Pop Up Boat des Jüdischen Museums ankert noch bis Sonntag

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es war Sommer, als das Boot infolge der Schließung wegen des Um- und Neubaus des Jüdischen Museums am Mainkai festmachte und ein Publikumsrenner wurde. Jetzt wird es schon empfindlich kalt und das Pop Up Boat des Jüdischen Museums geht in die letzte Programmwoche.

Nur noch bis einschließlich Sonntag, 16. Oktober, wird es am Schaumainkai vor Anker liegen, ehe der Abschluss des Pop Up Boat mit einer großen Closing Party gefeiert wird.

Die Lesung mit Deborah Feldman, die für kommenden Donnerstag, 13. Oktober, auf dem Pop Up Boat geplant war, ist wegen der großen Nachfrage ins Literaturhaus, Schöne Aussicht 2, verlegt worden. Die Autorin wird dort aus ihrem autobiographischen Roman „Unorthodox“ lesen. Es gibt noch einige Karten zum Preis von sechs Euro, ermäßigt drei Euro, im Vorverkauf im Museum Judengasse oder an der Abendkasse im Literaturhaus.

Zum Buch: Die chassidische Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, gehört zu den strengsten ultraorthodoxen Gemeinschaften weltweit. Ihre Mitglieder leben ein abgeschirmtes Leben nach festen Regeln. Deborah Feldmann wurde 1986 in diese Gemeinschaft hinein geboren. Sie erzählt, wie sie sich nicht mehr an die Regeln zu halten beginnt und aus dieser Gemeinschaft ausbricht. Heute lebt sie mit ihrem Sohn in Berlin. Im Anschluss an die Lesung gibt es ein Gespräch zwischen der Autorin und Christian Ruzicska, Übersetzer und Verleger des Buches im Secession Verlag für Literatur. Die Lesung beginnt um 19.30 Uhr und ist eine Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Frankfurt in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.


Am Freitag, 14. Oktober, lädt das Jüdische Museum zu einer Podiumsdiskussion unter dem Titel: „Kritische Beobachterin, politische Denkerin und bewusste Jüdin – Happy Birthday, Hannah Arendt“ ein. Hannah Arendt, die an diesem Tag 110. Geburtstag gehabt hätte, wird in den vergangenen Jahren vielfach zitiert und geehrt – ihre Schriften zu jüdischen Themen allerdings waren zu ihren Lebzeiten wenig bekannt und durchaus umstritten. Welche Rolle spielt Jüdischkeit im Denken von Hannah Arendt? Und wie schlug sich das in ihren Schriften nieder? Verstand sie sich bewusst als Jüdin oder eher als jüdische Denkerin? An dem Abend diskutieren Christian Wiese, Professor für jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität, Edna Brocke, ehemalige Leiterin der Alten Synagoge Essen und Großnichte von Hannah Arendt, Barbara Hahn, Professorin für Deutsche Literatur an der Vanderbuilt University, und Thomas Meyer, Fellow am Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung der Universität Erlangen. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums, moderiert das Gespräch. Beginn ist 19 Uhr; der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Für Samstag, 15. Oktober, gibt es eine Programmänderung: Statt des angekündigten Films „Die Geträumten“ mit anschließender Diskussion zwischen Ko-Autorin und Kulturdezernentin Ina Hartwig und Oberbürgermeister Peter Feldmann wird der Film „Nicht ganz koscher“ von Ruth Olshan gezeigt.„Koscher“ bedeutet im übertragenen Sinne „rein“. Für koschere Lebensmittel wird ein Zertifikat verliehen: der Koscher-Stempel. Diese Tradition des Judentums, die Reinheit von Dingen zu prüfen, wendet die Regisseurin Ruth Olshan auf ihre eigene Familiengeschichte an. In ihrem 2010 fertig gestellten Film „Nicht ganz koscher“ begibt sich auf die Reise in die Untiefen familiärer Gespräche und Dokumente und findet viele Antworten, die neue Fragen aufwerfen – etwa diejenige, wer ihrer eigenen Biografie einen Koscher-Stempel verleihen würde und was sie dafür tun müsste. Über die Widrigkeiten und Weisheiten des jüdischen Lebens spricht Direktorin Mirjam Wenzel mit Ruth Olshan im Anschluss an die Filmvorführung. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr; der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.


Am Sonntag, 16. Oktober, geht die Spielzeit des Pop Up Boat mit einem vielfältigen Programm zu Ende. Um 12 Uhr treten die Londoner Klangkünstler von Global Vocal Music auf: Dabei trifft der Sound der Karibik auf die Klänge des Orients mit einem Hauch von Beatbox. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 10 Euro. An das Konzert schließt sich um 14 Uhr ein Beat Box Workshop für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren an. Zusammen mit Noga Ritter und DavidX von Vocal Global Music lernen die Teilnehmer Rhythmen und Soundeffekte kennen und schaffen den Klang einer ganzen Band – nur mit den eigenen Stimmen. Der Eintritt ist frei.

Mit Sukkot schließt das Pop Up Boat ab: Essen unterm Sternenhimmel. Am Vorabend des siebentägigen Laubhüttenfests, das an die Wüstenwanderung der Israeliten erinnert, werden die Besucher den letzten Abend des Pop Up Boat feiern. Das Catering kommt von Badia, die mit ihrem Tel Aviv Beach sechs Wochen lang das Pop Up Boat kulinarisch bereichert hat. Passend zum Thema schafft DJ Janeck Altshuler aka La Bolschevita eine Klangoase an Bord. Die Teilnahme am Dinner kostet 35 Euro pro Person; eine Anmeldung per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ist unbedingt erforderlich. Von etwa 21 Uhr an ist das Boot wieder offen für alle zur Closing Party mit DJ La Bolschevita. Der Eintritt ist frei.

Im kostenlosen Tagesprogramm des Pop Up Boat informieren die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Heike Drummer und Anne-Marie Bernhard Freitag, 14. Oktober, über Genderfragen im Museum. Dabei wird es um Frauen-Biografien, wie beispielsweise die von Helene Frank gehen, aber auch um gender-sensible Sprache, etwa in den Perspektiven auf die neue Dauerausstellung. Die Judaistin Kathrin Schön erläutert am Sonntag, 16. Oktober, an die Frage: „Was macht eine Orgel in der Synagoge? Zur Gottesdienstreform in der Frankfurter Jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert“.

Foto: Boot am Eisernen Steeg (c) Jüdisches Museum