lage zu sein, sie zu transformieren; doch nach mehr als einem Jahrhundert der ›Modernisierung‹ ist nun der Moment gekommen, eine neue Form der Praxis anzustreben, nicht nur in China, sondern auch in anderen Kulturen.«

Yuk Hui, Philosoph aus Hongkong, studierte Technische Informatik, Kulturtheorie und Philosophie an der Universität Hongkong und am Goldsmiths College in London. Er unterrichtete u. a. am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft der Leuphana Universität Lüneburg, an der Chinesischen Hochschule der Künste und an der Bauhaus Universität Weimar. Yuk Hui ist Autor mehrerer Bücher zu Philosophie und Technik.

Yuk Hui: Die Frage nach der Technik in China. Ein Essay über die Kosmotechnik
Aus dem Englischen von David Frühauf
Gebunden mit Schutzumschlag
326 Seiten | 28 Euro  
Auch als E-Book erhältlich


Michel Surya
Der andere Blanchot.
Das Schreiben des Tages, das Schreiben der Nacht

Michel Suryas Essay unternimmt eine akribische Untersuchung und Einordnung der rechtextremen Veröffentlichungen Maurice Blanchots in den 1930er-Jahren. Dabei stellt er auch die Frage, inwieweit sein späteres Beschweigen der frühen Schriften das Werk dieses unbedingten Theoretikers der Literatur korrumpiert. Martin Heidegger, Paul de Man, Maurice Blanchot ... die Debatte hält an.

Michel Surya, 1954 geboren, Schriftsteller und Philosoph, hat neben seiner einschlägigen Biografie zu Georges Bataille zwei Romane sowie mehrere Erzählungen und philosophische Essays veröffentlicht. 1987 rief er die Zeitschrift Lignes ins Leben, deren Herausgeber er bis vor Kurzem gewesen ist.

Michel Surya: Der andere Blanchot. Das Schreiben des Tages, das Schreiben der Nacht
Aus dem Französischen von Joscha Sörös und David Rupp
Gebunden mit Schutzumschlag
180 Seiten | 22 Euro  


Meilensteine der Wissenschaft
jetzt als Paperback wieder lieferbar

Patrick Eiden-Offe
Die Poesie der Klasse. Romantischer Antikapitalismus und die Erfindung des Proletariats

»Patrick Eiden-Offes originelles Buch stellt überzeugend dar, wie der deutschen Arbeiterbewegung die Poesie ausgetrieben wurde – zumindest offiziell [...] Selten ist eine Forschungslücke mit so viel Esprit geschlossen worden, mit der Folge, dass Männergesangsvereine und Laubenpieper plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen.«
Judith Leister, SWR2

Der entstehende Kapitalismus brachte nicht nur massenhaftes Elend hervor, mit ihm bildeten sich in den unteren Klassen auch neue Formen der Dichtung und des Erzählens heraus, in denen die Misere der Gegenwart und Formen des Widerstands eindrücklich beschrieben wurden. Mit Blick auf eine vermeintlich heile Vergangenheit gab sich das entsprechende Proletariat so den poetisch-rebellischen Träumen von einer besseren Zukunft hin.

Diese bahnbrechende literarisch-historische Untersuchung ist eine Expedition in eine Epoche, als verarmte Handwerker, städtische Pöbel und prekäre Intellektuelle mit der Poesie der Klasse gegen die Prosa der Verhältnisse ins Gefecht zogen, und eine längst überfällige Rehabilitierung des romantischen Antikapitalismus.

Patrick Eiden-Offe, 1971 geboren, ist Literatur- und Kulturwissenschaftler. Er hat neuere deutsche Literatur, Philosophie, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte in Tübingen und Hamburg studiert. Seit 2017 untersucht er am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in Berlin die Theoriebildung des jungen Georg Lukács. Im Oktober 2020 wird sein neues Buch »Hegels ›Logik‹ lesen. Ein Selbstversuch« bei Matthes & Seitz Berlin erscheinen.

Patrick Eiden-Offe: Die Poesie der Klasse. Romantischer Antikapitalismus und die Erfindung des Proletariats
Batterien Paperback
460 Seiten | 18 Euro 
Auch als E-Book erhältlich


Per Leo
Der Wille zum Wesen.
Weltanschauungskultur, charakterologisches Denken und Judenfeindschaft in Deutschland 1890-1940

»Eine große Studie, die Widerspruch herausfordert.«
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung

Per Leo fragt in dieser bahnbrechenden Studie nach den geistesgeschichtlichen Wurzeln von Rassismus und Judenverfolgung im Nationalsozialismus. Er zeigt, dass der Wille zur Ausgrenzung sich weniger als eigenständige Ideologie artikulierte, sondern in eine diffus rationale Weltanschauungskultur eingebettet war, die in dieser Form nur in Deutschland entstehen konnte. Am Beispiel des charakterologischen Diskurses rekonstruiert Leo die Route, auf der das allgemeine Problem menschlicher Ungleichheit und die besondere Frage nach dem »jüdischen Wesen« ihren Weg aus dem 19. Jh. ins 20. Jahrhundert fanden.

Per Leo, 1972 in Erlangen geboren, studierte in Freiburg und Berlin Philosophie, Neuere und Neueste Geschichte und Slawistik. Er lebt und arbeitet in Berlin als freier Autor und Schatullenproduzent. Für seine Dissertation »Der Wille zum Wesen« wurde er mit dem Sonderpreis »Judentum und Antisemitismus« der Humboldt Universität Berlin ausgezeichnet.

Per Leo: Der Wille zum Wesen. Weltanschauungskultur, charakterologisches Denken und Judenfeindschaft in Deutschland 1890-1940
Batterien Paperback
750 Seiten | 22 Euro 

Foto:
Cover

Info:
Verlag Matthes & Seitz
Berlin
Göhrener Straße 7
10437 Berlin
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