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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2019 11 17 um 21.58.41Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. November 2019, Teil 23

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Da bestellt man sich einen Sichtungslink von SMUGGLING HENDRIX, weil dieser Film aus Zypern mit einem Hauptdarsteller, den wir aus Filmen von Fatih Akin kennen, nämlich Adam Bousdoukos, in Pressevorführungen nicht zu sehen war, macht das, damit auch kleinere Filme in den Filmrezensionen eine Rolle spielen – und erlebt eine ausgewachsene Überraschung. Denn dieser Film ist eine mehr als nette Angelegenheit, dieser Film ist eine richtig witzige, immer wieder vor Situationskomik strotzende Mittelmeerkomödie.

Bildschirmfoto 2019 11 17 um 21.59.28Bei der man zudem viel lernt dazu. Denn daß Zypern immer noch geteilt ist, in den überwiegenden griechischen Teil, der zudem der EU angehört und dessen Bewohner Zyprioten genannt wurden, und dem türkischen Zypern, den Zyprern, das weiß eigentlich jeder wie auch, daß wie einst in Berlin die Grenze durch die jeweilige Haupststadt Nikosia verläuft. Das ist aber längst nicht alles. Mitten drinnen erfährt man vom Schicksal derer, die aus der Türkei freiwillig oder unfreiwillig in den türkischen Teil umgesiedelt wurden, aber dort nie als Zyprer anerkannt wurden. Und unseren Helden, den etwas schusseligen und nicht so besonders gut sich selbst organisierenden Yiannis aus dem griechischen Teil, der Republik Zypern, den verschlägt es aus bestimmten Gründen rüber über die Grenze in die Türkische Republik Nordzypern, wo er auch auf sein Elternhaus stößt , aus dem die Familie bei der Teilung fliehen mußte, und was jetzt das Eigentum eines zwar hier schon Geborener, aber von Eltern aus der Türkei eben nicht waschechten Zyprers ist.

Das haben wir vorausgeschickt, weil man die subversiven Passagen dann erst so richtig versteht, wenn sich der Plot entwickelt. Ausgangspunkt ist besagter Yiannis (Adam Bousdoukos), der als Musiker – na klar, griechischer Zypriote, die sind halt Musiker! - einfach nicht reüssierte, keine Zukunft in seiner Heimat hat, stattdessen einen Haufen Schulden, weshalb Halbkriminelle hinter ihn her sind, der deshalb abhauen will, in drei Tagen! Bekräftigt wurde seine Absicht durch seine Freundin, seine Exfreundin, die ihn in die Wüste schickte. Was beide noch verbindet, ist nur eines, Hund Jimmi, den er mitnehmen will auf seine Reise. Denn sie hat schon einen Neuen.

Und so beginnt der Film, echt hinreißend. Denn Jimmi büxt aus. Er ist eine kleine braungefleckte Promenadenmischung und echt schnell. Denn auf seinen kleinen Beinchen wetzt er davon, daß der Wohlstandsmensch mit Bauchansatz, der Mittvierziger Yiannis zwar hinterherläuft, aber einfach nicht so schnell sein kann, wie sein wuseliger Jimi.

Das wird im Film immer wieder ein running gag, wie der Kleine dem Großen entwischt, der aber lange nicht aufgibt und hinterherläuft. So lernt man auch viel von den Häusern und den Leuten auf den Straßen kennen. Und muß einfach lachen, ob man will oder nicht. Aber man will ja, weil längst dieser mehr als unfähige Yiannis in uns Zuschauern, vor allem den Zuschauerinnen, das Hilfsgen aktiviert hatte, weil man kaum ansehen kann, wie er von einer Hilflosigkeit in die andere gerät. Aber wie er das tut, das sind dann halt die Lachnummern.

Nachdem Jimmi also lossauste, immer weiter um alle Ecken, ist er flugs in die Pufferzone geraten, die von der UN zwischen den beiden Zypern eingerichtet wurde. Und jetzt beginnt der Spaß. Denn Yannis wird zwar nach Palavern durchgelassen, aber der Hund ist lange nicht aufzufinden. Dabei gerät er auch in die Gegend, wo sein Elternhaus stand und in dem nun Hasan lebt, der uns nun von seinen Problemen erzählt.

Der Hauptgag entwickelt sich aber daraus, daß Jimmi zwar illegal ‚einreiste‘, also drüben weilt, aber als er dann wirklich mit Hilfe vieler aufgefunden wird, nicht mehr in den griechischen Teil zurückdarf. Denn die ist beispielsweise Teil der EU und erhebt bei der Einreise von Tieren bestimmte Bedingungen....Das ist wirklich so. Offiziell ist der Hund nicht mehr in sein Zuhause zu bekommen. Was tun?

Auch daraus entstehen witzige Situationen, aber auch gefährliche, als ein weiterer Zyprer, ein echter Gauner, anbietet, den Hund offiziell hinüberzubekommen, das arme Kerlchen aber ausnutzt und ihn mit Drogenpäckchen füttert, bis der fast platzt und auch Bauchkrämpfe bekommt. Längst ist bei der Suche die Ex-Freundin dabei, die sich um den Hund kümmert...

Ach, da kommt noch allerhand auf einen zu, aber das Entscheidende sind die komischen Situationen, in die durch die Teilung nun alle geraten, was zwar allerhand Umwege der Geschichte bedeutet, aber immer auf die politische Situation zurückzuführen ist. Das ist eine gelungene Mischung, wie hier Ernst und Komik wechseln, aber eindeutig in der Teilung die Ursachen des Geschehens verortet ist, die unnütz und dumm ist, aber immer noch besteht.

Allerhand, wie der zyprische Regisseur Marios Piperides diese kleine Grenzkomödie zu einer verhinderten Tragödie machen kann.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller:
YIANNIS           Adam Bousdoukos
HASAN             Fatih Al
KIKA                 Vicky Papadopoulou
TUBERK           Özgür Karadeniz
REGISSEUR     Marios Piperides
DREHBUCH     Marios Piperides