tumblr f1679590edca122e688660bd5b4202d8 211e920d 1280Serie: MARIA ORSKA  ... WIEDERENTDECKT ...Die Verfolgung einer kulturhistorischen Spur..., Teil 7/15

WM.Wolfgang.Mielke

Hamburg (Weltexpresso) - Tilla Durieux (1880 – 1971) gilt bis heute als #die# legendäre 'Salome', in Oscar Wildes (1854 - 1900) Stück (1891), die sie 1903 bei Max Reinhardt als durchtriebene Femme fatale spielte. - Daisy Orska spielt sie als ihren Einstand am Hamburger Schauspielhaus dagegen als schuldig-unschuldige Kindfrau, so Ursula Overhage. - Jedenfalls erfolgreich. Das Stück ist inzwischen 20 Jahre alt. 1905 bereits hat Richard Strauss (1864 - 1949) daraus eine Oper gemacht, die bis heute zum Repertoire aller großen Opernhäuser gehört. 

Wenn ich mir die im Buch veröffentlichten Fotos ansehe, fällt mir besonders das Foto, das das Kapitel am Hamburger Schauspielhaus einleitet, die 'Hedvig' in Hendrik Ibsens (1828 - 1906) "Wildente" (1864) besonders auf: Hier geht der Ausdruck der Orska über 'nur gespielt' und 'technisch gemacht' hinaus und suggeriert eine gefühlsmäßige Betroffenheit. Vielleicht ist auch dieser Ausdruck nur hergestellt, wie es für einen Schauspieler eigentlich selbstverständlich sein sollte; dann aber eben besonders gut hergestellt.

Ihren größten Erfolg hat die Daisy Orska aber nicht am Schauspielhaus, sondern unter der Regie von Leopold Jessner (1878 – 1945), der zu der Zeit Oberspielleiter am Hamburger Thalia Theater war (von 1904 – 1915), im Rahmen der für das Arbeiterbildungswesen veranstalteten Volksschauspiele in Altona (das erst ab 1938 zu Hamburg gehören wird); für beide gewissermaßen ein künstlerisches Parallelgleis. Hier spielt die Daisy Orska erstmals Wedekinds 'Lulu'. Die 'Lulu' wird #die# Rolle ihres Lebens werden, auch Ende 1916 ihr Durchbruch in Berlin, die sie in verschiedenen Inszenierungen insgesamt über fünfhundert Male spielen wird. In einer Kritik im "Hamburger Echo", vom 6.7.1913, heißt es (wenn auch etwas umständlich): #"Da war nichts Mystisches, Geheimnisvolles, das diese Gestalt über die menschlichen Sphären hinaushob und so für den Philister und seine eheliche oder uneheliche Tugendboldin zu erklären oder zu entschuldigen versuchte. Die Lulu der Orska war ganz primitiver Natur, ganz animalische Sinnlichkeit, ganz ungeschminktes Menschentier, war so, wie man sie in Wirklichkeit in ihrer Entwicklung, in ihrem Tun und Denken und Fühlen oder Nichtfühlen allein verstehen kann. Sie war ganz Triebleben, bedingt durch Milieu und soziale Verhältnisse. So war es bei dem starken schauspielerischen Instinkt der Orska, der intuitiv an solche Gestalten geht, eine wahrhaft glänzende Leisung, die höchste Anerkennung verdient."# ----

Ihr Regisseur Carl Hagemann (1871 – 1945) schrieb über sie, was man für ihre ganze Karriere als gültig ansehen kann: #"Meine interessanteste Schauspielerin in Hamburg war die Orska. (...) Sie hat einige Rollen gehabt, in denen sie ausgezeichnet, das heißt objektiv gut und einmalig war. Und zwar sind das Rollen gewesen, die sich mit ihrer Erscheinung und ihrer Eigenart deckten, so dass die Kraft ihrer faszinierenden äußeren Mittel, ihres überlegenen Intellekts und ihres Fleißes jedes Mal zu einer glaubhaften und wirksamen Gestaltung vordringen konnte. (...) Sie hat immer nur einen Typ oder eine Variation dieses Typs gespielt (...) Und da sie eine Persönlichkeit war und eine schöne und sehr aparte Frau, hat sie die ihrer Erscheinung und Eigenart entsprechenden Figuren eines naturgemäß sehr engen Rollenkreises auf der Bühne zu großer, gewiss nicht immer erschütternder, aber virtuosenhaft brillanter Wirkung gebracht."# -----

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