f hundSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. August 2019, Teil 10

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eine Geschichte, die dauernd passiert, kann man natürlich auch häufig auf die Leinwand bringen, sprich: die Trennung von Ehepaaren, nachdem die Kinder groß und aus dem Haus sind. Und die das mit Hilfe eines Therapeuten tun. Aber muß es immer der Mann sein, der wegen einer Jüngeren geht, wo doch die Statistik sagt, daß es häufiger die Frauen sind, die gehen.

f hund1Die Frau (Martina Gedeck), eine Hausfrau und Mutter – gibt es das heute noch, daß eine Frau nicht mehr ins Berufsleben zurückgeht? - wird nach 25 Jahren Ehe von ihrem Mann (Ulrich Tukur) damit konfrontiert, daß er das gemeinsame schöne Haus verlassen wird, weil er ein Verhältnis angefangen hat. Nicht nur ein Klassiker, sondern ein klassischer Klassiker. Er, Georg, ist nämlich Zoologe und führt das Unterwasserhaus, in dem insbesondere seine Spezialdisziplin: die Quallen für Furore sorgen. Eine Praktikantin, die ihre Dissertation über besondere Fortpflanzungsdetails bei Quallen schreiben möchte, ist es, in die er sich bei beider Diskussionen über das Liebesleben der Quallen verliebt. Und sie sich in ihn. Daß Laura (Lucie Heinze) 30 Jahre jünger ist, muß ja ein Beweis dafür sein, daß es sich wirklich um Liebe handelt.

Der Meinung ist auf jeden Fall Georg, der seiner Frau Doris die Trennung von Haus und Hund, der Töpperwien heißt, wobei wir noch immer nicht wissen, ob wir das lustig finden, eher nicht, zumal er auch drehbuchgemäß an Altersgebrechen stirbt und im Beisein der ganzen vierköpfigen Familie die Todesspritze erhält. Übrigens der traurigste und auf jeden Fall bewegendste Moment im Film, der gleichzeitig den Filmtitel ad absurdum führt. Und schon zuvor hat einen der Filmtitel sowieso irritiert. In Streitigkeiten beim Auseinandertüfteln von Ehen heißt es meist nicht: „Und wer nimmt...“, sondern heißt es: „Und wer bekommt...“, ein feiner Unterschied.

Die kunstaffine Doris auf jeden Fall hält es für kulturlos und eheunwürdig, wenn nun nach Georgs Abgang, diese 25 Jahre alles gewesen sein sollen und will den Jahren durch eine Folge von Therapiesitzungen bei Gisela Bruhns (Angelika Thomas) ihren würdigen Abschluß geben – wobei man gleich mal sehen kann, wie wohlhabend Therapeuten durch ihre Arbeit werden, so weitläufig und ansehnlich ist der Therapieraum im Haus der Therapeutin.

Ach, wie tun einem zwischendurch die Schauspieler leid, wenn sie wie Holzpuppen sprechen müssen und Dinge tun, die in Kinoklamotten angesagt sind. Die Dialoge sind wirklich oft zum Weinen oder eben zum Darüberlachen, so hochgestochen künstlich sind sie, und daß gleich dreimal das Auto als Statussymbol des Mannes dran glauben muß, ist dann doch übertrieben. Als erstes fährt Doris den Wagen mehrfach donnernd gegen das Garagentor, später, als Georg die Nacht bei seiner Geliebten verbringt, fackelt sie sein Auto sogar ab, und als dann Doris auch einen kennenlernt und mit ihm Essen geht, sticht Georg die vier Reifen des Luxusschlitten vom Nebenbuhler durch, was Axel (Marcus Hensema) sieht, auf die Straße eilt, wo es zu einer Schlägerei mit Polizeieinsatz und Krankenhaus kommt. Der Neue für Doris, Axel, übrigens hat uns schon zuvor als Redakteur für Geschwätzigkeiten den Kopf schütteln lassen.

Mit einem Wort, es tun dem Zuschauer unaufhörlich die Darsteller leid, denn die sind insbesondere in den Hauptrollen einfach gut. Und da ist es dann wieder insbesondere Martina Gedeck, die mit einer Augenbraue mehr ausdrückt, als der ganze Text des Films. Wenn sie dann ihren Axel kennen lernt und sich verliebt – was nach dem Autodesaster beendet ist - , dann sehen wir verblüfft und bewundernd auf der Leinwand, wie aus einem verblühten, leicht verkniffen Frauenantlitz ein leuchtendes und schönes wird. Auf einmal ist sie eine attraktive schöne Frau. Toll. Das soll heißen, daß sich das Anschauen des Films unter dem Aspekt der Darsteller dann trotzdem lohnt. Außerdem ist, die Quallen in ihren Farben und Formen anzuschauen, auch schön!

P.S. Doch etwas gibt es noch, was den Film von den meisten anderen Partnertherapiefilmen unterscheidet, was der Film in aller Kürze, was Jahre später spielt, andeutet: die beiden haben sich ohne neue Partner doch getrennt, das Haus verkauft und jeder lebt sein Leben mit den Phantasien aus, die zum Ende der Ehe geführt hatten. Ende gut, alles gut. 

Foto:
© Verleih

Info:
Besetzung
Doris        Martina Gedeck
Georg       Ulrich Tukur
Laura       Lucie Heinze
Gisela Bruhns .   Angelika Thomas
Axel .        Marcel Hensema
Claudia     Julika Jenkins
Peter         Peter Jordan