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Kategorie: Heimspiel
irisweltfragt eine Ausstellung im Museum für Weltkulturen in Frankfurt am Main 

Iris G. Schmidt

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ja, was bedeutet „healing“ eigentlich für jeden Einzelnen von uns? Um sich mit diesem unterschiedlich geprägten Begriff auseinanderzusetzen, inspiriert die Ausstellung gleichen Namens im Museum für Weltkulturen am Frankfurter Museumsufer mit Texten, Bildgeschichten und ausdrucksstarken Exponaten internationaler Künstler. Die in zwei Jahren Vorbereitungszeit jetzt am 2. November 2022 eröffnete beeindruckende Welt bietet dem Betrachter einen besonders weiten Blick in die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Lebensweisen unserer Erde und vermittelt die Idee der Verbundenheit von Mensch und Natur.

„Es ist an der Zeit, Knoten zu lösen“, so regt Elena Barnabè an, alle Krisen als Chance zu begreifen, Strukturen zu überdenken, um neue Gleichgewichte für eine gemeinsame Verantwortung zu übernehmen.

Auch ist in dieser Ausstellung erkennbar, dass die globale Macht der großen Einflüsse aus der sogenannten westlichen Welt leider oft auf Ausbeutung von Mensch, Umwelt und Ressourcen liegen. Westliche Epistemologie und Weltbild, Erzähl- und Denkstrukturen dominieren nach wie vor die Diskurse.

Außer den themenbezogenen Exponaten, die in jahrelanger erfolgreicher Arbeit des Weltkulturen Museums zu dieser großartigen Ausstellung zusammengestellt wurde, eröffnen historische Videos dem Betrachter eine neue Welt, die buchstäblich erlebt wird und darüber hinaus aufzeigt, wo sich individuelle „wirksame“ Heilung finden lässt, um die ureigenen Kräfte zu erkennen und sie wo erforderlich, diese entsprechend einzusetzen.

Das gesprochene Wort ergänzt in eindrucksvoll geschriebenen Wandtexten die sachdienliche Kommunikation zwischen professioneller Darstellung und dem Hintergrund einer nachzuempfindenden sinnlichen Erfahrung des Bewusstseins.

Um zu begreifen, was „healing“ – Leben im Gleichgewicht verstehen zu können, sollte es keinesfalls genügen, nur einen Bericht zu überfliegen, der nur einen Bruchteil von dem wiedergeben kann, was diese Ausstellung vermittelt.

Eva Ch. Raabe, Direktorin des Weltkulturen Museums betonte die Vielstimmigkeit der bereichernden Arbeit bez. unterschiedlicher Beiträge, die Veranstaltungen, wie dieser, erst die entsprechende Relevanz verleihen.

Integriert ist eine beeindruckende Sammlung aus verschiedenen Materialien und Epochen stammenden Exponaten von Kämmen aus aller Welt, insbesondere für die Biografien, wie die einzelnen Objekte in diese faszinierende Sammlung gelangt ist.

Erschreckend dokumentiert, zugleich in ästhetischer Weise präsentiert, wirkt z.B. Mexicos Karibik-Küste, einem der größten Naturschutzgebiete des Landes durch angeschwemmten internationalen Müll, nachweislich identifiziert von Alejandro Durán, aus 58 Nationen und allen Kontinenten. Mit seiner surreal und phantastisch anmutenden Landschaft gelang es ihm, die gegenwärtige ökologische Notlage der Weltmeere in einer Art Weckruf die weitreichenden Auswirkungen des Wirtschaftens unserer Wegwerfgesellschaft widerzuspiegeln.  Die Coral Gardeners setzen sich für die Wiederherstellung beschädigter Korallenriffe ein. Duráns aufrüttelndes Kunstwerk gesammelter blauer Plastik vor dem endlos wirkenden Ozean lässt den Betrachter staunen. (mehr: alejandroduran.com TED)

Schon als Kind, aufgewachsen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexico aufgewachsen, glaubte er bis heute an eine vereinigende Kraft jenseits aller Grenzen, die ihn immer wieder aufs Neue bestätigt.

In Bezug auf „healing“ unserer Welt und was das uns alle angeht, wäre aus allen hervorragenden Beiträgen dieser Ausstellung zu erwähnen, besonders die beunruhigende Weise, mit der sich Durán seit vielen Jahren ernsthaft auseinander setzt. Bereits als Student widmete er seine Karriere der Kunst, u.a. Poetry, Photography und Filmmaking. Er arbeitete später als Director of Education an bedeutenden weltbekannten Museen in New York, wie z.B. MoMA, u.a. sein Projekt „Washed Up“, das er 12 Jahre lang auf Grund der erschreckenden Situation im Vordergrund stets erweitert. Trotz alledem ist Alejandro Durán ein Idealist geblieben, der nicht aufgibt, seine Werte umzusetzen und fest daran glaubt, entgegen allgemeiner Haltung, dass man als Einzelner nichts bewirken kann. Entsprechende Beispiele aus der Vergangenheit geben ihm recht! Jeder von uns trägt Verantwortung, im Rahmen seiner Möglichkeit „heilend“ einzugreifen!

Foto:
Alejandro Durán vor seinem Werk „Washed Up“
©IGS

Info:
Die Ausstellung „healing -  Leben im Gleichgewicht“ ist bis zum 3. September 2023 in Frankfurt zu sehen.
Weitere Information unter www.weltkulturenmuseum.de