Bildschirmfoto 2022 12 04 um 01.42.15VERSO SUD 28, das Festival des italienischen Films im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum Frankfurt (DFF), Teil 10

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Endlich hat man was zu lachen, denn die von Michelangelo Antonioni stets in latent tragischer Pose inszenierte Schauspielerin wird unter anderer Regie zu einer sinnlich volkstümlichen, temperamentvollen, eben typisch italienischen Schauspieler in LA RAGAZZA VON LA PISTOLA von Mario Monicelli aus dem Jahr 1968 und DRAMMA DELLA GELOSIA VON ETTORE SCOLA von 1970.

Auch die deutschen Titel weisen auf Unterhaltsames hin: MIT PISTOLEN FÄNGT MAN KEINE MÄNNER sowie EIFERSUCHT AUF ITALIENISCH. Letzteres ist für Deutschland natürlich eine Reminiszenz an den Welterfolg SCHEIDUNG AUF ITALIENISCH mit Marcello Mastroianni aus dem Jahr 1961, einer rabenschwarzen Komödie. Dort allerdings gibt er einen Baron, der seine Ehefrau los werden will, hier ist er ein heruntergekommener Bauarbeiter namens Oreste, der mit viel älteren Frau verheiratet ist, doch hindert ihn das nicht, sich unsterblich in die junge und wirklich niedliche Adelaide (Monica Vitti) zu verlieben, die als Erste mehr als einen Blick auf ihn wirft. Sie ist so schön und frisch wie die Blumen, die sie verkauft, allerdings welken ihre Gefühle auch relativ schnell wie ihre abgeschnittenen Pflanzen.

Dabei war sie der aktive Teil, der allerdings nicht viel verbale Überzeugungskraft brauchte, um den eingetrockneten Oreste wieder lebendig zu machen, der ihretwegen seine Frau verläßt. Doch das gemeinsame Leben wird schnell eines zu Dritt, denn sie lernt auf einer Demonstration den Pizzabäcker kennen, der schon lange ein Auge auf sie geworfen hat und sich mit beiden befreundet. Denn was bleibt Oreste übrig, als das Bett zu teilen (Titelfoto des nächsten Artikels). Doch geht das nicht lange gut und es gibt nicht nur Eifersucht auf allen Ebenen, sondern dann auch die Pistole, die eine Entscheidung bringen sollte.

Eine Pistole spielt auch im ersten Film eine Rolle, in der Monica Vitti noch temperamentvoller auftritt, sizilianisch eben. Dort geht es noch sehr konventionell zu mit den Männern und den Frauen. Und weil sie, Assunta, genau registriert hat, daß ein bestimmter Mann, Vincenzo (Carlo Giuffrè) immer wieder einen Blick auf sie wirft, der ihr ebenfalls sehr gefällt, läßt sie sich von ihm unter angeblichem Protest entführen und entjungfern. Das kann man nur mit sofortiger Eheschließung ‚heilen‘, was sie fordert, andernfalls ist sie als gefallenes Mädchen gesellschaftlich geächtet. Auch von der eigenen Familie.

Doch der Schuft verschwindet nach London. Nach London? Wir sind im Jahr 1968 und Swinging London bringt Lebensfreude pur und ein Aufbrechen der gesellschaftlichen Konventionen. Wenigstens ein bißchen. Assunta will ihren Ruf wiederherstellen, wozu sie Vincenzo suchen muß und ein Teil der Komödie funktioniert dann so, daß, immer, wenn sie ihn findet, er wieder verschwindet und sie sich erneut auf die Suche machen muß.

Fortsetzung folgt

Foto:
LA RAGAZZA CON LA PISTOLA
©Verleih

Info:
VERSO SUD
28. Festival des italienischen Films | 25.11.-7.12.2022
Das gesamte Programm finden Sie im PDF des Festivalkatalogs https://www.dff.film/wp-content/uploads/2022/11/dff_versosud28_programmheft-2022_WEB.pdf und auf der Webseite www.dff.film.
Tickets für alle Vorführungen können Sie ab sofort kaufen.

Wiederholungen der Vitti-Hommage
Samstag, 10.12. 20:00 Uhr L’ECLISSE
Mittwoch, 14.12. 20:30 Uhr LA RAGAZZA CON LA PISTOLA
Donnerstag, 22.12. 20:30 Uhr  IL DESERTO ROSSO
Montag, 26.12. 17:30 Uhr L’AVVENTURA
Mittwoch, 28.12. 20:30 Uhr DRAMMA DELLA GELOSIA
Freitag, 30.12.18:00 Uhr LA NOTTE