fm juedmrsJüdische Filmtage, 21. Oktober bis 4. November 2018 in verschiedenen Frankfurter Stätten, Teil 2

Siegrid Püschel 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Aufgepaßt: Nicht nur für Filmfreunde! Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zeigt im Rahmen der Jüdischen Filmtage vom 21.10 bis zum 4.11.2018 ein vielseitiges Programm mit mitreißenden Spielfilmen, überraschenden Nachwuchsfilmen und internationalen Blockbustern. Erstmals wird die Jüdische Gemeinde eine eigene Virtual Reality-Produktion zeigen. Eine Vielzahl der gezeigten Filme sind exklusive Previews oder Premieren, zu denen die Macher der Filme persönlich anwesend sein werden. Auch ein Stummfilmklassiker mit Live-Orchester und Serien sind Teil des Programms.

Nicht nur deswegen heißt der Claim der Filmwochen, die neue Impulse und Begegnungen Frankfurter Kultur- und Filmfans ermöglichen, dieses Jahr „Mehr als nur Film“.

Frankfurt blickt auf mehr als 30 Jahre Jüdische Kulturwochen zurück, immer mit dem Ziel, die sich ständig wandelnde jüdische Kultur als Teil der Stadtgesellschaft erfahrbar zu machen. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main: „Die Jüdischen Filmtage zeigen exemplarisch die Vielseitigkeit der jüdischen Kultur, die in unserer Stadt fest verankert ist. Ich freue mich sehr, dass wir Frankfurt als Bühne dieser cineastischen Rundumschau etablieren konnten.“ Dabei sind „Filme ein ganz besonderes Medium. Sie bewegen, bringen Menschen zusammen und lassen Dialoge entstehen“, so Marc Grünbaum, Mitglied des Vorstands und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main.


Hochkarätige Eröffnung

Der Startschuss fällt am 21.10 mit gleich zwei Highlights: Eröffnet wird mit einer Preview von „The Cakemaker“ – ein sinnlicher Film, der zwischen Berlin und Jerusalem spielt und von Leidenschaft, Misstrauen und dem Bewahren von Geheimnissen handelt. Regisseur Ofir Raul Graizer stellt sich im Anschluss den Fragen der Kinobesucher/innen.

Darauf folgt die Deutschlandpremiere des Kino-Films „Die Frau des Zoodirektors“ mit Hollywood-Star Jessica Chastain und Daniel Brühl. Es geht um die auf Tatsachen beruhende, packende Rettung hunderter Juden aus dem Warschauer Ghetto. Gastgeber beider Vorstellungen ist das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum: Wir freuen uns, diese besonderen Filmtage in unserem Kino zu eröffnen und eine Auswahl absolut sehenswerter Filme zeigen zu können. Darunter auch die Preview von ‚Der Dolmetscher‘ und das noch vor dem offiziellen deutschen Kinostart,“ so Direktorin Ellen Harrington.


Ein Programm für Cineasten und Kulturbegeisterte

Das Programm besticht durch seine inhaltliche Vielfalt und eine Vielzahl an Kooperationspartnern. Neben dem Deutschen Filminstitut und Filmmuseum, machen auch die Arthouse-Kinos der Stadt jüdisches Leben in diversen Stadtteilen erfahrbar: mit Spiel- und Dokumentarfilmen, Produktionen mit Blockbuster-Potenzial und erstmals auch mit Serien wie „The Marvelous Mrs. Maisel“, die 2018 mit acht Emmys ausgezeichnet wurde. Die Amazon Prime-Serie wird exklusiv gezeigt und es lohnt sich: Im New York der 1950er Jahre steht die jüdische Hausfrau Midge vor den Scherben ihrer Ehe. Doch statt daran zu verzweifeln, nutzt sie ihre Misere für bitterböse Stand-Up-Comedy.

Weil eine Serie nicht genug ist, sind auch drei Folgen aus der ersten Staffel der israelischen Comedy-Drama-Serie „On the Spectrum“ zu sehen. Die autistischen, jungen Erwachsenen Zohar, Ron und Amit leben in einer WG und versuchen gemeinsam sich im Auf und Ab des Alltags zurechtzufinden. Die Macherin der Serie, Dana Idisis, wird persönlich vor Ort sein und über die Idee und Realisierung sprechen. Die Falafel Brothers kümmern sich an beiden Serien-Tagen, die im Ost-Stern stattfinden, mit ihrem koscheren Food Truck um das leibliche Wohl der Zuschauer.

Ein weiteres „Muss“ für Kino-Liebhaber ist die Preview von „Der Trafikant“ mit Bruno Ganz als Sigmund Freud: Der 17-jährige Franz ist im Wien der 30er Jahre Lehrling in einer Trafik, einem kleinen Zeitungs- und Zigarrenladen. Hier lernt er viel über das Leben und die Liebe – kein Wunder, ein Stammkunde ist Sigmund Freud, Österreichs bekanntester Psychoanalytiker, für den die Frauen allerdings kein minder großes Rätsel darstellen. Gemeinsam geraten Franz, Sigmund, die Varietétänzerin Anezka und der couragierte Trafikbesitzer Otto in einen Strudel politischer und gesellschaftlicher Ereignisse.


