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Kategorie: Film & Fernsehen
reartheaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. November 2021, Teil 7

Redaktion

Hollywood (Weltexpresso) – Aretha Franklins Beziehung zu ihrem Vater, Reverend C.L. Franklin, war kompliziert. Zugleich sagt sie viel aus über ihre spirituelle Prägung, ihren Perfektionismus, ihr ausgeprägtes Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und ihr Talent für spektakuläre Auftritte vor Publikum. Sie sang und spielte Klavier vor Freunden, ihrer Familie und ihrer Kirchengemeinde, seit sie ein kleines Mädchen war. Ihr Vater war eine starke, charismatische Figur in der schwarzen Gemeinde und in der Bürgerrechtsbewegung, was ihm eine Aura von Gottesnähe, Erlösertum und nicht zuletzt einen gewissen Prominentenstatus verlieh.

Aretha Franklins enge Beziehung zu ihrem Vater und Mentor beeinflusste auch ihr Verhältnis zu anderen Männern – von Liebhabern über Familie und Freunde bis hin zu Mitarbeitern in Plattenfirmen. Aretha zweifelte oft an ihrer Stimme und ihren Fähigkeiten, weil es ihr erst später in ihrem Leben gestattet wurde, ihre eigene Geschichte zu erzählen.

„Reverend C.L. Franklin war in Kirchengemeinden im ganzen Land sehr bekannt. Er war ein Prediger der Southern Baptist Church – das ist ein Teil dessen, was ihn ausmacht. Er war ein Familienmensch, der viele Kinder hatte. Und er war der erste Prediger, der auf Tournee ging, um vor riesigen Menschenmengen in Arenen und Zelten zu predigen. Bis zu 5.000 Leute erreichte er bei diesen Veranstaltungen“, sagt Forest Whitaker, der Reverend C.L. Franklin spielt.

„Er nahm Aretha schon früh mit auf Tour, sie war etwa elf Jahre alt. Als sie damals begann, mit ihm von Stadt zu Stadt zu ziehen, beeinflusste das ihr ganzes weiteres Leben. So ging es weiter bis in ihre Teenagerzeit, als C.L. beschloss, sie einer Plattenfirma vorzustellen. Er begann also zu überlegen, wer seiner Meinung nach gut für sie sein würde“, erklärt Whitaker. „Die Entscheidung fiel für Columbia Records. Er wollte nicht, dass man Aretha in eine Schublade steckt, sondern dass sie alle Arten von Musik machen kann. Das war es, was sie tun musste, um ein Star zu werden.“

„Den eigenen Vater dort oben zu sehen, wie er eine Gruppe von Menschen im Gesang oder Gebet anführt, ist eine ganz besondere Erfahrung. Als sie sich mit ihrem Vater zerstritt, löste sie sich auch von der Kirche. Sie musste erst ihren eigenen Glauben finden. Ich verstehe diesen Prozess. Man beobachtet ihn bei Predigerkindern sehr häufig“, sagt Tracey Scott Wilson, Drehbuchautorin von RESPECT, deren eigener Vater ebenfalls Prediger war. „Sobald man merkt, dass der eigene Vater auch nur ein Mensch ist, denkt man: ‚Moment mal, Gott – ist das etwas alles nur ein Schwindel?‘“

Saycon Sengbloh spielt Aretha Franklins älteste Schwester Erma Franklin. Auch sie weiß um den Einfluss, den Reverend C.L. Franklin auf die schwarze Gemeinde und auf Aretha hatte. „Es war beeindruckend, in diese Richtung zu recherchieren. Ich liebe es, mir alte Aufnahmen anzuhören. Ich schaue mir gerne alte Fernsehwerbung an, alte Reden und solche Dinge. So habe ich entdeckt, wie wichtig C.L. Franklin in historischer Hinsicht war: als Pfarrer, als Redner, als Prediger im Radio und für die Massen – und das noch vor Dr. Martin Luther King. Zu wissen, dass ich seine Tochter spielen, dass ich mit Forest Whitaker arbeiten darf, war einfach wunderbar. Dieser Mann berührte alle schwarzen Amerikaner, die damals Radio hörten. Das Radio war damals ein unfassbar wichtiges Medium. Und C.L. erwartete von seinen Kindern, dass sie sich auf die bestmögliche Art und Weise präsentierten.“

„Ted White war Aretha Franklins erster Ehemann, der sie in der ersten Zeit bei Atlantic Records managen sollte“, sagt Marlon Wayans, der White im Film porträtiert. „Sie wechselte von Gospel-Standardsongs zu R&B. Der Plan war, sie zur Königin dieser Musik zu machen – oder vielmehr: zur Königin schlechthin. Also sorgte er dafür, dass sie sich anders kleidete. Er änderte auch die Veranstaltungsorte, an denen sie spielte. Auch die Plattenfirma wurde gewechselt. White war ein wichtiger Katalysator in Arethas Leben.

Einen anderen Blickwinkel auf die Beziehung zwischen Aretha und C.L. Franklin hat Jennifer Hudson: „Der größte Einfluss auf Arethas Leben war definitiv ihr Vater. Ich denke, er hat ihr ihr eigenes Talent bewusst gemacht. Es gab Zeiten, in denen ihr nicht unbedingt nach Singen zumute war. Aber es war trotzdem ihre Berufung. Daran hat er sie oft erinnert. Und ich denke, dass sie dadurch in gewisser Weise die symbolische First Lady der Kirche wurde. Das alles half ihr bei ihrem Wirken und ihrer Musik. Und es war auch der Grund, warum ihr auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung eine so große Bedeutung zukam.“ Hudson fährt fort: „Sie konnte den Menschen dienen und wurde zur Fürsprecherin sozialer Gerechtigkeit. Durch die Musik unterstützte sie die Menschen, die umgekehrt dazu beitrugen, dass sie so einflussreich wurde, wie sie es bis heute ist.“


Foto:
© Verleih

Info:
Stab
Regie:
LIESL TOMMY
Drehbuch:
TRACEY SCOTT WILSON

Schauspieler
Aretha Franklin              JENNIFER HUDSON
Reverend Cl. Franklin    FOREST WHITAKER
Ted White.             MARLON WAYANS
Jerry Wexler          MARC MARON
Aretha (jung)          SKYE DAKOTA TURNER
Erma Franklin        SAYCON SENGBLOH
Carolyn Franklin   HAILEY KILGORE
Ken Cunningham  ALBERT JONES
Mama Franklin      KIMBERLY SCOTT
Reverend James Cleveland     TITUSS BURGESS
Barbara Franklin  AUDRA MCDONALD
Dinah Washington.  MARY J. BLIGE
Martin Luther King.   GILBERT GLENN BROWN
Rick Hall                    MYK WATFORD

Abdruck aus dem Presseheft