Drucken
Kategorie: Heimspiel

Oberbürgermeister Peter Feldmann stellt in Frankfurt am Main neue Expertengruppe „Seniorenpolitik“ vor, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Einen anderen Ansatz, eben für andere Zielgruppen, bringt Christiane von Keutz mit. Sie selbst gehört zu denen, die nach dem Erwerbsleben nun seit vier Jahren Rentnerin ist und der die Betätigungsfelder vor die Füße fallen, was auch daran liegt, daß sie, der es gut zu gehen scheint, etwas „tun will, was für andere eine Bedeutung hat“.



Einerseits betreut sie selber im Ehrenamt zwei junge Frauen in ihrer Ausbildung, deren Migrationshintergrund Hilfestellung sinnvoll machen. Andererseits ist sie dadurch auch mit dem Modellprojekt WOHNEN FÜR HILFE in Berührung gekommen, das vom Frankfurter Bürgerinstitut initiiert, eine für Frankfurt ideale Kombination darstellt.

 

Alte mit viel Wohnraum stellen Jungen – Studenten und Auszubildenden - ein kostenloses Zimmer zur Verfügung (Nebenkosten müssen sie selbst bezahlen), dafür helfen dann die Jungen bei Hausarbeiten oder sonstiger Hilfestellung, wobei der Umfang der Stunden sich an der Anzahl der mietfreien Quadratmeter mißt. Diese tolle Sache müsse sich bei den alten Wohnungsinhabern erst noch herumsprechen, meint Frau von Keutz, die Jungen wüßten davon. Wir hatten anschließend einen Termin in der Universität, wobei von sechs angesprochenen Studenten keiner von dieser Möglichkeit wußte. Also ist auch hier noch Aufklärungspotential.

 

Der Dritte im Bunde stellte den dritten Bereich vor, in dem OB Feldmann eine verstärkte Einflußnahme von alten Menschen auf die Stadtgesellschaft möglich sieht: der Seniorenbeirat, dessen Stellvertretender Vorsitzender Heinrich Trosch ist. Ihn konnte man gut verstehen, wenn ihm diese Aufgabe zu wenig ist, denn der Seniorenbeitat ist seit zwanzig Jahren „ein Hilfsorgan des Magistrats“, also ohne eigene Kompetenz, nur für die Beratung zuständig, obwohl er immerhin nicht von oben bestellt, sondern aus den Ortsbeiräten hervorgeht. Sinnvoll wäre es, einen demokratisch legitimierten Seniorenrat zu schaffen – beispielsweise wie in Wiesbaden eine Wahl gleichzeitig mit den Kommunalwahlen - , der dann von sich aus Vorschläge vorbringt, auch Forderungen anmeldet und so dem Rechnung trägt, was Peter Feldmann mit seiner Expertenrunde schon jetzt vorhat: „Wir wollen herausfinden, was die Stadt für die gesellschaftliche Teilhabe von alten Menschen tun kann“.

 

Damit greift der Oberbürgermeister die aktuelle gesellschaftliche Situation auf. Die Jahrgänge nämlich, die nach dem Krieg aufgewachsen in der Bundesrepublik mit dazu beigetragen haben, die damals ALTEN aus guten politischen Gründen in die Wüste zu schicken und die eine ausgesprochene JUGENDKULTUR installiert haben, in der nicht nur die Dreißig schon jenseitig waren, sondern eben alt mit abgehalftert verbunden war, diese Jahrgänge werden nun selber alt, sind schon in Rente oder werden demnächst „verrentet“ und stellen fest: „Eigentlich sind wir doch jung.“, was nicht nur ein individuelles Verdienst ist, sondern aus einem Konglomerat aus verschiedenen Umweltveränderungen resultiert.

 

Man darf gespannt sein, was da noch kommt, denn das, was eine Teilnehmerin des Gesprächs formulierte, sie habe noch nie so viel gearbeitet, wie seit dem Zeitpunkt, seit sie Rentnerin sei, haben die zwei Personen, die im OB-Beratergremium „Seniorenpolitik“ selbst zu den Rentnern gehören, mit einem hörbaren Seufzer unterstützt.



Daß allerdings diejenigen, die im Alter krank und pflegebedürftig seien, die allererste Zielgruppe der Seniorenpolitik bleibe, machte Peter Feldmann im Verbund mit Johannes Pantel deutlich, der an der Universität Frankfurt die Stiftungsprofessur für Gerontopsychiatrie innehat und dessen Schwerpunkt „im Bereich der der Demenzforschung sowie bildgebende Verfahren in der Psychiatrie sind. Feldmann sprach von 10 000 an Demenz Erkrankten in Frankfurt, von denen 70 Prozent zu Hause versorgt werden, die man nicht allein lassen dürfe. Christiane von Keutz erzählte von den traurigen Momenten, als sie mit Fünfzig ihre demente Mutter in ein Heim geben mußte und dort zu Besuch kam.



Bei politischer Hilfestellung für Demenzkranke gehe es nicht nur um Geld und Personen, sondern auch um inhaltliche Angebote, war Johannes Pantel wichtig. So hat er eine Idee, die er vom MOMA, dem Museum of Modern Art in New York habe, für Frankfurt übernommen und das Städtische Kunstinstitut Städel als Kooperationspartner gewonnen. Es werde spezielle Führungen für Demente geben und auch die Möglichkeit, kreativ im Atelier zu arbeiten. Es gehe einfach darum, den Bereich der nonverbalen Kommunikation auszuloten und solche nonverbalen Aspekte zu fördern. Wer je mit dementen Menschen zu tun hatte, weiß, welches positive Potential hierin liegt.