15 RANJI mit RauchSchon vor längerer Zeit im Kino jetzt auf DVD

Hanswerner Kruse

Mumbai/Indien (Weltexpresso) - Gleich vorweg, der vermeintliche Kinderfilm "Träume sind wie wilde Tiger" auf DVD, ist voll familientauglich. Wie in alten Streifen von Charly Chaplin haben alle was zum Lachen und für Erwachsene gibt es Nachdenkliches dazu.

Während seine Eltern in Mumbai die Kisten zur Auswanderung ins ferne Deutschland packen, versucht Ranji (Shan Robitzky) für einen Bollywood-Film mit seinem Idol Amir, dem indischen Superstar, gecastet zu werden. Später im Flieger gibt Roberto Blanco (!) der Familie Tipps für die Integration: „Dort steckt man Geld in Schweine.“ Der Dreizehnjährige lässt sich auch in der neuen Heimat nicht von seinen Träumen abbringen. Trotz der rassistischen Gangs, die ihn in der Schule mobben, will er ein Bewerbungsvideo mit Gesang, Tanz und wilden Showeffekten drehen.

21 Toni und Ranji mit PipettenGleichzeitig möchte Toni (Annlis Krischke), die blass-blonde Nachbartochter, ihre zerstrittenen Eltern wieder zusammenbringen. Die Mutter ist Krankenschwester, der finanziell erfolglose Vater ein Instrumentenerfinder, der mit Schraubenschlüsseln, Kuscheltieren oder Abflussrohren neue Klänge kreiert. Anfangs terrorisiert auch Toni den jungen Inder, doch später hilft sie ihm, ein Video zu gestalten und ins Internet zu laden. Der Vater tobt: „Ich hatte Dir verboten hinter meinem Rückgrat einen Film zu machen.“ Dennoch wird Ranji tatsächlich zum Vorspielen eingeladen und auf wundersame Weise gelangen er und Toni zum erfolgreichen Casting nach Mumbai...

Der Film ist ein interkulturelles und humorvolles Märchen mit viel Situationskomik. Deutsche und indische Klischees knallen als Culture Clash nur so aufeinander. Natürlich ist es kein Film für politische Puristen, denen kulturelle Aneignung oder Vermischung ein Gräuel ist.

Regisseur Lars Montag arbeitet mit typischen Bollywood-Zutaten: Viele Probleme werden mit traumhafter Leichtigkeit überwunden und in höchster Not gibt es immer eine märchenhafte Lösung. Die stereotypen Figuren sind hinreißend überzeichnet: etwa die auf Anpassung bedachten Eltern, der schräge Instrumentenerfinder oder eine Nachbarin, die ihren Guru sucht. Cineastische Effekte bereichern den Film - etwa der vervielfachte und sich dann in blauem Rauch auflösende Ranji.

Der Junge glaubt unbeirrt an seine Träume, während der Vater, wahrscheinlich ein in Deutschland gefragter Programmierer, ausschließlich auf Mathematik setzt und von der Berechenbarkeit des Lebens überzeugt ist. Doch „Träume sind wie wilde Tiger“, lehrt uns dieser ansteckende und hinreißende Film, „je näher man ihnen kommt, umso größer werden sie.“

Fotos:
(c) WildBunch

Info:
"Träume sind wie wilde Tiger", Deutschland 2021, 96 Minuten, FSK 6 Jahre
Regie Lars Montag mit Shan Robitzky, Annlis Krischke und anderen. 
DVD, VoD usw. von Eurovideo ab 14. Juli 2022 im Handel