Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. September 2016, Teil 7

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ich war auch ganz überrascht, denn den ganzen schrecklich bunten und geradezu häßlichen Phantasiefiguren, in denen die Kinderfilmfilmer inzwischen ihren digitalen Arbeiten dem Publikum abliefern, kann ich nichts abgewinnen, von denen habe ich genug. Aber hier belehrt mich MOLLY MONSTER eines Besseren.


Ich kannte Molly nicht als Buchgestalt, dieses liebenswerteste Monster, das man sich vorstellen kann, man lernt sie im Film aber sehr schnell kennen, als eine kleine resolute Person, die von den Eltern wichtig genommen, sich selbst auch wichtig fühlt. Das macht sie aber nicht überheblich, sondern nur selbstbewußt, was sich vor allem in der Freundschaft mit Edison – ja und nein, der mit der Glühbirne - zeigt. Der ist ziemlich auf Zuneigung angewiesen,und die droht verloren zu gehen. Denn in der Monsterfamilie kündigt sich Nachwuchs an. Molly wird also ein Geschwisterchen bekommen. Sie selbst freut sich darauf, aber für ihren Freund Edison ist das die Hölle. In seiner Phantasie sieht er sich ausgesperrt, die Freundschaft ist vorbei und er wird einsam seiner Wege gehen.

Währenddessen bekommen wir sehr merkwürdige Reisevorbereitungen mit, die uns erst mal verwirren, bis wir die dramaturgische Funktion dieser Reise mitbekommen. Denn diese Monster gebären ihre Kinder nicht, sie entschlüpfen auch nicht wie Vögel den bebrüteten Eiern, sondern diese riesengroßen Eier werden von allen werdenden Müttern und Vätern zur Eierinsel gebracht, wo dann der Familiennachwuchs ausschlüpft. Also erklären die Eltern der kleinen Molly ganz genau, daß sie sich nun auf die Reise machen müssen und die brave Molly schön zu Hause bleiben wird, auf sie wird ja auch aufgepaßt. Und los geht es.

Doch die schusseligen Eltern, die wohl schon zu nervös sind – doch dafür haben Kinder Verständnis – die haben das aus der Sicht Mollys Allerwichtigste vergessen. Sie hat doch schon seit vielen Wochen an dem Mützchen gesessen, dem sie dem neuen – sicher ein Bruder – Geschwisterchen gestrickt hatte. So geht das schon mal nicht. Wie soll denn der Kleine sein noch kahles Haupt schützen? Da ist Molly viel zu fürsorglich und viel zu verwegen, jetzt nur traurig zu sein, daß das Mützchen hier nutzlos herumliegt und das Köpfchen des Geschwisterleins schutzlos. Was tun?

Ganz einfach für eine taffe Molly. Sich auf den Weg machen und das Mützchen hinbringen. Auweia, welche Angst hat da aber erst recht Edison. Was unterwegs alles passieren kann. Aber claro, daß er mitfährt. Und jetzt verstehen wir auch, warum das Ei weit weg zur Eierinsel gebracht wurde, denn es gibt dem Film Gelegenheit, so richtig durch das  Monsterland herumzustreifen, denn es geht dort richtig aufregend zu. Molly wird  Abenteuer erleben, an die sie nicht mal im Traum gedacht hätte und dieser Edison, der wird unterwegs so viel lernen, daß er vor der Zukunft viel weniger Angst hat.

Ted Sieger ist der Erfinder von Molly, die viele Kinder aus seinen Büchern kennen, vor allem auch aus der gleichnamigen Fernsehserie. Und nun ein Film. Doch, der kann noch viel mehr von dem Monsterland sinnlich wiedergeben als Zeichnungen dies vermitteln können. Denn im Film werden die Berge lebendig. Sie sind im wirklichen Sinne animiert, sind also Bergmonster, und überhaupt ist die Gesellschaft der Monster so was von vielfältig. Man muß überhaupt nicht mal groß sein, um dazuzugehören. Doch bunt sein, das muß man schon eher.


Der Film hat keine pädagogischen Zeigefinger und wirkt doch genauso unter der Haut. Denn neue Geschwister sind für die, die schon auf der Welt sind, immer auch mit Ängsten gekoppelt. Ob die Mama sie noch genauso lieb hat, wie vorher? Die magische Welt des Kinderhirn- und herzens stellt sich halt auch die Mutterliebe als feste Größe vor, die man nun zu teilen hat. Daß eine Mutter jedes ihrer Kinder auf jeweils andere Weise, aber gleich lieben kann, geht schwer in ein Kinderverständnis über. Doch Molly ist von solchen Sorgen frei, so liebevoll und selbstbewußt ist sie schon erzogen worden, von Mama und Papa Monster. Diese Geschwisterrivalität übernimmt hier als Sorgen ihr Freund Edison. Denn bei ihm potenzieren sie sich ja noch. Denn er befürchtet, daß seine Freundin Molly flöten geht, wenn das Brüderchen – es wird ein Brüderchen! – da ist.

Doch als es da ist, ist alles gut. Molly und Edison haben die Eierinsel erreicht, der kleine Bruder trägt die viel zu große Mütze, Molly darf sogar noch den Namen für ihn aussuchen. Die Eltern haben alles richtig gemacht und die drei Regisseure Michael Ekblad, Ted Sieger und Matthias Bruhn auch.