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Kategorie: Heimspiel
Bildschirmfoto 2019 03 16 um 12.38.03Kulturdezernentin, Direktor des Zoos und die Zoologische Gesellschaft stellen Gesamtkonzeption für das Kinder- und Jugendtheater, das Conservation Center und die weitere Zooentwicklung vor

Eric Fischling

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Damit man versteht, warum das Ganze äußerst aktuell ist, muß man wissen, daß in der boomenden Stadt Frankfurt am Main immer wieder der Vorschlag zu hören ist, den Zoo, der mitten in der Stadt ein großes Gelände Richtung Osten bevölkert, diesen Zoo doch auszulagern an den Rand der Stadt, wo es den Tieren sicher mit mehr Platz dann viel besser geht.

Das wurde bisher immer wieder zurückgewiesen, da die Frankfurter an ihrem Zoo hängen und es einfach etwas anderes ist, ob ich mit der Straßenbahn, seit ein paar Jahren auch mit der U-Bahn, auf das Ende der Zeil, der immer wieder einkaufsstärksten Meile der ganzen Republik, fahre oder halt vor oder nach dem Einkauf laufe oder ob ich eine kleine Reise in die nördlichen Vororte unternehme, woanders als am Taunusrand könnte man sich den Zoo sowieso nicht vorstellen. Frankfurt hat derzeit eine solch rasante Bevölkerungsentwicklung, also eine Zunahme, daß überall Bauland gesucht wird. Das Zoogelände liegt also Richtung Osten, wo derzeit, verursacht durch die Europäische Zentralbank (EZB), die in die alte wunderbare Großmarkthalle (Architekt Martin Elsaesser) durch ein himmelwärts strebendes sehr großes Gebilde (Architekten: Coop Himmelb(l)au) eine Bautätigkeit ohne Ende geschieht.

Aber es wäre falsch, diese Entwicklung nur auf die EZB zu beziehen. Seit die Industrien im Osten zusammengebrochen sind, hat die Stadt bewußt dort neue Firmen, Gesellschaften, Werbeagenturen, Bildungseinrichtungen,  Kultureinrichtungen etc. angesiedelt.Die 'Aufwertung' des Stadtviertels OSTEND führt inzwischen zu einer so rigorosen baulichen Situation, daß auf Teufel komm raus, die bisher normal ausgestatteten Häuser derart aufgehübscht werden, daß ihre Bewohner die neue Miete nicht mehr zahlen können, was durchaus in der Absicht von Wohnungsspekulaten ist, nicht in der Absicht oder gar dem Interesse der Stadt. Denn im Ostend wohnten bisher die sogenannten kleinen Leute, es war ein Arbeiterviertel und voll von kleinen Geschäften, Handwerkbetrieben etc. Die Vertreibung und Gentrifizierung des Ostend, ist ein großes Thema in Frankfurt.

Das soll ausdrücken, daß die Vorschläge für die Verlagerung des Zoos, die früher wirklich aus Tierinteresse entstanden waren, längst andere Hintergründe haben, da so viel Boden frei würde. Die Stadt Frankfurt hat zur Zufriedenheit ihrer Einwohner wieder einmal allen Bauspekulationen den Boden entzogen und eindeutig festgelegt, daß ihre politische Absicht die Beibehaltung des Zoos am gegenwärtigen Ort ist. Auf diesem Hintergrund muß man das jetzige Prozedere verstehen, daß sogar durch neue Bauvorhaben die Absicht der Stadt, den Zoo am gegenwärtigen begehrten Ort beizubehalten, buchstäblich zementiert. Gut so. 

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig hat also gestern gemeinsam mit Michael Brombacher, Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF), Dr. Miguel Casares, Direktor Zoo Frankfurt und Andreas Schröder, Geschäftsführer der Museumsbausteine Frankfurt GmbH, den Stand der Planungen und die nächsten Schritte für ein Kinder- und Jugendtheater im Zoo-Gesellschaftshaus und ein Conservation Center am Osteingang vorgestellt.

Nach umfangreichen Untersuchungen hat der im Koalitionsvertrag festgeschriebene Prüfauftrag für ein Kinder- und Jugendtheater ein klares Ergebnis geliefert: „Das Haus eignet sich hervorragend für ein Kinder und Jugendtheater und muss ohnehin saniert werden“, sagt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Dieser Auftrag fügt sich in meine Gesamtvision für den Zoo ein“, so die Dezernentin weiter. Demnach soll im Osten des Zoos, am bisherigen Osteingang ein mehrgeschossiges Gebäude errichtet werden, das der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt als Conservation Center und dem Zoo selbst dient. Auch der zweite Eingang für den Zoo an der Rhönstraße wird so dauerhaft eingerichtet.

Das geplante Bauvorhaben könnte gemeinsam mit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt realisiert werden, die sich mit einem namhaften Betrag beteiligen wird. „Der Verlust der biologischen Vielfalt ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Frankfurt hat jetzt die Chance, mit dem Conservation Center einen Schwerpunkt für die Themen Naturschutz und Biodiversität herauszubilden. Die Stadt würde damit in einer Liga mit zwei ähnlichen Zentren in Cambridge und Potsdam spielen und damit globale Verantwortung übernehmen“, sagt Michael Brombacher, Zoologische Gesellschaft Frankfurt.

Die Pläne sehen vor, dass zeitnah mit dem Gebäude für das Frankfurt Conservation Center begonnen wird, und parallel dazu die vorbereitenden Planungen im Zoogesellschaftshaus beginnen. Mit Baubeginn des Kinder- und Jugendtheaters könnte so das Entrée Ost als Ausweichfläche für die Zooverwaltung dienen. Ein Interimsgebäude würde so gespart. „Der Ausbau und die Neugestaltung des bisherigen Zoogeländes genügt für einen modernen Zoo, der internationale Anerkennung beansprucht, nicht mehr. Das zentrale Thema eines Zoologischen Gartens der Zukunft ist der Erhalt der Artenvielfalt. Die drei Säulen Zooentwicklung, der Aufbau eines Frankfurt Conservation Center gemeinsam mit der ZGF genauso wie das Kinder- und Jugendtheater sind von herausragender Bedeutung für den Zoo Frankfurt“, sagt Zoodirektor Dr. Miguel Casares.

Ihren Vorschlag für eine Gesamtkonzeption des Areals stellt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig im nächsten Schritt den städtischen Gremien vor, um noch im Laufe dieses Jahres einen entsprechenden Grundsatzbeschluss vorzubereiten. „An diesem Ort mit dem historischen Gebäude könnte zukünftig ein Theater für Kinder- und Jugendliche mit den Botschaften von Naturschutz und Artenvielfalt zusammengeführt werden.“

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© Stadt Frankfurt