mdr.de reSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. November 2021, Teil 5

Liesl Tommy

Hollywood (Weltexpresso) – Als ich zum ersten Mal nach meiner Meinung zu diesem Film gefragt wurde, wusste ich sofort, dass ich den Fokus auf eine bestimmte, besonders prägende Zeitspanne im Leben von Aretha Franklin legen musste. Eine Zeit, die Dinge enthält, die die breite Öffentlichkeit nicht über sie weiß. Sie ist einen langen Weg gegangen, um zu der brillanten Musikerin zu werden, die wir kennen. Von dieser Reise zu erzählen, war für mich die wichtigste Aufgabe bei der Aufarbeitung ihres Vermächtnisses.

Von Anfang an sah ich diesen Film als eine Geschichte über eine junge Frau mit der besten Stimme der Welt – und wie sie darum kämpfte, ihre eigene Stimme zu finden. Aretha Franklin liebte schwarze Menschen. Ich liebe schwarze Menschen. Ich wollte dafür sorgen, dass sich Schwarze in diesem Film genauso geliebt fühlen. Wir haben versucht, ihnen Zeit und Raum zu geben, sie ihr Leben leben zu lassen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, zu atmen und sich zu entfalten.

Viel zu lange haben uns Weiße gesagt, wer wir sein sollen. Das war unsere Gelegenheit zu sagen, wer wir wirklich sind. Diese Authentizität ist in jedem einzelnen Bild dieses Films zu sehen. Außerdem war es mir ein wichtiges Anliegen, eine aussagekräftige Erfahrung aus der Kindheit eines jungen schwarzen Mädchens zu zeigen. Tracey Scott Wilson war diesbezüglich ganz auf meiner Seite. Es gibt nicht genug Filme über schwarze Menschen, die wohlhabend und erfolgreich sind.

Aretha Franklin kam aus reichem Hause – diese Familiendynamik schwingt im ganzen Film mit. Als ich noch ein kleines Mädchen war, haben die Leute am Esstisch immer darüber gesprochen, dass sie für ihre Freiheit und die Freiheit zukünftiger Generationen kämpfen müssen. Ich weiß aus erster Hand, dass das dein Leben für immer prägt. Es macht dich zu dem, was du bist. Aretha hat das verstanden, und es hat ihre Kunst, ihren Aktivismus geprägt. Aretha gilt als „Queen of Soul“ und ihr Aktivismus hat seine Wurzeln in ihrer Kirchengemeinde.

Als ich als junges Mädchen anfing, Aretha Franklin zu hören, war ich immer von der Emotionalität begeistert, mit der sie sang. Ich stellte mir vor, Dinge auch so intensiv fühlen zu können. Millionen von Menschen haben eine schöne Stimme, aber Aretha kanalisierte ihre Emotionen in ihre Musik auf eine Art und Weise, wie es niemand sonst konnte. Zu der Zeit wusste ich nicht, dass das ein Teil ihrer Persönlichkeit und ihrer Geschichte des musikalischen Protests war.

Ein Privileg des Kunstschaffens besteht darin, Menschen zu helfen. Metaphorisch gesehen lässt sich meine gesamte Kunst bis zu meiner Kindheit zurückverfolgen, als ich während der Apartheid in Südafrika aufgewachsen bin. Mein gesamtes künstlerisches Schaffen ist politisch. Ich war in der Lage, mich durch meine Kunst zu heilen. Eine Intention dieses Films war zu zeigen, dass Aretha Franklin dazu ebenfalls in der Lage war. Mir war wichtig, dass die Menschen die Tiefe ihrer Persönlichkeit spüren. Wann immer Jennifer und ich über sie sprachen, war es das, was für uns beide mitschwang: die Komplexität und Tiefgründigkeit ihrer Person. Genau das wollten wir auf die Leinwand bringen.


Foto:
© Verleih

Info:
Stab
Regie:
LIESL TOMMY
Drehbuch:
TRACEY SCOTT WILSON
   
 Schauspieler

Aretha Franklin              JENNIFER HUDSON
Reverend Cl. Franklin    FOREST WHITAKER
Ted White.             MARLON WAYANS
Jerry Wexler          MARC MARON
Aretha (jung)          SKYE DAKOTA TURNER
Erma Franklin        SAYCON SENGBLOH
Carolyn Franklin   HAILEY KILGORE
Ken Cunningham  ALBERT JONES
Mama Franklin      KIMBERLY SCOTT
Reverend James Cleveland     TITUSS BURGESS
Barbara Franklin  AUDRA MCDONALD
Dinah Washington.  MARY J. BLIGE
Martin Luther King.   GILBERT GLENN BROWN
Rick Hall                    MYK WATFORD

Abdruck aus dem Presseheft