Drucken
Kategorie: Film & Fernsehen
ToyStory4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. August 2019, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Da Andy inzwischen zu alt für sein Spielzeug ist und er außerdem auf ein College gehen will, hat er den Cowboy Woody (Tom Hanks), dessen besten Freund den Space-Ranger Buzz Lightyear (Tim Allen) und die anderen Spielsachen an das Nachbarskind Bonnie verschenkt. Leider wurde Woodys große Liebe die Schäferin Bo Peep (Annie Potts) und ihre Schafe in einer Rückblende schon vor 9 Jahren von Andys Familie weggegeben.

Bei Bonnie ist Woody nicht wie bei Andy das Lieblingsspielzeug, sondern wird häufig im Schrank vergessen. Doch er fühlt sich immer noch als Anführer der Spielsachen und sich dadurch auch für Bonnie und ihr Wohlergehen verantwortlich.

Deshalb schmuggelt er sich auch in Bonnie Rucksack, als sie zum ersten Mal in die Vorschule gehen muss. Da Bonnie im Kindergarten von den anderen Kindern nicht beachtet wird, hilft ihr der Cowboy ein Spielzeug aus Materialien auch dem Papierkorb zu basteln, das das Mädchen Forky nennt. Forky ist jetzt Bonnies Lieblingsspielzeug, das sie nicht nur wie ihren Augapfel hütet, sondern auch ins Bett zum Einschlafen mitnimmt.

Leider fühlt sich der aus einer Gabel und Pfeifenreinigern gebastelte Forky (Tony Hale) nicht als Spielzeug, sondern als Abfall und stürzt sich deshalb bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den nächsten Mülleimer oder Paperkorb. Woody muss ihn dann immer wieder aus dem Abfalleimer herausziehen.

Als bei einem Ausflug von Bonnie und ihren Eltern im Wohnwagen Forky wieder mal aus dem Auto und in eine Mülltonne springt, rennt Woody hinterher, um ihn einzufangen. Dabei kommen die beiden an einem Antiquitätenladen vorbei, in dem eine Lampe steht, die Woody sehr bekannt vorkommt.

In dem Antiquitätenladen findet Woody allerdings nicht, wonach er sucht. Dummerweise fällt Forky dort der unter Einsamkeit leidenden Puppe Gabby Gabby (Christina Hendricks) und ihrer Bauchrednerpuppen-Truppe namens Benson in die Hände.

Als Woody versucht Hilfe zu holen, trifft er auf dem benachbarten Rummelplatz auf verloren gegangenes Spielzeug, das dort sehr zufrieden frei von Kindern lebt. Unter ihnen befindet sich Woodys alte Liebe Bo Peep, deren Lampe Woody im Antiquitätenladen gesehen hat. Sie und ihre kleine Freundin Giggle McDimples (Ally Maki) sind sofort bereit, mit Woody zusammen Forky zu befreien.

Bo Peep weiß, dass es im Antiquitätenladen noch ein ganzes Zimmer voll mit liegen gelassenem Spielzeug gibt, unter anderem Duke Caboom (Keanu Reeves), einst der beste kanadische Motorrad-Stuntfahrer.

Die Truppe will jetzt nicht nur Forky zu Bonnie zurückbringen, sondern sie machen sich auch Gedanken darüber, wie man Gabby Gabby zu einem Kind verhelfen kann, das die Puppe lieb gewinnen kann...


"A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando" ist nach Toy Story (1995), Toy Story 2 (1999) und Toy Story 3 (2010) der vierte Film der animierten Reihe aus dem Hause Pixar über die Erlebnisse von Cowboy Woody, Space-Ranger Buzz Lightyear, dem Cowgirl Jessie (Joan Cusack) und ihren Freunden.

Eigentlich war die Story um Andy und seine Spielzeuge, die in unbeobachtenden Momenten zu einem eigenständigen Leben erwachen, mit Toy Story 3 abgeschlossen, als Andy sein Spielzeug an Bonnie weitergegeben hat. Doch durch den großen Erfolg der ersten drei Animationsfilme wurden jetzt doch Woodys Erlebnisse noch weitererzählt.

Regisseur Josh Cooley und die Drehbuchautoren Stephany Folsom und Andrew Stanton haben mit ihrem Einstieg Wert darauf gelegt, dass auch Zuschauer, die die ersten drei Filme nicht gesehen haben, schnell in das Geschehen eintauchen und die Hintergründe verstehen können.

Für alle, die die vorherigen Filme gesehen haben, gibt es hier ein Wiedersehen mit den Hauptcharakteren Woody und Buzz, die wie schon in der Vorgängerfilmen von Tom Hanks und Tim Allen (in der deutschen Synchronisation von Michael Bully Herbig und Walter von Hauff) gesprochen werden.

Daneben tritt mit Bo Peep eine Puppe auf, die als Woodys Love-Interest zwar in den ersten beiden Filmen aber nicht mehr im dritten zu sehen war. Auch sie wird in der Originalversion wieder von Annie Potts gesprochen.

