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Kategorie: Kulturbetrieb
Kirchner KG Brucke Ausstellungsplakat der Galerie Arnold in Dresden 2Serie: MARIA ORSKA  ... WIEDERENTDECKT ...Die Verfolgung einer kulturhistorischen Spur..., Teil 9/15

WM.Wolfgang.Mielke

Hamburg (Weltexpresso) - Die 1910er Jahre sind die besten und unbeschwertesten der Orska, wie auch ein Bild von ihr als 'Salome' zeigt, auf dem sie nicht ohne Selbstzufriedenheit posiert, - bis Frühsommer 1918, bis zu der Zeit, wo man schon den Verlust des 1. Weltkriegs ahnt. Von da bis etwa zum Ende der Inflation, 1923, als, wie Golo Mann (1909 - 1994) so treffend sagt, die Republik noch einmal sozusagen zum zweiten Mal gegründet wurde, - während dieser von Sorgen und Nöten geprägten Übergangszeit erhält Maria Orska hauptsächlich ablehnende Kritiken.

Darin spiegelt sich auch eine Wandlung des Stils. Die Orska kam aus der Zeit des Jugendstils! Der Weltkrieg verändert nicht nur die Welt; die Kunst hat diese Veränderungen teils, ab etwa 1910, bereits vorweggenommen, und nun bricht sich die neue Zeit auch auf der Bühne Bahn: Der Expressionismus. Oder noch deutlicher gesagt: Der Schrei des Expressionismus! Gerade den aber bleibt die Orska, - gemäß der Kritik -, schuldig: #"Die Orska aber versagte beim Schrei, beim Ausbruch, sie versagte im naiven Gefühl und brachte es darum nur zum Kobold, nie und nimmer aber zum Erdgeist."# - Trotzdem ist #das Publikum# von ihrer Darstellung sehr angetan!, wie Bernhard Diebold (1886 - 1945) in der Frankfurter Zeitung fortfährt: #"Das beifallspendende Publikum aber glaubte ihn noch nie ausgiebiger gespürt zu haben als in dieser Darstellung."# (!) (10.6.1918.)

In Wien ergeht es ihr aber nicht besser: #"Sie versteht es nicht zusammenzufassen (...) Sie zerfasert, sie zerpflückt den Charakter in kleine Fetzchen (...) Sie ergötzt sich, Ornamente und Arabesken ohne Ende zu spielen."# (Wiener Allgemeine Zeitung, 20./21.6.1918.) --- Gerade die #"Ornamente und Arabesken"# aber waren ja Kennzeichen noch des Jugendstils. --- #"Sie arbeit viel zu viel mit äußerlichen Mätzchen (...)"#, schreibt die Sonn- und Montags-Zeitung, Wien, ebenfalls am 20./21.6.1918. --- Und die Neue Freie Presse schreibt: #"(...) eine Leistung von kunstgewerblichem Rang, aufs Verblüffen angelegt."# (20.6.1918.) --- Die Tournee endet in München, - bevor sie abgebrochen wird. Denn auch die Münchner Neuesten Nachrichten sehen in ihrer Lulu #"nicht mehr (...) als eine Varieténummer für Herrenabende."# --------

Foto:
Kirchner, KG Brücke(Ausstellungsplakat der Galerie Arnold in Dresden)
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