Bildschirmfoto 2022 11 11 um 20.09.32Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. November 2022, Teil 11

Redaktion 

Wien (Weltexpresso) - Seit den 1960er Jahren hat die 1946 geborene Elfriede Jelinek ein vielschichtiges und vor allem umfangreiches Werk an Lyrik, Prosa, Theater- und Hörspielen, Essays, Libretti, Drehbüchern und Übersetzungen entwickelt. Ihre Romane wurden in viele Sprachen übersetzt und verfilmt, ihre Theaterstücke international aufgeführt. Elfriede Jelinek ist die bedeutendste österreichische Autorin der Gegenwart, deren Werk im Ausland weit mehr veröffentlicht und anerkannt wird als im österreichischen Inland.

Jelinek ist ein freier und unabhängiger Geist. Als Frau spricht sie Dinge aus, die einer Frau nach wie vor nicht zugestanden werden. Gleichzeitig macht sie durch ihre Kunst die Ambivalenz der Verhältnisse sichtbar, in der es nie eindeutige Opfer- oder Täterbilder gibt. Dadurch deckt sie auf, dass das Vergangene noch immer Gegenwart ist. Das Widersprüchliche spiegelt sich auch in den Bildern ihrer Person, die sie der Öffentlichkeit liefert. Bilder einer modeaffinen Kommunistin, einer Feministin, die sich nicht immer und nur auf die Seite der Frauen schlägt, sondern auch deren Mitschuld an den patriarchal verhärteten Strukturen aufzeigt.

Elfriede Jelinek war und ist eine Vorkämpferin, die es immer wieder riskiert hat, nicht geliebt zu werden. Die zu ihren Widersprüchen steht, selbstironisch ist, womit sie sich einer eindeutigen Einordnung entzieht. Ihre Selbstironie und ihr oft verkannter Humor sind Aspekte, die im öffentlichen Bild von ihr als Person und Künstlerin oft zu kurz kommen.

ELFRIEDE JELINEK – DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN zeichnet das facettenreiche Bild der öffentlichen Person Jelineks und stellt gleichzeitig die Frage, was „Radikalität" eigentlich bedeutet.

Elfriede Jelinek hat in Filmen und Beiträgen, die zwischen 1969 und 2004 entstanden, ein sehr komplexes und vielschichtiges Bild von sich selbst zur Disposition gestellt.

Anlass genug, dieses Bild neu zu montieren, und auf Basis des umfangreichen Archivmaterials, aber auch neugedrehter Passagen die Fährten zu verfolgen, die sie selbst gelegt hat, und sich dabei auf den Fluss von Jelineks Sprache einzulassen und eindringliche Bilder zu finden, die das Geschriebene aufgreifen, ohne es zu übersetzen. Durch ihre ständige Anwesenheit als Off-Erzählerin und die nichtchronologische Erzählweise ergibt sich eine direkte und aktuelle Präsenz von Elfriede Jelinek.

Foto:
©Verleih

Info:
Stab
Regie: Claudia Müller
Drehbuch: Claudia Müller
MIT DEN STIMMEN VON
Sandra Hüller, Sophie Rois, Stefanie Reinsperger, Ilse Ritter, Martin Wuttke, Maren Kroymann

Abdruck aus dem Presseheft