hwk Waechtersbach 9224Für die Erhaltung der Waechtersbacher Keramikmanufaktur engagieren sich Kunstschaffende der Region 

Hanswerner Kruse

Brachtal (Weltexpresso) - In der ehemaligen Glasurwerkstatt der Manufaktur stehen große Trommeln zum Glasurmahlen. Dazwischen Blechkabinen zum Glasurspritzen, ein kleiner Experimentierofen, gebrannte Proben. Es sieht hier aus, als hätten Arbeitende den Ort zum Wochenende verlassen, kämen aber Montagfrüh zurück.

hwk Waechtersbach 9197Doch stattdessen kommt Künstlerin Britta Schaefer-Clarke und zeigt ihre Performance: Mit roboterhaften Arbeitsbewegungen, dem Tanz der Vasen- und Kannenformen und schließlich mit zerschmissenem, niedrig gebrannten Geschirr zu Klängen und Zitaten aus dem Off. Ihre Darbietung setzt sich als künstlerische Spurensuche mit der Geschichte der 1832 gegründeten Manufaktur und ihrem Niedergang bis zur Insolvenz vor einigen Jahren auseinander.

Im Nachbarraum hat ihr Kollege Joerg Schmitz mit wilden oder sanften Gesten übrig gebliebene, niedrig gebrannte oder - wie die Töpfer sagen - geschrühte Weißware mit schwarzer Engobe bemalt. Transparent glasiert und höher gebrannt empfindet er die präsentierten Arbeiten als „Erinnerungen an diesen Ort.“

Wir schon bei vorausgegangenen Aktionen kamen viel Publikum in die alten Hallen (wir berichteten), diesmal sogar allerlei Prominenz: Drei Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden und Landrat Thorsten Stolz (SPD). Der meinte, er sei „glücklich“, dass sich zwei Kunstschaffende der Region so stark für die Erhaltung der Keramikmanufaktur einsetzten. Der Kreis hat bereits das Archiv gekauft und sorgt für dessen Sicherung, die drei Gemeinden Wächtersbach, Brachttal und Birstein wollen Reste der Manufaktur in die touristische Erschließung der Region einbeziehen. Neubesitzer Alexander Zimmer, der mit der EZE das Anwesen entwickelt, unterstützt die Kunstschaffenden und ist durchaus für eine partielle kulturelle Nutzung offen. Der zur Ausstellung am Wochenende erschienene Katalog ist ausverkauft, wird jedoch bald nachgedruckt.

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Joerg Schmitz erläutert seine gebrannten „Erinnerungen an den Ort“ / Britta Schaefer-Clarke tanzt die Gefäße
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