Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. September 2016, Teil 8

Filmheft

Berlin (Weltexpresso) - Wie ist Ihre Begegnung mit François Ozon verlaufen?


Ich war gerade im Urlaub, als ich von dem Projekt erfuhr. Drei Tage später bekam ich zwei Szenen und sollte am nächsten Tag zum Casting kommen. Ich kannte das Buch zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dazu war es mein erstes Casting auf Französisch. Dementsprechend absurd war die Situation für mich. Als ich François gegenüber stand, hat es dann alles sehr gut funktioniert. Wir haben uns gut verstanden, an den Szenen gearbeitet, und er hat mir von Anna und der Geschichte erzählt.
Zwei Wochen später war ich in Paris zum Casting und habe Pierre Niney kennengelernt. Ein paar Tage später bekam ich dann den Anruf von François, dass ich Anna spielen werde.

 


Wie war Ihre Reaktion, als Sie das Drehbuch gelesen haben?


Es ist interessant, ein Drehbuch zu lesen, mit dem Wissen „das werde ich also spielen“. Ich war sehr berührt von der Geschichte. Zum einen, weil so viele Fragen in dem Buch gestellt werden, es um so große Themen geht. Ehrlichkeit, Liebe, Verlust, Lügen, Loslassen, der Wille und die Freude am Leben – und alles mit einer Ruhe, einer Verletzlichkeit und doch irgendwie Beiläufigkeit, die in die Beziehung zwischen Anna und Adrien einfließt und sie damit so vielschichtig macht. Und dann die Entwicklung von Anna selbst: Ein ruhiges Wesen, das sich mit dem Tod ihres Verlobten ein Stück weit selbst aufgibt. Erst mit Adrien entdeckt sie die Freude am Leben wieder, erinnert sich vielleicht an die Zeit vor Frantz' Tod, blüht förmlich auf, und umso stärker ist der Rückschlag, als sie die Wahrheit erfährt.
Dann ihre Stärke, die sie im zweiten Teil der Geschichte entwickelt. Ich war wahnsinnig glücklich, so eine wunderbare Rolle spielen zu können.

 


Wie haben Sie sich darauf vorbereitet, ein Mädchen zu spielen, das erfährt, was Liebe ist und dabei zur Frau wird?


Da Anna so eine große Veränderung durchmacht, war es für mich wichtig, die Bedeutung der einzelnen Etappen der Geschichte zu verstehen. Wie hat der Krieg ihr Leben verändert, wie war sie davor, wie verändert wiederum Adrien sie, welche Wünsche erwachen in ihr? Ausschlaggebend sind dabei für mich die Beziehungen zu den Personen um sie herum, der Schmerz, der sie seit Frantz' Tod begleitet und dazu, im Kontrast, der Wunsch wieder zu leben und zu lieben.

 


Eine wichtige Etappe beginnt, als Adrien ihr die Wahrheit erzählt.


Ja, das ist ein unfassbarer Schock für sie. Sie beschließt, ihren Schwiegereltern diesen Schmerz zu ersparen und trägt die Last dieser Lüge und damit auch eine große Verantwortung ganz alleine. Ein interessanter Moment, der viele Fragen stellt. Warum deckt sie Adrien?

 


Wie sind die Dreharbeiten in Frankreich verlaufen?


In Frankreich zu drehen war toll. Es hat wirklich Spaß gemacht. Das Team war unglaublich!
Ich habe aber schon während der Vorbereitung gemerkt, dass es eine große Herausforderung wird, auf Französisch zu spielen. Eine Sprache, mit der ich nicht so viele Erfahrungen im Spiel gemacht habe, heißt, meine Körpersprache reagiert ganz anders. Ich habe lange daran gearbeitet, diese emotionale Verknüpfung zu erschaffen, damit ich, auch wenn ich fest an die Sätze gebunden bin, frei im Spiel bin.

 


Wie arbeitet François Ozon mit den Schauspielern?


Für mich war das ein sehr neues Arbeiten. François hat mich von Anfang an sehr mit in die Vorbereitung einbezogen. Mich nach meiner Meinung, meinem Empfinden für die Figur, Szenen und die Geschichte gefragt. Ich glaube, dass er mir in diesem Prozess sein Vertrauen geschenkt hat und damit auch eine unglaubliche Freiheit während des Drehs.

 

Foto: Paula Beer (c) agentur-lambsdorff.de