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Es ist ein kluges Konzept der Museumsmannschaft – meist sind es ja Frauen -, vor allem die Kinder im Vorschulalter und der Grundschule anzusprechen. Denn je jünger Kinder sind, desto lernwilliger und begeisterungsfähiger sind sie und solche Ausstellungen tragen dazu bei, daß sie es auch bleiben. Hat man nur einmal – beispielsweise bei  Ratesendungen im Fernsehen die Gedächtnisleistung von Kleinkindern gegenüber Erwachsenen erlebt, weiß man, wie schnell sie aufnehmen, verarbeiten und speichern. Kommt dann so Sinnliches dazu wie in den gemütlichen unteren Museumsräumen, dem Kindermuseum, dann werden aus den deutschen Kindern schnell ägyptische Schatzsucher.

 

Dazu braucht’s nur eine Weste, die am Eingang liegt und jeder anziehen kann, verbunden mit einem Forschertagebuch in Form von Fragen, die man sofort beantworten kann, wenn man mit offenen Augen durch diese Mitmachausstellung geht. Die erste Frage lautet beispielsweise: „Wie viele Katzen kannst du in der Kinder-Ausstellung finden? Mache für jede Katze einen Strich.“ Raffiniert! In doppeltem Sinn. Denn unter dieser Frage befindet sich eine ovale Eingrenzung, in die man die Striche machen kann, die aber so aussieht wie eine ägyptische Kartusche, in der die Hieroglyphen stehen.

 

Und dann erfordert solch eine Frage, daß man sich beim Weitergehen und Immer-neue-Katzen-Finden doch noch einmal zurückwendet, weil man vielleicht eine vergessen hat. Auf jeden Fall schadet es nix, am Schluß noch einmal die gesamte Ausstellung zu durchwandern, um sicherzustellen, daß  man keine Katze  übersehen hatte – und schon hat man noch einmal einen Gesamtüberblick von allem erhalten, ein Ausstellungsverhalten, das erfahrenen Museumsbesuchern in Fleisch und Blut übergeht.

 

Die Motivierung setzt sich gleich mit der zweiten Frage fort: „Wieviele Mäuse hat die Katze übersehen?“ Erstens muß man auch hier höllisch aufpassen und  zweitens ist man endlich einmal schlauer als die Katze, das für uns klügste Wesen der Tierwelt, wenn man eine übersehene Maus findet. Oder gibt es gar keine? Dann kommen weitere Fragen wie:“Wie heißt der Gott mit dem Krokodilskopf?“,  reine Wissensfragen, die schnell herauszubekommen sind. Eine dritte Art der Aufgabenstellung wäre: „Wie sieht das Hieroglyphenzeichen des Horus aus? Zeichne es in die Kartusche“. Und schon wissen wir, weshalb die Kartuschen auf dem Forscherblatt stehen: alle Antworten, die deutschen wie die ägyptischen kommen hinein..

 

Dann kommen noch Fragen wie „Kannst du die Zahl in Hieroglyphen schreiben?“, wo die Anzahl der gezählten Katzen nun ägyptisch niedergeschrieben wird. Alle Sinne sind angesprochen und das heißt dann auch, hier sind Kinder nicht überfordert, sondern die Anforderungen an sie entsprechen genau ihrem Nachahmungs-, Wissens- und  Kombinationsdrang.

 

Das ist längst nicht alles. Am Allerbesten gefällt uns die Ernsthaftigkeit, mit der diese Kinderausstellung die im Obergeschoß laufende ‚richtige‘ Ausstellung der altägyptischen Schätze aus dem Ägyptischen Museum von Turin begleitet. Nicht nur das. Auch die erwachsenen Besucher ohne Kinder machen einen Fehler, wenn sie nicht die Familienausstellung unten ebenfalls besuchen. Einmal abgesehen davon, daß dort Dinge erklärt werden, die mancher Besucher von oben auch nicht weiß und froh ist, sie auf diesem Wege  nebenbei zu erfahren, sind auch in dieser Ausstellung eine Reihe hochwertiger Originale aus Turin untergebracht, die gerade deshalb, weil sie neben Reproduziertem stehen, eine besondere Aura ausstrahlen.

 

Zur Eröffnung nun wurde das Ganze noch zusätzlich belebt durch originale Ägypterinnen von vor mehr als zweitausend Jahren! In weißen ausgeschnittenen Gewändern mit diesen tollen Perücken wie sie von Kleopatra bekannt sind und natürlich den schwarz ummalten Augen, haben diese Studentinnen der Ägyptologie hier mit ihren Erzählungen aus Alt-Ägypten schwer gepunktet und so nebenbei auch noch Wissen weitergegeben. Rundherum ist das eine Erlebnisausstellung, in der man den ganzen Tag zubringen kann, einschließlich der Multimediastationen. Dazu gleich mehr. Fortsetzung folgt.

 

 

 Bis 2. September 2012

 

Offiziell heißt es, daß sich die Ausstellung an Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren richtet. Aber Sie können auch mit kleineren Kindern und auch mit Jugendlichen die Ausstellung besuchen. Und Erwachsene haben auch sehr viel davon!

 

Das reichhaltige Begleitprogramm mit Ferienwerkstatt, Workshops und Lesenacht entnehmen Sie bitte der Webseite.

 

Lern-, Spiel- und Bastelmappe: Die Ägypten-Box: In leuchtendem Türkis begrüßt auf dem Umschlag ein junger Ägypter, das Ankzeichen in der Hand, den, der die Mappe aufschlägt.

Ramose heißt er, entdeckt man auf der Innenseite, und liest seine Aufforderung, auf die spannende Zeitreise ins Reich der Pharaonen mitzugehen. In 25 Themen und einem ägyptischen Kalender wird vom Leben im Alten Ägypten über die Bastelbögen zum Ausschneiden der Tempelanlagen und die Schrift dann noch eine Spielanleitung für das Schlangenspiel geboten. Eine wunderbare Zusammenstellung von Wissens-, Handeln- und Spielteilen, die perfekt als Nachbereitung der Ausstellung für die nächsten Wochen dient. Wir haben sie aber zusätzlich auch als Vorbereitung für den Besuch benutzt.

 

Dabei haben wir dazugelernt: Kinder stürzen sich auf die Bastelbögen. Vorsicht. Wenn einer daneben schneidet oder gar den Bogen nicht völlig auffaltet, schneidet er die Rückseite falsch aus. Was tun? Mit Tesafilm kleben oder im Shop des Museums die Ausschneidebögen umtauschen können. Das ist bisher nicht vorgesehen, aber unser Tip, diese Bastelbögen in größerer Auflage zu drucken und gegen versehrte umtauschen zu können. Dann kommen die Kinder auch noch häufiger in die Ausstellung!

www.art-of-kara.de

www.aegypten.speyer.de

Foto: Peter Haag-Kirchner/Historisches Museum der Pfalz