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Kategorie: Kulturbetrieb

Hessen Film Night“ präsentiert in Shanghai erfolgreiche Filmförderung

Konrad Daniel

Wiesbaden/Shanghai. Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein hat gestern an der Tongji Universität in Shanghai die „Hessen Film Night“ eröffnet. Gemeinsam mit Regisseur Giulio Ricciarelli präsentierte er den Gästen den Film „Im Labyrinth des Schweigens“, der von Hessen gefördert wurde und sogar schon in chinesischen Kinos lief.

 

Bei diesem Film geht es um den gesellschaftspolitisch äußerst wichtigen Einsatz des Hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, dessen Widerständigkeit es zu verdanken ist, daß schlußendlich die Zuständigkeit für Prozesse um Auschwitz nach Frankfurt gegeben wurden, wo von 1963 - 65 der erste Auschwitzprozeß stattfand, wo zum ersten Mal vor deutschen Gerichten fast 20 Jahre nach dem Krieg die ungeheuerlichen Verbrechen in den Konzentrationslagern verhandelt wurden, Stichwort: industrieller Massenmord. Damals ließ sich gerichtlich nicht durchsetzen, daß die Tätigkeit in den KZs miteinschließt, am Mord und Totschlag beteiligt zu sein, wie es seit dem Münchner Urteil zu  John Demjanjuk 2012 Rechtsmeinung ist.

 

Diese Rechtsauffassung wurde zwar auch schon in den Fünfziger Jahren von Fritz Bauer und anderen ausgesprochen und vertreten, aber das Frankfurter Gericht ließ nur - wie spätere Gerichte lange Zeit ebenfalls  - dann eine Verurteiling zu, wenn ein konkreter Einzelnachweise geführt werden konnte. Das ist deswegenso widerlich und zynisch, weil die Menschen, die millionenfach ermordet wurden, keine Zeugnisse hinterlassen konnten. Den Auschwitzprozeß konnte Bauer nur führen lassen, weil Listen aufgetaucht waren, in denen in der BRD aufgefundene Personen als Personal in Auschwitz verzeichnet waren und Zeugen für ihre Tätigkeit gefunden werden konnten. Unter den Voraussetzungen des konkreten Beweises der Beteiligung am Mord fielen damals die Strafen viel zu gering aus. Aber es war für die Bundesrepublik eine Kehrtwendung hin in Richtung Aufarbeitung der NS-Zeit. Schade übrigens, daß nicht der Dokumentarfilm von Ilona Ziok FRITZ BAUER - TOD AUF RATEN mit im Gepäck der Hessen war und in China vorgeführt wurde. Denn der zeigt, wie es wirklich war.

 

Die Veranstaltung gehört zum Auftakt für die B3 Biennale des bewegten Bildes, die 2017 in Frankfurt stattfinden und im Zeichen des Austausches mit China stehen wird. Die Tongji Universität ist mit dem College of Design and Innovation das führende Designinstitut Chinas und der neuer Partner der B3.

 

Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein: „Shanghai hat als Kunstmetropole einen überragenden Ruf. Gelobt werden die quirlige Kunstszene, die traditionelles und modernes Schaffen vereint, die herausragenden Künstler und vielen Spitzen-Museen. Ich freue mich, hier Ergebnisse unserer hessischen Filmförderung zu präsentieren.“

 

Regisseur Giulio Ricciarelli erzählt in „Im Labyrinth des Schweigens“ die Geschichte des engagierten jungen Staatsanwalt Johann Radmann, der im Deutschland der Fünfzigerjahre mit Unterstützung des Generalstaatsanwalts Fritz Bauer gegen einen ehemaligen Auschwitz-Wärter ermitteln will. Dabei gerät er immer stärker in Konflikte mit Bekannten und Kollegen, die die Ereignisse des Holocausts verdrängen wollen. Der Film schaffte es auf die Shortlist für die Oscar-Nominierung 2016 in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“.

 

„,Im Labyrinth des Schweigens‘ thematisiert das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte und die Schwierigkeiten, die dessen Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg mit sich brachte. Eindrucksvoll und sensibel zeichnet der Film die Vorgeschichte zu den Frankfurter Auschwitzprozessen. Mich persönlich hat dieser Film tief bewegt. Und ich freue mich umso mehr, dass das Land Hessen diesen herausragenden Film gefördert hat“, so Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein.

 

Hintergrund des Engagements in China ist eine 2015 initiierte Kooperation zwischen der B3 Biennale des bewegten Bildes mit der Central Academy of Fine Arts Beijing (CAFA). Ziel ist, die Präsentation moderner chinesischer Film- und Medienkunst in China und in Deutschland zu fördern und die Marke B3 auf einem der weltweit wichtigsten und innovativsten Märke für Medienkunst zu etablieren. Seit 2013 präsentieren und diskutieren auf der B3 Künstler, Filmemacher, Designer, Internetspezialisten, Gameentwickler und Wissenschaftler aus der ganzen Welt ihre Projekte und Ideen.

 

Mit zeitgleich stattfindenden Ausstellungen, Screenings und Panels präsentieren die B3, die von der Hochschule für Gestaltung in Offenbach konzipiert und realisiert wird, und ihre Partner in Peking und Shanghai parallel zur und in Kooperation mit der Beijing Design Week rund 60 chinesische und internationale Künstler, die zwischen den Medienwelten wandeln und neue Sichtweisen bieten. Die Ausstellung in Shanghai hat Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein am heutigen Montag eröffnet.

 

„Die Kooperation zwischen der B3 Biennale des bewegten Bildes und der Tongji University ist ein weiterer wichtiger Baustein nicht nur für die deutsch-chinesischen Kulturbeziehungen, sondern auch für das Programm der B3. Ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit“, so Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein abschließend.

 

Foto: Labyrinth des Schweigens

Info: Vergleichen Sie die vorangegangenen Artikel über den Besuch der Hessen in China unter KULTURBETRIEB