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Kategorie: Film & Fernsehen

„Red Tails“ sei eine Feier, behauptet Anthony Hemingway über sein Regiedebüt auf der großen Leinwand, über die im Stakkato computergenerierte Luftfahrtschaueinlagen wirbeln: „Eine Feier des Lebens und des Niederreißens von Grenzen.“ Von letzten gibt es nur eine in dem kindlichen Luftkriegstraum, zu dem Produzent, Ideengeber und Co-Regisseur George Lucas die Geschichte der afroamerikanischen Tuskegee Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg inspirierte. In luftige Höhen trägt der Actionfilm den Zuschauer während der Eröffnungsszene einer über den Wolken tobenden Luftschlacht zwischen Deutschen und Alliierten. The Sky is the Limit. Stärker hemmen die farbigen Protagonisten bem Kampfeinsatz 1944 in Italien die Schranken von Rassismus und Bigotterie. 

 

 

Das Paradezitat dafür entnimmt der Eingangstext einer US-Armeestudie von 1925: „Schwarze sind geistig minderwertig, Feiglinge im Angesicht des Todes und daher ungeeignet für den Kampf.“ Auf den brennen der selbstkritische Captain Martin "Easy" Julian (Nate Parker), sein waghalsiger Zimmerkamerad und bester Freund Lieutenant Joe "Lightning" Little (David Oyelowo), der gottesfürchtige David "Deacon" Watkins (Marcus Paul) und der von den älteren Piloten neckend „Junior“ gerufene Jungspund Ray "Ray Gun" Gannon (Tristan Wilds). „Das ist jetzt dein Zuhause.“, begrüßen ihn die Piloten bei seiner Ankunft in der schönen, neuen Weltkriegs-Welt, als vor der adretten Militärlagerkulisse aus blitzblank poliertem Metall und frisch gewaschenen Zeltplanen. Doch nur im Toskana-Sonnenschein Karten spielen und auf Erkundungsflügen Pirouetten drehen ist dem Schwadron entschieden zu pazifistisch. „Der Himmel ist blau und meine Waffen sind heiß.“, verkündet einer der Piloten, deren Ehrgeiz Major Emanuel Stance (Cuba Gooding, Jr.) und Colonel A.J. Bullard (Terrence Howard) zu zügeln gezwungen sind.

 

Unter dem farbigen Figurenensemble herrschen unverbrüchliche Kameradschaft; die weißen Vorgesetzten jedoch gestatten den Tuskegee Airman nur Patrouillen fernab der Front. Sie ist das Ziel, dem die Helden der Lüfte bei Loopings und riskanten Manövern entgegenstreben, und der Silberstreifen an einem historischen Horizont umwölkt von Diskriminierung. Letzte reduziert der euphemistische Plot in amerikanischen Reihen auf Pöbeleien in einem Offiziersclub und das Zaudern eines grauhaarigen Oberst, das an väterliche Besorgnis grenzt. Prominent ist der Rassismus lediglich in den zu den bei jeder Gelegenheit von den Protagonisten gehaltenen Erbauungen und Durchhalteparolen. Die Unsichtbarkeit des alltäglichen Rassismus reduziert ihn auf eine Hypothese, die hauptsächlich in den Köpfen der schwarzen Charaktere existiert. Die Rassendiskriminierung in den USA sparten George Lucas und er vorsichtshalber aus, erklärt Co-Produzent Rick McCallum: „Wir hatten das Gefühl, dafür gäbe es einfach kein Publikum.“

 

Das findet sich dort, wo Actionsequenzen in Computerspieloptik und phrasenhafte Dialoge untermalt von Terence Blanchards heroischem Soundtrack ein Loblied auf Heldentod und Soldatenehre singen. Halleluja-Patriotismus statt Hurra-Patriotismus lautet die kommerzielle Strategie der „Red Tails“, deren Akteure am Boden hölzern wirken wie die von ihnen verkörperten Stereotypen. Alle vermitteln sie eine Moral, ob von Treue und Ehe, Alkoholabstinenz und Frömmigkeit „denn wir stehen auf der Seite des allmächtigen Herren.“ Auf der anderen Seite steht der Typ mit dem Charlie-Chaplin-Bart, dessen schurkisch blickender Luftwaffe das Schwadron trotzt: „Wie gefällt Ihnen das, Mr. Hitler?“ Dass Mr. Hitlers Truppen kinderleicht abgeschossen werden, gefällt Mr. Hitler sicher gar nicht, der verbrämte Militarismus und Vaterlandstolz dafür vielleicht schon.

 

„Wir haben ein Recht für unser Land zu kämpfen, genau wie jeder andere Amerikaner!“, proklamiert Easy, in einer Filmwelt, in der Militanz für Mut steht und Kriegsablehnung für Feigheit. Als zweistündiges Kinoabenteuer ist das ebenso abgeschmackt wie ermüdend. Mit den Worten eines Piloten: „Krieg ist die Hölle. Was wir machen, ist höllisch langweilig.“

 

Oneline: Künstlerische Bruchlandung über historische Überflieger.