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Kategorie: Heimspiel

Serie: Politischen Konflikts um ein Deutsches Romantikmuseum in Frankfurt am Main, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gar nicht einfach, die vielen Puzzleteile des Konflikts auseinanderzudröseln: da geht es um eindrucksvolles Archivmaterial des Freien Deutschen Hochstifts zu den Frankfurter Familien der Brentano, Savigny, Günderrode...denen man seit hundert Jahren einen eigenen Raum neben dem Frankfurter Nationalhelden Goethe einräumen will, damit der Zusammenhang der Romantik, der in Frankfurt und Umgebung gelegt wurde, deutlich wird – auch der Disput mit Goethe.

 

Es geht weiterhin um zufällig gleichzeitig freiwerdende Häuser der Nachbarschaft des Goethehauses, desweiteren um eine Dreiviertelfinanzierung durch Dritte, die der Stadt Frankfurt nur noch 4 Millionen zur Errichtung des Romantikmuseums aufbürden – und um den angesichts der Sachlage völlig unverständlichen Beschluß des Frankfurter Magistrats, bzw. Haushaltsausschuß mit der schwarzgrünen Mehrheit, diese vier Millionen und damit das Deutsche Romantikmuseum zu streichen.

 

Archivmaterial und was bedeutet: ROMANTIK?

 

Fangen wir mit dem Archivmaterial an, gehen aber noch einen Schritt zurück. Fragt man in anderen Ländern nach den Deutschen, dann wird immer wieder Goethe genannt und als besondere kulturelle Leistung die ROMANTIK angeführt - von der Antwort "Hitler" wollen wir hier schweigen. Für die Europäer hat diese von Deutschland ausgehende Seelen- und Geistesströmung zu einer Zäsur der seit der Antike in Politik, Gesellschaft und Künsten vorherrschenden Rationalität und Verstandesvorherrschaft geführt, mit dem dem Deutschen entlehnten Begriff des ROMANTIZIMUS, hin zu einer in den Tiefen des Menschen gründelnden Wesensverwandtschaft mit der Natur, mit ihren Kräften, ihren Geheimnissen und dem Übersinnlichen, das in der Welt à la E.T.A. Hoffmanns Phänomen – Hoffmanns Schriften wurden übrigens in Frankfurt gedruckt - wahrnehmbar, aber nicht naturwissenschaftlich zu beweisen ist.

 

Diese Zwischenwelt war und ist es, die die ROMANTIK in Wort, also Gedicht (Die blaue Blume), Erzählungen (E.T.A Hoffmann, Der Sandmann), Märchen (nicht nur Brüder Grimm), Sagen Romanen, in Ton, also Liedern und Weisen (DES KNABEN WUNDERHORN, Die Loreley), kleinen Orchesterstücken und Sinfonien und in der Kunst C.D. Friedrichs beispielsweise in Zeichnungen, Gemälde und Drucke hierzulande in Blüte brachte. Für das Ausland heißt das auch DER DEUTSCHE WALD, DAS DEUTSCHE LIED und speziell für die Engländer die Rheinromantik mit der BURGENROMANTIK, die von der Romantik ins Mittelalter zurückführt und in der angehenden Industrialisierung alte Verfahrensweisen wie Handarbeit, aber auch Volkstümlichkeit wie Märchenerzählen, Hausmusik u.a. wieder aufleben läßt.

 

Betrachtet man sich die deutsche Museenlandschaft, gibt es außer speziellen Gedenkstätten für einzelne Größen der ROMANTIK überhaupt kein Museum, das die gesamte Bewegung der Romantik allein für Deutschland als Kulturepoche zusammenfaßt. Obwohl wie gesagt, die ROMANTIK gleichzeitig für das Ausland die typisch deutscheste Epoche ist, abgesehen vom Dritten Reich, das leider auch manche auf die ROMANTIK zurückführten, was man wiederlegen kann. In der kulturellen und der Tourismuskonkurrenz unserer deutschen Städte, hat also Frankfurt mit den in den Archiven des Freien Deutschen Hochstifts lagernden Schätzen ein noch nicht ausgeschöpftes Reservoir für ein Museum neuer Art, denn dies Romantikmuseum nur auf der literarischen Überlieferung aufzubauen, deren Hauptbestandteil das Archiv im Hochstift ausmacht, wäre gegen die innere Konzeption dieser Bewegung gerichtet, in der noch mehr als sonst sowieso Kongenialität herrschte, so komponierte der Dichter E.T.A. Hoffmanns, was Jacques Offenbach in HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN zur Oper machte, andere schrieben und zeichneten etc..

 

Die Konzeption eines Museums ohne den Gleichklang der Künste dieser Epoche wäre ein Bastard, auch wenn selbstverständlich der Grundstock erst einmal mit den Schriften der Romantiker gelegt ist. Tatsächlich handelt es sich um eine Epoche, die für sich ein Gesamtkunstwerk wurde und diesen Begriff uns eingepflanzt hat. Fortsetzung folgt.

 

Foto: Eigentlich Detail aus Füsslis Nachtmahr, hier aber fungieren diese Figuren auch als die aus Schilda