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Kategorie: Bücher
krimi roslund geburtstagsAnders Roslund legt im Ullsteinverlag seinen „ersten“ blutigen und spannenden Kriminalroman vor

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Ich kann mich nicht erinnern, ob ich von dem erfolgreichen schwedischen Gespann Roslund & Thunberg sowie Roslund & Hellström eines der zehn Bücher besprochen hatte. GEBURTSTAGSKIND ist das erste, das Anders Roslund alleine vorlegt und trotz der 556 Seiten liest man es gespannt bis zum Schluß. Es ist ja bekannt, daß die Skandinavier ihre Kriminalromane besonders grausam gestalten und darüber sind schon viele psychologische Studien erschienen, immer mit dem Tenor, daß die Abwesenheit von Licht über so viele Monate einfach die dunkle Seite der Menschheit ins Licht des Schreibens bringe.

Wie auch immer, ziehen Sie sich warm an, denn gleich auf den ersten Seiten bleibt ihnen fast das Herz stehen, wenn davon die Rede ist, daß am Geburtstag des noch unbekannten Mädchens ihre ganze Familie ermordet wird, sie als einzige entging dem Mörderkommando, weil sie sich in einem Schrank versteckt.

Das absolut Gruselige, aber wirklich stringent Dargestellte, ist nun, daß wir vom Mord nur wissen, weil Seiten später Kommissare auftauchen, die das Mädchen zum Öffnen der Tür motivieren. Nachbarn fiel auf, daß der Fernseher so lange lief – wir hatten von ihr nur mitbekommen, wie froh sie war, daß sie mal ungehindert durch Schlafenszeiten durchgehend das Kinderprogramm anschauen konnte – und das ein widerlicher Geruch aus dem Wohnung kam. Doch das merkte das kleine Mädchen, das wie gesagt an diesem Tag Geburtstag gefeiert hatte, weil sie fünf Jahre alt wurde, nicht und wir können es nicht merken, denn sie singt immer wieder Hochsollsieleben, wie die Familie sie an diesem besonderen Tag feierte; sie redet immer wieder mit ihren Eltern oder mit Bruder Elias, der in seinem Zimmer auf dem Stuhl sitzt und ein Buch liest oder mit der älteren Schwester Julia, die im Bett liegt und schläft. Sie redet mit ihnen, setzt sich alle Tage auf den Schoß von Mutter und Vater, nur antworten die nicht: weder Vater, Mutter, Julia oder Elias. Denn sie sind tot.

Das ist ein Beginn, der sicherstellt, daß man nun alles genau wissen will. Warum wurde die ganze Familie erschossen, denn die Mörder wußten ja nicht, daß Zana, so heißt sie, versteckt überlebt hatte. Kommissar Ewert Grens hatte das kleine Mädchen vorgefunden, daß nun allein auf der Welt, von Verwandten wußte man nichts, der Fürsorge übergeben wird, zu Pflegeeltern kommt, adoptiert wird, bis 20 Jahre später wieder ein Mord geschieht, wieder in der selben Wohnung im selben Haus wie damals. Dieses Deja vü kann der Kommissar kaum ertragen, aber es ist der notwendige Adrenalinstoß, um ihm klar zu machen, daß die Mörder nach dem kleinen Mädchen suchen, nach Zana, die inzwischen aus guten Gründen ganz anders heißt, jetzt Amelia, davor Hannah, davor Zana...

Wie Grens sie sucht, um sie vor den Mördern zu finden, um sie zu schützen, davon handelt dieser Roman, in dem die erwachsene Zana dann ihre eigene Rolle findet, was die Herkunft ihrer Familie aus Albanien/ Montenegro angeht, wohin sie geht, ihre Tante findet, Haupt einer Verbrecherbande von Waffenschiebern, zu der auch ihre Eltern gehörten, die, als die Nichte zu neugierig wird, diese umlegen soll, aber...nein, mehr wird nicht verraten. Aber: es geht übel aus und dennoch hat das Recht gesiegt.

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Info:
Anders Roslund, GEBURTSTAGSKIND, aus dem Schwedischen von Ulla Ackermann, Ullstein Verlag 2020
ISBN 978-3-86493-145-1