Picknick in der Galerie: Finissage von „Menschen l e e r“

Eva Czernatzke

Trier (Weltexpresso) - Manche haben den Sommer vermißt – kein Wunder, der war diesen August nach Trier ausgewandert, mitten in die Galerie „KM9“ hinein: Dort endete die Ausstellung von Peter Menne und Martina Diederich mit einem Picknick – in der Galerie drinnen!

In ungezwungener Atmosphäre wurden die Werke der beiden Künstler von breitem Publikum diskutiert. Beide Künstler waren anwesend: Peter Menne, der Photograph, und Martina Diederich, die Malerin. Galerist Laas Koehler hatte drinnen Camping-Möbel aufgestellt und einen Picknick-Korb ausgepackt.

Das Ambiente war geradezu anti-museal: der Galerist hat ein Händchen dafür, genauso wie früher Dada die Kunst vom hohen Sockel zu reißen– aber um sie den Menschen näher zu bringen, das (lockere) Gespräch darüber zu befördern. Und das kam bei den rund vierzig Besuchern munter in Gang: auf der einen Seite die großformatigen Strandszenen von Martina Diederich: realistisch gemalt, so realistisch sogar, dass die üblichen Assoziationen an „Badefreuden“ fehlen: dafür sind die Familienszenen zu realistisch, als dass das noch lustig sein könnte.

Auf der anderen Seite weiß man dann, wohin die Stadtbewohner ausgeflogen sind: denn die Stadtphotographien von Peter Menne sind tatsächlich menschenleer: öder grauer Beton strahlt im Sonnenschein. Nur wohnlich wirkt das nicht, erst recht nicht das „Wohnumfeld“: die Kirmes-Bilder voll buntem, billigen Plastik. Ein Strandphoto ist auch dabei: mit einer Reihe von Strandhäuschen, aufgereiht wie im Hühnerstall – nein, eher wie in der Hühnerfabrik: einförmig, einerlei. Da ändern auch die wenigen Figuren nichts daran, die vor der Kulisse sonnenbaden.

Deutlich angenehmer wirken die Flußlandschaften von Frankfurt und Basel: mal die Main, mal die Rheinbrücken im Mittelpunkt. Was sich dahinter auftürmt, im Falle Frankfurts scheinbar auf der Brücke tanzt, wirkt angenehmer. Doch sind das keine Wohntürme, sondern Banken- bwz. Chemie-Hochhäuser... So dass man sehnsüchtig auf die lichtdurchfluteten Liegestühle im englischen Cornwall schaut: auch sie menschenleer, genauso wie der Liegestuhl in der Galerie. Doch der blieb nicht lange leer...

So mancher Finissagen-Gast ergänzte das Picknick mit eigenen Mitbringseln. Den total leckeren Kirschkuchen mußte auch ich naschen. Andere brachten Mohrenköpfe, Plunderteilchen, was auch immer: Koehlers Claim „KM 9 - Dein Kunstraum in Trier“ scheint treffend. Denn gar mancher Besucher fühlt sich wie zuhause. Galerist Koehler resümiert: „'Menschenleer' gehört zu den am besten besuchten Ausstellungen, die ich bislang gemacht habe. Ich habe nur positives Feed-Back bekommen. Manche Besucher kamen wegen der Bilder von Martina Diederich – und blieben vor den Photos von Peter Menne stehen. Oder umgekehrt: die Photographien zogen sie in meinen Kunstraum hinein - und dann blieben sie vor großformatigen Bildern hängen. Die beiden Künstler zu kombinieren, ihre Bilder nebeneinander zu hängen: das gab der Ausstellung den Kick!“ Also ein weiteres Beispiel für das Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile?“ Mir persönlich hat ein Teil besonders gut gefallen. Und ich hoffe, dass es auf den Bildern von der Finissage gut zu erkennen ist.


Foto:Der Künstler zwischen drinnen und draußen, der Welt zugewandt (c) Eva Czernatzke