kathoDie Katholische Akademie Rabanus Maurus berichtet

Joachim Valentin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die bundesweite Kontaktsperre geht in die vierte Woche und wir wissen mehr über das Covid-19 Virus, theoretisch und praktisch, sehen steigende Zahlen von Erkrankten und Verstorbenen, vielleicht auch vereinzelt im Verwandten- oder Bekanntenkreis, und sind nach anfänglicher Verständnislosigkeit mehrheitlich dankbar für die vorausschauende Politik in Bund und Land. 

Unser Leben ist augenscheinlich langsamer geworden – die einen sind dankbar für mehr Zeit und Muße, andere stöhnen über den Stress im Home-Office, mit unbetreuten Kindern oder die beginnende Langeweile. Wir alle fragen, wie wird das nach Ostern weitergehen?

Für die Gläubigen unter uns ist die Karwoche, die Osterzeit immer schon eine Zeit intensiven Glaubenslebens. Wir legen unsere eigene Verletzlichkeit, unsere Verfehlungen, unser Leid hinein in das Leiden Christi. Unsere eigenen Höhen und Tiefen werden im Drama des „Hosianna“ und „Kreuziget ihn“ abgebildet und so verstehbar, erträglich. Die gemeinsam gefeierte Auferstehung am Ostersonntag schließlich erlöst uns auch im eigenen Leben vom vorher sichtbar gewordenen Leid.
Wir lachen, feiern und freuen uns mit den Aposteln und Apostelinnen.

Wie wird das in diesem Jahr sein? Ich selbst erlebe gestreamte Fernsehgottesdienste bisher schon als tröstlich und bereichernd. Die Intensität, mit der ich in der eigenen Hausgemeinschaft eine Kerze entzünde, Laudes oder Vesper bete, in der Bibel lese, ist anders als in zurückliegenden Jahren, in denen so viel vorzubereiten und zu erledigen war vor Ostern, weil Gäste kamen oder eine Reise anstand. Das tut gut. Sehr bewusst ist mir dabei, dass das Leid so Vieler auf den Intensivstationen damit kontrastiert. Sie haben  in meinem Gebet einen Platz.

Im Internet wurde in den vergangenen Wochen viel über die reduzierte Form gestritten, in der nun Priester alleine oder mit wenigen Vertrauten vor der Kamera Eucharistie feiern, hatte doch das Vatikanum II die tätige Teilnahme aller Gläubigen einer Gemeinde als Bedingung für eine gültige Messe betont. Doch wir alle (viel mehr Menschen als üblich) feiern ja an den Bildschirmen mit.

Die Erfurter Theologin Julia Knop hat in einem geistlichen Beitrag das Geschehen des Karsamstag tiefer auf die aktuelle Situation hin gedeutet: „Eine letzte Mahlzeit in großer Runde, die Fußwaschung, Veronikas Tuch in Jesu Gesicht, ein unbekannter Helfer, weinende Frauen, der von Krankheit gezeichnete Gottesknecht, Jesu Verlassenheitsschrei am Kreuz, sein Erstickungstod, die hastige Beisetzung, der lange überfordernde Schabbat der Angehörigen in häuslicher Isolation“. Hier löst sich plötzlich die von vielen behauptete Spannung zwischen Tradition und Gegenwart und wird deutlich, was uns der ale Text auch heute noch zu sagen hat.

Täglich reflektieren Vertreter der Kirche, Theologinnen und andere die aktuelle Situation auf katholisch.de aber auch im theologischen Feuilleton feinschwarz.net. Diese Seiten möchte ich Ihnen neben dem (digitalen) Stundenbuch und den diversen Gottesdiensten (Links am Ende der Mail) noch einmal ans Herz legen.

Vielleicht fragen Sie sich auch, was Sie aktuell Gutes tun können, außer in Kontakt zu bleiben mit Einsamen und Kranken oder sich selbst Hilfe zu holen (Links am Ende der Mail). Wer wie ich in diesen Tagen weniger Geld ausgibt, weil die Gelegenheiten fehlen, könnte – in guter alter Fastentradition - etwas davon spenden. Ich mache Ihnen drei Vorschläge:Das katholische Hilfswerk MISEROR, dem 2020 das große Spendenaufkommen vom Misereor-Sonntag fehlt, wird zur Stelle sein, wenn die Pandemie Afrika und Lateinamerika erreicht.Caritas International hilft auch weltweit, vor allem aber in den Flüchtlingslagern an der Südost-Grenze der EU, wo teilweise unmenschliche Verhältnisse herrschenDie Obdachlosen in Frankfurt schließlich, die aktuell ebenfalls schwere Zeiten erleben, werden vom Franziskus-Treff der Kapuziner auch und gerade jetzt mit regelmäßigen Mahlzeiten versorgt. Auch hier können Sie spenden.

Foto:
© Katholische Akademie

Info:
Joachim Valentin ist Direktor Haus am Dom Frankfurt