Durch den Filmanfang wurde es aber klar, warum Bo Peep nicht im dritten Film zu sehen war und was mit der Porzellanschäferin und ihren Schafen passiert ist. Allerdings hat sie sich inzwischen auch geistig weiterentwickelt und leidet keineswegs darunter, ein verlorenes Spielzeug zu sein, sondern hat sich mit anderen Spielzeugen zusammen ein selbstbestimmtes Leben aufgebaut, etwas was Woody erst noch lernen muss.

Daneben treten in dem Film einige tolle neue Charaktere auf. Da ist natürlich zuerst einmal Forky, im englischen kongenial von Tony Hale gesprochen. Ein herrlich witzige und liebenswerte Figur, die sich, da sie aus dem Müll kommt, lange als wertlos ansieht und erst langsam durch Woodys Unterstützung lernt, was sie gerade für ihre Besitzerin Bonnie bedeutet.

Der Gegensatz zu Bo Peep ist Gabby Gabby, eine aus den 1950er Jahren stammende Puppe, als ungeliebtes Spielzeug unzufrieden.

Sie glaubt, weil sie keine Stimme mehr hat, kann sich kein Kind für sie interessieren. Christina Hendricks gibt ihr die nötige Tiefe. Dabei wird ihr Problem - wie sich ein Spielzeug fühlt, mit dem keine Kind mehr spielt - erst langsam klar. Daneben ist sie zusammen mit ihrem Begleiter Benson, einer horrorartigen Bauchrednerpuppe mit torkelndem Gang, doch recht gruselig und für Kinder möglicherweise auch etwas furchteinflößend.

Herrlich verpeilt sind Ducky und Bunny, die Buzz Lightyear an einer Schießbude auf dem Jahrmarkt kennenlernt. Im Original werden sie von dem amerikanischen Komiker-Duo Keegan-Michael Key und Jordan Peele gesprochen. Die beiden sind herrlich skurril und ungemein witzig. Sie sind kleine Nerds und vor allem Ducky hat doch eine recht boshafte aber auch humorvolle Fantasie.

Duke Caboom, der köstlich pathetische Stuntman aus den 1970ern, in der Originalfassung von Keanu Reeves und in der deutschen Synchronisation von Michi Beck gesprochen, ist neben Ducky und Bunny so etwas wie der persönliche Favorit vieler Kinobesucher. Er ist auch ein zurückgelassenes Spielzeug, das immer noch an sein geliebtes Kind denkt, obwohl der Junge ihn einfach weggeworfen hat, weil Duke nicht das konnte, was in einem Video gezeigt wurde. Er wird dann allerdings zu einem wichtigen Helfer für Bo Peep und Woody bei Forkys Befreiung.

Doch nicht nur die neuen Figuren sind wundervoll gelungen, sondern der Film erzählt auch eine kindgerechte, spannende, amüsante und zu Herzen gehende Geschichte über die Bedeutung von Spielzeug für Kinder, aber auch darüber, dass es manchmal an der Zeit ist, loszulassen und ein eigenständiges Leben zu führen. Der Film schafft es, diese Komplexität kindgerecht zu erzählen, dabei ist es wohltuend, dass er nicht wie so viele Animationsfilme mit einer Verfolgungsjagd endet, sondern dass das Finale sehr emotional ausgefallen ist und auf jeden Fall einen Abschied von Woody als Kinderspielzeug bedeutet.

Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Er bietet neben grandiosen Effekten eine Geschichte mit viel Herz und Gefühl, der den jüngsten Zuschauern immer wieder Ruhephasen einräumt, in denen es darum geht, eine Geschichte mit überzeugenden Figuren und positiven Botschaften zu erzählen. Die FBW-Jugend Filmjury hat den Film mit 4 von 5 Sternen bewertet. Dabei sind die jugendlichen Juroren der Meinung, dass der Animationsfilm für Kinder ab 7 Jahren geeignet ist.

Insgesamt ist "A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando" ein ausgesprochen unterhaltsamer Film, den man sich sowohl als Kind als auch als Erwachsener unbedingt ansehen sollte. Allerdings schadet es nicht, sich vorher noch einmal mit den Vorgängerfilmen zu beschäftigen.

Foto: Woody, Bo Peep und Giggle McDimples © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Info:
A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando (USA 2019)
Originaltitel: Toy Story 4
Genre: Animation, Komödie, Sequel
Filmlänge: 100 Minuten
Regie: Josh Cooley
Drehbuch: Stephany Folsom, Andrew Stanton
Englische Sprecher: Tom Hanks, Tim Allen, Annie Potts, Joan Cusack, Bonnie Hunt, Timothy Dalton, Tony Hale, Keanu Reeves, Christina Hendricks u.a.
Deutsche Sprecher: Michael Bully Herbig, Sonja Gerhardt, Michi Beck, Rick Kavanian, Walter von Hauff, Carin C. Tietze u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 15.08.2019