happyFRANKFURT SCHAUT EINEN FILM.  Heute, Sonntag, 30. Oktober in vielen Frankfurter Kinos. Im DFF von 11:00-14:00 Uhr Film und Diskussion!

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Kinofest FRANKFURT SCHAUT EINEN FILM begeht Frankfurt erstmals am Sonntag, 30. Oktober. An diesem Tag wird die Vielfalt der Frankfurter Kinos gefeiert: Frankfurter und Frankfurterinnen und zahlreiche Gäste schauen in verschiedenen Frankfurter Kinos gemeinsam einen in der Mainmetropole gedrehten Film (wieder) und diskutieren ihn aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Natürlich ist der Titel angelehnt an FRANKFURT LIEST EIN BUCH, aber was dort aus gutem Grund auf zwei Wochen verteilt ist, findet im Film an einem Tag statt. Vielleicht gibt es einmal auch: Frankfurt sieht ein Gemälde/ eine Skulptur an? Aber da sieht man gleich den Unterschied. Kunst ist singulär, Buch+Film sind Vervielfältigungsmedien!

Zum Auftakt ist HAPPY BIRTHDAY, TÜRKE! (1992) von Doris Dörrie zu sehen, am Sonntag, 30. Oktober,  hier: um 11 Uhr im Kino des DFF. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jakob Arjouni entführt uns in die Abgründe Frankfurts in den frühen 1990er Jahren und zeigt, wie Privatdetektiv Kemal Kayankaya bei seinen Ermittlungen im Frankfurter Bahnhofsviertel dem Alltragsrassismus mit sarkastischem Humor begegnet.

Paneldiskussion zu: „Filmische Narrative und Bilder von BIPoC im deutschen Kino“
Im Anschluss an die Filmvorführung (gegen 12:50 Uhr)

Das deutsche Kino muss diverser werden! Auch wahr: Der sogenannte „Migrantenfilm“ entwickelte sich schon in den 1960er Jahren und viele Filmemacher: innen mit Einwanderungsgeschichte schaffen seit den 1990ern ein transnationales Kino. Inwiefern haben sich die Narrative und Bilder von BIPoC (Black, Indigenous and People of Colo(u)r) im Film geändert? Welche Rolle spielen dabei der gesellschaftliche Kontext, unterschiedliche (Erzähl–)Perspektiven und Diskurse? Was ist aus der Geschichte zu lernen – und was bringt die Zukunft? Darüber diskutieren die Schauspielerin Şiir Eloğlu (HAPPY BIRTHDAY, TÜRKE!), die Regisseurin Soleen Yusef (SKYLINES, DEUTSCHLAND 89) und der Autor- und Regisseur Dieu Hao Do (WILD PLANTS). Konzept,Kuratierung und Moderation: Canan Turan.


Ausstellung

Anlässlich der Veranstaltung „Frankfurt schaut einen Film“ zeigt das DFF eine kleine Präsentation mit Originalmaterialien aus dem Produktionsprozess von HAPPY BIRTHDAY TÜRKE! im Erdgeschoss des DFF. Abbildungen und Unterlagen geben einen Eindruck vom Filmdrehen in den frühen 1990er Jahren, eine Fotogalerie illustriert die Charakterentwicklung der Filmfiguren in ihren Details – und in ihrer teilweise klischeehaften Ausgestaltung.

Donnerstag, 27., bis Sonntag, 30.10., zugänglich stets zwischen 10 und 21 Uhr


Buch

Natürlich lohnt Jakob Arjounis HAPPY BIRTHDAY, TÜRKE! Ein Kayankaya-Roman, erschienen bei Diogenes 21544 (1987), auch das Lesen. Dieser Krimi, der also in Frankfurt spielt, war der Auftakt zu einer 4-5teiligen Serie. Sicher wird auch das Schicksal des Autors besprochen. Anders, als das Pseudonym denken läßt, ist der Autor kein Türke, sondern dahinter verbirgt sich Jacob Benjamin Bothe, gebürtiger Frankfurter, der 2013 schon mit 48 Jahren in Berlin an Krebs verstarb. Ein sehr interessanter Schriftsteller und ein interessantes Werk. Dabei fällt auf, daß natürlich  auch HAPPY BIRTHDAY, TÜRKE längst einmal in FRANKFURT LIEST EIN BUCH hätte vorkommen können. Aber vielleicht ist dies ein Anlaß, sich mit seinen weiteren, in Frankfurt spielenden Romanen zu beschäftigen und einen für das Lesefestival auszuwählen. 

Foto:
©Verleih

Info:
Weitere Filmvorführungen, Gespräche, Stadtführungen etc. unter: frankfurt-schaut-einen-film.de