Virtual Reality – Filme erleben

Bei den Jüdischen Filmtagen geht es nicht nur ums Zuschauen, sondern vielmehr ums Erleben. Eine ganz neue Erfahrung liefert die Virtual Reality Reihe „Jerusalem: Glaube, Liebe, Hoffnung, Angst“. Dani Levy erzählt vier Kurz-Geschichten und versetzt die Zuschauer in berührend-absurde und komische Situationen des israelischen und palästinensischen Alltags. Wer über die VR-Brillen in Levys Kurzgeschichten eintaucht, erlebt die Illusion mittendrin zu sein.

Um Jüdischen Film auch jüngeren Generationen näher zu bringen, können Jugendliche in einem Workshop von Virtual Eventures sogar erste eigene 360°-Filme drehen.

Anlässlich der Jüdischen Filmtage 2018 hat die Jüdische Gemeinde Frankfurt erstmalig eine eigene 360°-Produktion realisiert, mit der sie die Besucher in die Westend-Synagoge entführt – für viele sicherlich die erste „Begehung“ eines jüdischen G“tteshauses.


Würdiger Abschluss mit Stummfilm und Orchester

Beim großen Finale der Filmtage geht es wieder etwas klassischer zu. Das Jewish Chamber Orchestra Munich spielt unter der Leitung von Daniel Grossmann, die von arte beauftragte Neukomposition von Philippe Schoeller zum Stummfilm „Das alte Gesetz“. Der Film von 1923 ist eines der wichtigsten Werke der deutsch-jüdischen Filmgeschichte: Er stellt die Kontraste eines osteuropäischen Schtetls dem liberalen Wien der 1860er Jahre gegenüber. Im Februar 2018 feierte die digitale Restaurierung des Films von E. A. Dupont auf der Berlinale mit neuer Musik ihre Weltpremiere.

Das vollständige Programm finden Sie auf www.juedische-filmtage.com und im Veranstaltungskalender unter www.jg-ffm.de. Tickets für das Abschluss-Screening mit Konzert können Sie hier erwerben: www.jg-ffm.de/karten, alle anderen beim jeweiligen Veranstalter.


Jüdische Kultur mitten in Frankfurt

Alternierend zu den Jüdischen Kulturwochen richten die Jüdische Gemeinde Frankfurt und das Kulturdezernat der Stadt Frankfurt seit 2016 die Jüdischen Filmtage aus. Die Jüdischen Kulturwochen, die 1980 auf Initiative von Michel Friedman und Hilmar Hoffmann entstanden, sind fester Bestandteil des Kulturprogramms der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Frankfurt am Main. 2017 erreichten sie mit über 5.000 Gästen einen Besucherrekord. Kunst, Konzert und Kulinarik, Tanz, Theater und Film, Führungen sowie Vorträge, Lesungen und Workshops – mehr als 30 Events fanden in den drei Festival-Wochen statt. Dieses Jahr sind es 25 Filme, mit denen die Jüdische Gemeinde gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern jüdische Kultur in die Stadt trägt.

Fotos:
The Marvelous Mrs. Maisel
© Amazon.com Inc 2017
Der Trafikant
© Tobis Film_Petro Domenigg
360° Westend-Synagoge
© istock



Info:
Kooperationspartner der Jüdischen Filmtage 2018
Kinos: Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | Arthouse Kinos Harmonie & Cinema* | Pupille – Kino in der Uni* | Mal Seh‘n Kino | Orfeos Erben
Andere Partner: Bildungsstätte Anne Frank* | Lichtigfeld im Dialog* | Makkabi Frankfurt zu Gast im Eintracht Museum* | Ost-Stern* | Virtual Eventures*
*Partner, die sich erstmalig an den Jüdischen Filmtagen beteiligen
Partner des Abschlusskonzerts: arte | Jewish Chamber Orchestra Munich
Förderer: Stadt Frankfurt am Main – Kulturamt
Förderer des Vermittlungsprogramms der VR-Produktion 360° Westend-Synagoge: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Sponsor: Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main


Über die jüdische Gemeinde Frankfurt/M:
Seit ihrer Neugründung im Jahr 1947 ist die Jüdische Gemeinde kulturell und gesellschaftlich fest in der Stadt Frankfurt am Main verankert. Seit 1982 finden alljährlich Jüdische Kulturwochen statt. Sie werden von der Stadt Frankfurt gefördert und sind bei den Bürgern und Gemeindemitgliedern ebenso beliebt wie die zahlreichen anderen Veranstaltungen der Gemeinde oder anderer jüdischer Organisationen. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zählt zu den vier größten Jüdischen Gemeinden Deutschlands. Ihren knapp 6.500 Mitgliedern bietet sie alles, was für das moderne jüdische Leben nötig ist: Sie unterhält ein Gemeindezentrum, in dem sich auch ein koscheres Restaurant befindet, zwei Kindergärten, Krippen, eine Kindertagesstätte, die I. E. Lichtigfeld-Schule, eine eigene Sozialabteilung, sowie ein Jugend- und ein Altenzentrum mit Tagespflege und einer Altenwohnanlage.