dlfphilippEin starker Katalog durchleuchtet auch die deutsch-englischen Einflüsse durch Hochzeiten , Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die ganze Zeit wollte ich noch mal über die im Januar abgelaufene und vorher durch Corona ausgebremste Ausstellung im Bad Homburger Schloß schreiben, da ein erstaunlich informativer Katalog das Wesentliche bewahrt: einmal die Verwandtschaftsverhältnisse und gegenseitige Heiraten nahezubringen, ein andermal, was in diesem Falle das Haus-Hessen und seine Gärten davon hatten. Und daß das Niederschreiben heute geschieht, hat mit dem Tod des zwei Monate vor seinem 100sten Geburtstag gestorbenen Prinz Philip – geb. als Philipp, Duke of of Edinburgh -zu tun, der ja eigentlich ein Battenberg war.

Warum mich dieser Tod berührt, hat nur damit zu tun, daß ich das englische Königspaar eben ein Leben lang kannte, was für die meisten von uns gilt, denn das königliche Paar war 73 Jahre verheiratet. Es gab sie für mich immer. Diese Kontinuität ist ziemlich einzigartig in einer Welt, wo sich dauernd alles Mögliche und unmögliche ändert. Das „Deutsche“ an Prinz Philip muß man auch erst einmal vermitteln. Daß er die ganzen Jahrzehnte jedes Jahr heimlich, sogar mehrmals, im Hessischen, bei den Verwandten weilte, weiß man nur im Nachhinein und daß er Deutsch früher perfekt sprach, später mit ganz leichten Fremdheiten in der Wortfindung, hat vor allem mit seinem Schulaufenthalt in Salem zu tun.

Das Deutsche hat mit seinen Großeltern zu tun: Viktoria von Hessen-Darmstadt, undLudwig von Battenberg. Was so deutsch klingt, war dennoch britisch, denn Ludwig von Battenberg war englischer Flottenadmiral und nahm wie seine ganze Familie im Jahr 1917, also während des Ersten Weltkriegs, den ins Englische übersetzten Namen Louis Mountbatten an. Übrigens hieß das englische Königshaus bis dahin auch Sachsen-Coburg und Gotha, der Erste Weltkrieg machte sie zu Windsors. Deren Tochter, Prinzessin Victoria Alice Elizabeth Julia Marie von Battenberg war die Mutter von Philip Mountbatten, wurde 1885 auf Schloß Windsor geboren und 1903 in Darmstadt mit dem Prinzen Andreas von Griechenland verheiratet, der wiederum der vierten Sohn des Königs Georg I. von Griechenland und seiner Gemahlin Olga Konstantinowna Romanowa  war, also auch ein Enkel von Christian IX. von Dänemark. Warum diese Hin- und Herverheiratung den Ersten Weltkrieg nicht verhinderten, zeigt eigentlich, daß es schon damals mit den Adelshäusern als wirklicher gesellschaftlicher Macht vorbei war.

Die Eltern von Prinz Philip hatten fünf Kinder, von denen vier noch als Battenbergs geboren waren, Philip als der Jüngste war 1921 ein geborener Prinz Philipp von Griechenland und Dänemark und kam im Schloß auf Korfu , Mon Repos, auf die Welt, das Kaiserin Elisabeth von Österreich hatte erbauen lassen und speziell eingerichtet hatte. Sein Vater König Andreas von Griechenland wurde 1922 des Landes verwiesen, als die Türken unter Kemal Atatürk Griechenland besiegten. Philips Heirat mit der zukünftigen englischen Königin war ein sensationeller Aufstieg für die verarmte Familie, die zwischendurch wieder nach Griechenland durfte und auch während des Zweiten Weltkriegs in Athen blieb, während Philip in der Royal Navy Krieg führte. Griechenland nun wurde von Nazi-Deutschland besetzt und die vier Schwestern von Philip hatten alle vier einen Nationalsozialisten geheiratet.

Die Heirat der englischen Kronprinzessin mit dem Philip, dessen Familie ohne Hintergrund blieb und verarmt dazu, soll eine Liebesheirat gewesen sein, die schon für die 13jährige Thronfolgerin und den fünf Jahre älteren Philip ihre Perspektive war. Wichtig für die hessische Verwandtschaft von Philip ist ein Flugzeugabsturz, der in der englischen TV-Serie über das Königshaus eine größere Rolle spielte. Es starben nämlich auf dem Weg zu einer Heirat bei Ostende 1937 die Schwester Philips, Cecilia von Griechenland, zusammen mit ihrem Mann, Georg Donatus von Hessen-Darmstadt sowie zwei Söhnen, die zu einer Hochzeit nach London unterwegs waren.

Mehr kann ich darüber nicht schreiben, weil ich kein spezielles Wissen habe – wenn ich davon absehe, daß meine Wiener Erb- und Patentante die Hochzeit 1947 in London miterlebte und auch die Krönung 1953, wovon ich Bilder und auch eine ovale (leere) Pralinendose habe, aus Blech mit dem Konterfei des Königspaares!

Aber daß wir alle von den deutsch-englischen Heiraten so wenig wissen, ist eigentlich ein Fehler, wie wir überhaupt kaum etwas wissen, von den ehemaligen deutschen Adelshäusern, die vor allem in Hessen-Darmstadt zum Hort für zukünftige russische Zarinnen wurden. Über die vielen hessischen Häuser, die sich in der Gliederung des heutigen Hessen wiederfinden, Regierungspräsidium Darmstadt, RP Kassel, RP Gießen. Einst gab es das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die Freie Reichsstadt Frankfurt, die am 3. September 1866 sich durch Preußen einverleibt wurden, für Frankfurt bis heute eine Wunde im Fleisch. Jetzt wird es aber Zeit für Princess Eliza.

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Info:
Hg. Katharina Bechler, Kirsten Worms, Princess Eliza. Englische Impulse für Hessen-Homburg, Michael Imhof, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Michael Imhof Verlag 2020
ISBN 978 3 7319 1021 3