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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2019 11 17 um 22.17.01Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. November 2019, Teil 22

Redaktion 

Berlin  (Weltexpresso) – Ich wuchs in einer ziemlich konventionellen griechisch-zypriotischen Umgebung auf, unmittelbar nach der türkischen Invasion im Jahr 1974. Ich war umgeben von Geschichten über „die Türken“, diesen Feind, der Mord und Barbarei über unsere Gesellschaft gebracht hatte – eine Wahrnehmung, die sich während meines Wehrdienstes Mitte der 90er Jahre noch verstärkte. Jahrelang konnte ich die Dächer der „anderen Seite“ von Nikosia und die Berge dahinter sehen, konnte das Rufen zum Gebet in der Moschee hören und die türkischen Soldaten auf ihren Posten beobachten.

Aber während ich in der Lage war, dies alles aus der Ferne zu beobachten oder die Geschichten zu hören, die man sich erzählte, war nichts davon Teil meines eigenen, physischen Erlebens. Meinen Eindruck vom türkischen Teil Nikosias hatte ich lediglich über Familiengeschichten, von Lehrern und aus den Medien erhalten. Jahre später, 2003, Bildschirmfoto 2019 11 17 um 21.58.57wurde der erste Checkpoint zwischen den beiden Seiten eröffnet, was mir erlaubte, den Teil meiner Heimat zu besuchen, den ich die ersten drei Jahrzehnte meines Lebens nur aus anderer Leute Erzählungen kannte. Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich die Grenze überschritt. Alles war anders und seltsam, aber gleichzeitig vertraut: die Plätze, die Gebäude, die Architektur, die Gerüche, die Menschen. Eine unbequeme, vertraute Fremdheit.

In den folgenden Jahren hatte ich die Gelegenheit, die andere Seite hautnah zu erleben, persönliche und berufliche Bindungen zu denen aufzubauen, die unsere Insel mit uns teilen. Das hat mein eigenes Leben bereichert, und ich begann einiges von dem zu hinterfragen, womit ich aufgewachsen war. Die persönlichen Geschichten, die ich erfahren durfte, waren sehr unterschiedlich: von äußerst tragisch bis regelrecht absurd. Das löste in mir den Wunsch aus, mit einem Film eine Story zu erzählen, die beide Seiten einfängt.

So entstand SMUGGLING HENDRIX, eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Dass ein Mann so treu an seinem Hund hängt, ist ein unbeschwerter Einstieg, der die Diskrepanz zu den ernsteren Themen ausgleichen kann. Im Kleinen spiegelt die Handlung die komplexe soziale Dynamik der heutigen Zeit wider: die geteilte Insel Zypern, die rechtlichen Probleme mit verlorenem Besitztum und das heikle Thema der türkischen Siedler, die all die Jahre nie ein Gesicht erhalten haben und von Politikern beider Seiten als Verhandlungsmasse benutzt wurden.


DES REGISSEURS BIOGRAFIE

Marios Piperides wurde 1975 in Nikosia, Zypern, geboren. Nach seinem Studium in Rundfunkmanagement und Filmproduktion in den USA kehrte er 2002 nach Zypern zurück. Die überschaubare Zahl von Medienschaffenden auf Zypern ermöglichte es Piperides, sich in vielen Bereichen des Filmemachens auszuprobieren. Im Jahr 2005 gründete er seine Produktionsfirma AMP Filmworks. Als Autor und Regisseur hat er einen Dokumentarfilm und zwei Kurzfilme gedreht. Hauptthema seiner Arbeit ist die fortwährende Teilung Zyperns und die Notwendigkeit, Vorurteile zu überwinden. SMUGGLING HENDRIX ist Piperides’ Langfilmdebüt.
FILMOGRAFIE DES REGISSEURS:
2018 Smuggling Hendrix

FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller: 
YIANNIS           Adam Bousdoukos
HASAN             Fatih Al
KIKA                 Vicky Papadopoulou
TUBERK           Özgür Karadeniz
REGISSEUR     Marios Piperides
DREHBUCH     Marios Piperides

Abdruck aus dem Presseheft