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Kategorie: Film & Fernsehen
IMG 6280Uraufführung am 11.11. 1911, vor 111 Jahren, Gründung der PAGU in der Frankfurter Kaiserstraße 64, Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Dänin ASTA NIELSEN (1881-1972), der größte weibliche Stummfilmstar, wurde dies durch eine deutsche Aktiengesellschaft, die mit ihr Geld verdienen wollte. Dazu wurde ein Vertrag geschlossen, der sie für 30 Filme verpflichtete, die in kurzen Abständen gedreht wurden. Langfilme muß man dazu sagen, denn das Kino war in den Kinderschuhen und kannte nur kurze Filme und Filmchen. Mit dieser Serie von 30 Filmen sollte also auch der Film, der heute unsere Kinos bestimmt, durchgesetzt werden. Mit Erfolg.

IMG 6285Erst einmal der Hintergrund der Schauspielerin, die sich als Theaterschauspielerin in Dänemark hervortat, dann auf einen Mann traf, Urban Gad, der sie für den Film interessierte und mit ihr AFGRUNDEN drehte, der Ende 1910 auch in Deutschland als melodramatische ABGRÜNDE das Publikum begeisterte und zu einer bestimmten Idee der „Projektions-Aktien-Gesellschaft 'Union'“ (PAGU) führte. Die Idee war clever und man hätte sie eher in den USA erwartet, aber tatsächlich ist das Starsystem in der Frankfurter Kaiserstraße 1911 erfunden und erfolgreich in Szene gesetzt worden.

Den damaligen Vertrag gibt es nicht mehr, aber man spricht von der Vertragssumme von 1, 4 Millionen, dazu gibt es ein Foto, das als Titelbild sitzend Asta Nielsen und Urban Gad zeigt, die übrigens 1912 heirateten, zusammen mit den vier Gesellschaftern der PAGU. Schlicht ging es darum, für das neue Format Langfilm reichsweit für drei Jahre die Kinos zu verpflichten, die kommenden 30 Filme mit Asta Nielsen und dem Regisseur und Drehbuchschreiber Urban Gad aufzuführen, von denen 29 wirklich produziert und vertrieben wurden. Außerdem wurden die Filme  dank des Stars Asta Nielsen auch gewinnbringend ins Ausland verkauft, was den eigentlichen Gewinne brachte. Stummfilme mußten nicht aufwendig synchronisiert werden, die übersetzten Zwischentitel und Musikbegleitung waren schnell herzustellen. Spannend, wie insbesondere in Australien und auch Neuseeland diese Filme groß einschlugen (Foto unten rechts).

IMG 6290Woher man das alles weiß, obwohl dies Aussage keine Beweise durch Verträge verifizieren? Ein Loblied der Filmforschung, hier in Zusammenarbeit der Universitäten Marburg und Trier, die gemeinsam die Arbeit der PAGU rekonstruieren konnten, mitsamt einem Team, das beispielsweise in den Zeitungen der Zeit nach Filmankündigungen, Kritiken, Werbung etc. suchten und so viel fanden, daß die Aussage gesichert ist, daß hier in Frankfurt der Film, der durch Stars geprägt wird, seinen Anfang nahm.

Die Kinos mußten sich verpflichten, ohne die Filme zu kennen, im Vorhinein die ganze Reihe zu bestellen, damit die Finanzierung gesichert war (was damals fortschrittlich war, hat später Hollywood mit Knebelungsverträgen für Kinos pervertiert, in dem sie Kinos zwangen ausschließlich ihre Filme zu zeigen). Die freiwillige Verpflichtung der Kinos scheint kein Problem gewesen zu sein, was wiederum mit den UNIONS-Kinos zu tun hat, eines davon hat auch in der Frankfurter Kaiserstraße die Asta-Nielsen-Filme aufgeführt (links). Doch die Unions-Kinos sind eine andere Geschichte.

IMG 6289Hier geht es um die Forschungsarbeit, die an diesem Sonntag in einer Matinee um 11 Uhr so lebendig, so zwingend, so detailreich vorgestellt wurde, daß es nur eine Freude war, denn das Problem der deutschen Filmforschung liegt normalerweise darin, daß Veranstaltungen in der Regel auf Englisch erfolgen, was den Personenkreis der Interessierten massiv reduziert. So ist auch das Buch, das Hintergrund für die Vorstellung und Diskussion sowie die Aufführung von DER FREMDE VOGEL ist, auf Englisch veröffentlicht; der Titel auf Deutsch: „Asta Nielsen – der internationale Filmstar und die Einführung des Starsystems 1911-1914“, dessen Autoren Martin Loiperdinger und Friederike Grimm Buch und Film vorstellten, die Dritte im Bunde, Yvonne Zimmermann konnte nicht.

Fortsetzung folgt

Fotos:
Von der Leinwand abfotografiert
©Redaktion