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Kategorie: Heimspiel

Starke Ausstellung zum 100. Jahrestag des Untergangs im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main

 

Manfred Schröder und Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir sind wirklich keine schwarzgekleideten ewig gestrigen Untergangsphilosophen a la Oswald Spengler, aber was den UNTERGANG DER TITANIC  angeht, da kann man fast ins Schwärmen über Untergänge kommen. Hat man je soviel menschlichen, technischen, gesellschaftlichen, nautischen, hierarchischen Stoff erlebt, wie bei diesem Schiff, das zum Wunderwerk der Moderne erklärt gleich beim ersten Überqueren des Ozeans unterging?

 

Sagen wir es gleich: Wer sich diese Ausstellung nicht anschaut, der bleibt dumm. Denn es ist sozusagen eine Familienausstellung, in der jeder auf seine Kosten kommt. Die junge Rebecca, wenn sie sich doch so für Technik interessiert: Dort kann sie eine echte Funkstation von 1912 sehen und die Funkausrüstung der britischen Firma Marconi, die die Funkstation auf der gesunkenen Titanic eingerichtet hatte. Es gibt ein einziges Foto von der originalen Station, das wir deshalb im Text abdrucken.

 

Aber Johanna, die Mutter, ist hier auch richtig. Denn sie liebt die romantischen Geschichten, die oft schlimm ausgehen. Aber nicht alle. Fängt man erst einmal in der auf einen großen Raum konzentrierten Ausstellung an, die ausgestellten 30 (von 160 vorhandenen) originalen Telegramme – ja, sie lesen richtig – hinter Glas die originalen Telegramme - zu lesen, in denen die Passagiere über Funk den Lieben zu Hause mitteilten, daß es ihnen gut gehe, dann steht als Information unten drunter, um welchen Passagier aus welchem Land es sich handelt und auch, ob er – und wie – überlebt hat. Dem Ausstellungsbesucher tut es durchaus gut, daß  dabei sehr viel Überlebende sind, sehr viel mehr proportional, als die rund 1500 Menschen, die ertranken.

 

Eric ist ein Fernseh- und Filmfreak. Gerade weil er noch so klein ist, findet er die kleinen Bildschirme, auf denen originale Aufnahmen von der Titanic ablaufen und auch Filmdokumente von der Rettung– „natürlich in Schwarz Weiß“, sagt er, „denn das weiß doch jeder, daß es damals keine Farbfilme gab“ - , das Größte an der Ausstellung. Damit er richtig gucken kann, muß man ihn dazu allerdings ein wenig hochheben, was sein Vater Andreas gerne macht. Was sollen Ausstellungsmacher auch machen mit solchen kleinen Bildschirmen?  Sind sie weiter unten angebracht, sagen die Erwachsenen, sie seien keine Zwerge und auch keine Giraffen. Also den Kleinen heben.

 

Das verdrießt den Vater nicht, aber jetzt wird er stocksauer, was er durch die dokumentierten Funksprüche und Übermittlungen an der Wand erst jetzt mitbekommt: „Das ist ja unverantwortlich! Hier ist ja auf der Titanic eine Warnung nach der anderen eingegangen, offizielle Eiswarnungen und auch private Warnungen an und von den Passagieren.“ Mit Beachten der Warnungen über Funk hätte die Kollision vermieden werden können, denn nach der Kollision mit dem Eisberg sind durch Funkkontakte immerhin noch 705 Menschen gerettet worden.

 

Wie ist das Museum nur an diese Stücke gekommen? Denn hier ist als sein Besitz auch der handgeschriebene Bericht des Funkers Harold Bride vom  April 1912 zu sehen – ein einzigartig authentisches Zeugnis dieser Jungfernfahrt als Unglücksfahrt. Die Filme und Geschichten über den Untergang der Titanic sind legendär. Wenn dauernd über die Titanic-Verfilmung mit  Leonardo DiCaprio und Kate Winslet unter der Regie von James Cameron gesprochen wird, hat das einfach damit zu tun, daß dieser Film bis 2009 das meiste Geld in die Kassen spülte: 1, 8 Milliarden US-Dollar! Das 1912 untergegangene brandneue und tollste Schiff der damaligen Welt hatte umgerechnet 1,1 Milliarden Euro gekostet.

 

Hier im Museum hören Sie keine erfundenen Geschichten. Hier sind die wahren Ereignisse vom 14. auf den 15. April 1912 dokumentiert. Sie können das in technischer Hinsicht hinterfragen oder das Schiff genau studieren: Es war mit 269 Meter Länge und 46 329 BRT das größte Schiff der Welt und wurde zwei Jahre lang von 1909 bis 1911 in Belfast gebaut. LUXUS war das Zauberwort, mit dem man eine neue Klasse von Reichen für diese Überseefahrten gewinnen wollte. Aber die 2400 Plätze waren natürlich auch für andere Klassen da. Denn den Hauptteil nahm die Dritte  Klasse inne, dicht gedrängt 1100 Plätze, 550 in der Zweiten und 750 in der Ersten. Das Schiff fuhr in der Reisegeschwindigkeit von 21 Knoten, das sind 39km/h. Eine starke Ausstellung!

 

Bis 22. April

 

www.museumsstiftung.de