f it comesSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. Januar 2018, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ein regelrechter Psycho-Thriller, ein echter Horrorschocker, anders kann man diese spezifisch aufs ländliche Amerika projizierte schaurige Geschichte nicht nennen. Es geht um Zweierlei. Eine ansteckende vernichtende Krankheit ist das eine, die die Welt vernichten wird, das andere die Familie als Ort und Hort der Sicherheit. Beides paßt absolut nicht zusammen.

Da ist also diese Familie, deren 17jähriger Sohn Travis (Kelvon Harrison Jr.) ist. Sein Großvater mütterlicherseits ist von dieser mysteriösen Krankheit befallen, dessen Ausgang erst einmal nicht tödlich ist, der aber getötet werden muß, will nicht die ganze Familie angesteckt werden. Das geschieht und wird noch dazu euphemistisch als Gnadentod gekennzeichnet. Travis ist völlig verstört, das, was man traumatisiert nennt. Es stellt sich heraus, daß schon die meisten der Erdbevölkerung an der tödlichen Infektionskrankheit verstorben sind.

Die Eltern, Paul (Joel Edgerton) und Sara (Carmen Ejogo) sind mit Travis eine der letzten Überlebenden. Vor allem der Vater schränkt das Leben auf das Nötigste ein und verstört den Sohn schon durch seine ständige Bereitschaft, mit der Waffe in der Hand, auch zu schießen. Nur auf wen? Eine allgemeine Hysterie erfaßt diese drei Personen, die noch dazu eine gehörige Paranoia entwickeln, denn die Außenwelt ist es, die den Frieden und das Überleben der Drei gefährdet. Ob die Vorräte reichen, die zusammenschnurren, ist auch die Frage. Eine übermächtige Angst liegt in der Luft.

Und da passiert es. Nämlich das, was die potentiell größte Angst hervorruft, tritt ein. Es erscheint hilflos und abgerissen ein junges Ehepaar (Riley Keough, Christopher Abbott), mit ihrem kleinen Kind auf dem Arm. Sie suchen Schutz im einsamen Haus mitten im Wald. Das ist für das amerikanische Kino ein klassisches Sujet. Tatsächlich gibt es in keinem anderen Filmland so viele Bilder, die einem bei dem Thema: einsames Haus und Eindringlinge einfallen. Die Folge sind immer die Gefühle von Klaustrophobie, von tiefer Angst vor dem Kommenden, wobei hier ja im Hintergrund die tödliche Krankheit lauert.

Das psychologische Grundkonzept ist nun, wie die beiden Familien miteinander umgehen, ob sie die anderen für ihre Lage verantwortlich machen, wer wen überwacht und wie das Innen und das Außen miteinander ins Lot kommt. Zuerst allerdings tritt das Gegenteil ein, denn die beiden Familien überwachen sich gegenseitig, denn die wichtigste Frage bleibt ja, ob jemand von dieser Infektionskrankheit befallen ist, die alle vernichten wird. Es dreht sich im Kreise, auch im Film, aber genau dies ist die Gänsehaut, die der Film durchaus projiziert. Denn um die Mechanismen von Filmen zu wissen, also eigentlich aufgeklärt zu sein, ist das eine; aber wenn diese Mechanismen gut ausgespielt werden, hilft einem kein Wissen, sondern der Schauer und das Schaudern erfaßt einen einfach.

Die Bespitzelung der beiden Familien im Haus der einen erfährt eine neue Richtung, als ein weiterer Eindringlich die beiden zuvor gegeneinander stehenden Parteien zu einer zusammenschweißt. Wir erleben also eine unaufhörliche Änderung der psychischen Struktur der Familien, nichts hat Bestand, nichts fußt auf Sicherheit, alles ist im Fluß, der abwärts fließt. Der Regisseur, bzw. das Drehbuch hat noch eine weitere schiefe Ebene eingebaut. Denn die eine Familie ist gemischtrassig, aus der Mittelklasse und eben ländlich orientiert. Die andere, die als Flüchtlinge kommen, kommen aus New York, gehören der Arbeiterschaft an und sind weder an Boden, noch an den Himmel gebunden. Es treffen also auch zusätzlich zwei Welten aufeinander.

Bevor es zum Ende kommt, das natürlich nicht erzählt wird, haben wir alle die Albträume visualisiert gesehen, die einem dazu auch theoretisch einfallen.

Foto:
© Verleih

Info:

BESETZUNG
Paul     Joel Edgerton
Travis   Kelvin Harrison Jr.
Sarah   Carmen Ejogo 
Will    Christopher Abbott
Kim    Riley Keough
Andrew    Griffin Robert Faulkner
Bud    David Pendleton
Mann #1 Mick O’Rourke
Mann #2 Chase Joliet