AKM 1115 C Ansgar Klostermann Rheingau Literatur Festival11.111 Euro und 111 Flaschen Rheingauer Riesling an Katerina Poladjan

Felicitas Schubert

Oestrich-Winkel (Weltexpresso)  – Die Macher des Rheingau Musik Festivals sind wirklich zu bewundern. Kaum ist das Musikfestival vorbei, geht es mit den Literaturtagen weiter. Die werden durch weitere Kollegen unterstützt, aber diejenigen, die im Hintergrund werkeln, daß alles zur Zufriedenheit aller abläuft, sind diesselben. Respekt also. Gestern also erhielt den Rheingau Literatur Preis 2022   die Schriftstellerin Katerina Poladjan für ihren Roman „Zukunftsmusik“. Die durch das Rheingau Literatur Festival initiierte Ehrung wurde in diesem Jahr zum 29. Mal vergeben. Eine der witzigsten Preisvergaben der Republik lautet: Die Auszeichnung ist mit 11.111 Euro und 111 Flaschen besten Rheingau Rieslings dotiert.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Rheingau Musik Festival e.V. stifteten je 5.000 Euro des Preises, der vom Relais & Chateaux Hotel Burg Schwarzenstein um 1.111 Euro ergänzt wurde. Die erlesenen Weine stammen aus den herausragenden Kellern des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Rheingau.

Der Rheingau Literatur Preis wurde Katerina Poladjan im Rahmen des diesjährigen Rheingau Literatur Festivals am Sonntag den 25.9. um 11 Uhr auf Burg Schwarzenstein von Staatssekretärin Ayse Asar (Hessisches Ministerium Wissenschaft und Kunst), Michael Herrmann (Intendant Rheingau Musik Festival), Andreas Platthaus (Künstlerischer Leiter Rheingau Literatur Festival), Claus Wisser (Vorstandvorsitzender Rheingau Musik Festival e.V.), Ernst Udo Grossmann (Geschäftsführender Gesellschafter Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein) sowie Ingrid Datt (Verband der Prädikatsweingüter) verliehen. Die Laudatio hielt Shirin Sojitrawalla.

Die Jury begründete ihre Wahl folgendermaßen: „Mit ‚Zukunftsmusik‘ ist Katerina Poladjan ein vielstimmiges Gesellschaftsporträt gelungen. Es erzählt von einem einzigen Tag des Jahres 1985 in einer sowjetischen Gemeinschaftswohnung. Mittelpunkt sind Frauen aus vier Generationen einer Familie. Der Roman lotet im Zusammenspiel mit Motiven der russischen Literatur Schicksale aus, die mit dem Tod des Generalsekretärs Konstantin Tschernenko und dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow vor einem Umbruch stehen: politisch wie privat. ‚Zukunftsmusik‘ erinnert an einen Moment der jüngeren Geschichte, in dem alles möglich schien.“

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn erklärte: „Gerade in Zeiten der Unsicherheit, von Krieg und Krise hat Literatur eine wichtige Rolle, ob sie sich nun als Diskursraum versteht, Alternativen zur Realität aufzeigt oder auch Zufluchten bietet. Katerina Poladjan berichtet in ,Zukunftsmusik‘ aus einer Gemeinschaftswohnung in der Sowjetunion zu Beginn der Ära Gorbatschow, deren Figuren sie wie auf der Theaterbühne inszeniert, mit Ausflügen ins Fantastische. Das ist vergnüglich und heiter – der Blick auf die Aufbruchsstimmung von Glasnost und Perestroika muss angesichts des Rückfalls Russlands in die Diktatur aber auch bedrücken. Ich gratuliere Katerina Palodjan herzlich zu dieser Auszeichnung!“


Foto:
Titel:Preisträgerin Katarina Poladjan mit Urkunde und 111 Flaschen besten Rheingau Riesling
Text: (v.l.n.r): Ingrid Datt (Verband der Prädikatsweingüter), Staatssekretärin Ayse Asar (Hessisches Ministerium Wissenschaft und Kunst), Claus Wisser (Vorstandvorsitzender Rheingau Musik Festival e.V.), Katarina Poladjan (Preisträgerin), Andreas Platthaus (Künstlerischer Leiter Rheingau Literatur Festival), Michael Herrmann (Intendant Rheingau Musik Festival), Ernst Udo Grossmann (Geschäftsführender Gesellschafter Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein)
© Ansgar Klostermann

Info:
Katerina Poladjan wurde in Moskau geboren, wuchs in Rom und Wien auf und lebt in Deutschland. Sie schreibt Theatertexte und Essays, auf ihr Prosadebüt „In einer Nacht, woanders“ folgte „Vielleicht Marseille“, und gemeinsam mit Henning Fritsch schrieb sie den literarischen Reisebericht „Hinter Sibirien“. Sie war für den Alfred-Döblin-Preis nominiert wie auch für den European Prize of Literature und nahm 2015 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil. Für „Hier sind Löwen“ erhielt sie Stipendien des Deutschen Literaturfonds, des Berliner Senats und von der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. 2021 wurde sie mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet. „Zukunftsmusik“ stand auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022.

Die Jury des Rheingau Literatur Preises setzt sich unter der Leitung von Andreas Platthaus zusammen aus Heiner Boehncke, Viola Bolduan (ehemalige Feuilletonchefin des Wiesbadener Kuriers), Alf Mentzer (Literaturredakteur des Hessischen Rundfunks) und Shirin Sojitrawalla (Literatur- und Theaterkritikerin).

Die bisherigen Preisträger waren Stefanie Menzinger, Ulla Berkéwicz, Herbert Maurer, Thomas Meinecke, Hella Eckert, Thomas Lehr, Peter Stamm, Bodo Kirchhoff, Robert Gernhardt, Reinhard Jirgl, Ralf Rothmann, Gert Loschütz, Clemens Meyer, Antje Rávic Strubel, Ursula Krechel, Christoph Peters, Jochen Schimmang, Josef Haslinger, Sten Nadolny, Ralph Dutli, Stephanie Bart, Klaus Modick, Saša Stanišić, Ingo Schulze, Robert Seethaler, Dörte Hansen, Annette Pehnt und Judith Hermann.


Über das Rheingau Literatur Festival

Zur herbstlichen Weinlese hielt zwischen dem 15. und 25. September 2022 wieder ein literarischer Jahrgang Einzug in einmalige Kulturstätten des Rheingaus. Zu den Veranstaltungsorten gehören in diesem Jahr Schloss Johannisberg, Kloster Johannisberg, Burg Schwarzenstein, Weingut Baron Knyphausen und die Klostermühle (Kiedrich), wo die eingeladenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller Kostproben aus ihren aktuellen oder noch unveröffentlichten Werken geben. Am 15. September wurde das Rheingau Literatur Festival „WeinLese 2022“ unter der neuen Künstlerischen Leitung von Andreas Platthaus auf Schloss Johannisberg in Geisenheim eröffnet.

www.rheingau-musik-festival.de