Morillon, Zweigelt, Uhudler und Blaufränkisch - und dazu Österreich?

Robert Matta

Wien (Weltexpresso) - Sie sind kein Weintrinker und haben die Namen Morillon, Zweigelt, Uhudler und Blaufränkisch für vier Herren gehalten oder auch Damen. Aber nein, jeder Weintrinker kennt doch zumindest den Zweigelt und den Blaufränkischen - oder? Also, das sind vier typisch österreichische Weinsorten, die ihre je eigene Geschichte haben.


Der Morillon


Es gibt viele Geschichten darüber, woher der „Morillon“ in der Steiermark so kommen mag. Eine der am häufigsten erzählten geht ungefähr so: Nach der großen Reblauskatastrophe um die Jahrhundertwende machten sich Winzer aus der Steiermark auf nach Frankreich. Ihr Ziel war es, neue Rebsorten zu finden, die gegen die Reblaus immun wären. Fündig wurden sie in der Ortschaft Morillon. Man erwarb Edelreise und nahm sie mit zurück in die Steiermark. Dort wurde, natürlich, ein großes Fest gefeiert, viel getrunken und erzählt. Am Ende konnte sich keiner mehr so Recht daran erinnern, wie die Weinrebe hieß – aber immerhin wusste man ja, sie kam aus Morillon. Der Name war damit geboren. Dass es sich dabei um eine Chardonnay-Rebe handelt, fand man erst viel später heraus.

 


Der Zweigelt
Der Zweigelt zählt neben dem Grünen Veltliner sicher zu den bekanntesten Weinsorten Österreichs. Zweigelt und Österreich, das gehört gefühlt immer schon zusammen. Dabei ist ‚immer‘ in diesem Fall relativ. Der Zweigelt ist nämlich gerade mal 93 Jahre alt. 1922 züchtete nämlich ein gewisser Dr. Fritz Zweigelt an der Weinbauschule Klosterneuburg eine Rebsorte namens Blauburger – als Kreuzung von St. Laurent und Blaufränkisch. Und überhaupt erst 1975 wurde der Blauburger zu ehren seines Züchters in Zweigelt umbenannt. 2015 könnte man also 40 Jahre Zweigelt feiern.
 
Ob das so angebracht ist, ist dabei aber eine andere Frage. Das liegt an der Person von Dr. Fritz Zweigelt. Dank gebührt ihm für seine Leistung als Oenologe – und für seine Züchtung der nach ihm benannten Rebe. Allerdings machte er nie einen Hehl aus seinen Überzeugungen, trat bereits 1933 in die damals in Österreich noch verbotene NSDAP ein und wollte nach dem Anschluss die Weinbauschule Klosterneuburg zu einem „Bollwerk des Nationalsozialismus“ machen. Eine filmische Dokumentation unter dem Titel „Zweigelt - Wein und Wahrheit“ aus dem Jahr 2011 widmet sich der Thematik auf differenzierte Weise.


 
Der Uhudler


Der Uhudler ist ein recht spezieller österreichischer Wein, der im Südburgenland erzeugt wird. In der Farbe ähnelt er dem Rosé. Gekeltert wird er aus Trauben verschiedener Sorten (am bekanntesten ist die Isabella-Traube). Das Bukett dieses Weins ist äußerst intensiv und erinnert (angeblich) an Walderdbeeren oder schwarze Johannisbeeren – mit Wein wie wir ihn hierzulande gewohnt sind, hat er wenig zu tun.
 
Der Uhudler hat aufgrund des höheren Pektingehalts seiner Trauben einen geringfügig höheren, gesundheitlich jedoch nicht bedenklichen Methanolgehalt. Lange hielt sich die Geschichte, dass Wein von Direktträgern (wie der Uhudler) einen hohen Anteil an Fuselölen und Methanol enthalte und daher gesundheitsschädlich sei. Er  wurde deswegen 1938 auch das erste Mal verboten. In den 1970er Jahren wurde der Uhudler auf die Verwendung als „Haustrunk“ beschränkt. Die Produktion für den Eigenverbrauch war erlaubt. Nach dem Glykolwein-Skandal Mitte der 1980er Jahre wurde der Begriff „Haustrunk“ aus dem Gesetz gestrichen – und der Uhudler wieder verboten. Seit 1992 darf er in acht burgenländischen Orten wieder angebaut und verkauft werden.
 
Zum Namen gibt es, mal wieder, verschiedene Geschichten. Eine, die durchaus wahrscheinlich klingt ist die, dass die Augenringe nach intensivem Genuss des Uhudlers an das Aussehen eines Uhus erinnern sollen. Und sollte Ihnen in Österreich jemand einen „Heckenklescher“ anbieten – auch das ist Uhudler.


 
Der Blaufränkische
Blaufränkisch ist eine autochthone österreichische rote Qualitätsrebsorte und entstand durch eine Kreuzung zwischen Weißer Heunisch und einer bis dato nicht identifizierten europäischen, höherwertigen „Fränkisch-Rebe“. Der Blaufränkische ist ein frischer, rassiger, feinsäuerlicher und tanninbetonter Rotwein von kräftiger dunkler, rubinroter Farbe mit violettem Schimmer. Weinexperten sehen in ihm gerne auch das qualitative Aushängeschild des österreichischen Rotweins. Die Rebsorte gelangte etwa im 18. Jahrhundert nach Österreich. Bereits 1777 wird sie in „Beschreibung der in der Wiener Gegend gemeinen Weintrauben-Arten“ als wertvolle Keltersorte erwähnt. Der Blaufränkische ist übrigens auch in Deutschland zu Hause – hier ist er allerdings als Lemberger oder Limberger bekannt.
 
Das Mittelburgenland wird mittlerweile übrigens auch Blaufränkischland genannt. Wer wissen möchte, warum das so ist, dem sie die wunderbare Gebietsvinothek in Deutschkreutz ans Herz gelegt. Dort kann man sich durch die Weine probieren, zu Hof-Preisen einkaufen und gerne auch mit dem einen oder anderen Winzer plaudern.