temdemce19Die abgespeckte Tendence 2019 - als Konsumgütermesse ehemalige Herbstmesse - auf Schlingerkurs in Frankfurt

Eric Fischling

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sie hat es nach wie vor schwer, diese ehemalige Herbstmesse, früher der Stolz der Stadt und der Frankfurter Messegesellschaft. Gab es noch 2005 auf Ausstellerseite 3419, so sind es in diesem Jahr nur noch 603 Aussteller, die aufs Frankfurter Messegelände kamen. Immerhin aber aus 37 Ländern. Die 15 000 Fachbesucher, die Einkäufer, kamen aus 80 Ländern.

Weltexpresso hatte in den Jahren, als die Lage sich dramatisch änderte, wiederholt darüber berichtet. Es macht keinen Spaß, sich ständig zu wiederholen, zumal man der Messegesellschaft nicht vorwerfen kann, auf den heftigen Rückgang der Ausstellerzahlen nicht reagiert zu haben. Interessant ist, daß der Rückgang zwar kontinuierlich, aber in Sprüngen verlief. Man kann vier Ebenen ausmachen. Von 2005 (2002 gab es noch über 4000) mit besagten 3419 Ausstellern, bis 2019 gab es drei Sprünge: 2009 gingen die Zahlen vom Vorjahr mit 2879 auf 2091 zurück, dann 2013 mit 1290 gegenüber dem Vorjahr mit 1858 und erneut in diesem Jahr auf 603 gegenüber dem Vorjahr mit 858 Ausstellern. Nur einmal - wichtig - gab es einen Ausreißer nach oben, das war das Jahr 2017, als die Tausendergrenze mit 1096 wieder erreicht war, nachdem 2016 nur 955 Aussteller gezählt wurden. Dafür gab es einen Grund: der Zeitraum der Messe zwischen August und Juni. Seit dem Einbruch der Ausstellerzahlen hat die Messe mit dem Termin laboriert. Ursprünglich im August, wurde sie immer weiter nach vorne verlegt. Man wollte die Sommerferien - die aber in Europa sich über drei Monate erstrecken - vermeiden, was gar nicht geht.

Welchen Schluß soll die Messe daraus ziehen? Seit Jahren laboriert sie an Daten und Strukturänderungen. Unterm Strich kann man sie dazu nur unterstützen. Deshalb, weil die Alternative, die traditionelle Herbstmesse fallen zu lassen, ein so gravierender geschichtlicher Einbruch wäre, der Folgen haben könnte. Die Frage, warum, was Jahrhunderte erfolgreich war, nun so den Bach heruntergeht, bleibt natürlich, denn grundsätzlich liegt dies nicht an der Struktur der Messe, die eine Überblicksmesse ist, wie es - wiederum traditionell die Frühjahrs- und Herbstmessen waren und sind: denn die Frühjahrsmesse - unsinnig AMBIENTE genannt - ist mit viereinhalb Tausend Ausstellern so erfolgreich wie je. Kein Wunder, daß man glaubt, es läge am Datum. Denn die Herbstmesse war im Konsumgütergeschäft immer die Vorbereitung auf den Winter, einschließlich Weihnachten. Das übernehmen aber schon im Januar die Christmasworld und die folgende Ambiente. Vielleicht ist der Zeitraum bis Winter zu kurz. Das waren ja die Argumente für die Vorverlegung bis in den Juni.

Insgesamt also eine schwierige Lage, die die Frankfuter Messe mit Qualität beantwortet. Denn mit Recht betont sie, daß diejenigen, die kommen, etwas erleben sollen, was sie zum Wiederkommen reizt. Die diesjährigen Messebesucher fanden 'Erlebnisse' vor, indem beispielsweise die Messehallen nicht nur Stände aufwiesen, sondern diese einen inhaltlichen Kontext bildeten, wie in der einen Messehalle, in der eine Stadt nachgebildet wurde. Wie die Messe selbst ihren Erfolg sieht, erkennt man aus folgender Pressemitteilung:  "Nach Handelsformen, Lebensstilen und Zielgruppen gegliedert orientierte sich die Tendence 2019 konsequent an den Bedürfnissen der Kunden. Drei Tage lang präsentierten 603 Aussteller die angesagten Lifestyle- und Trendprodukte. Ein modifiziertes Konzept, zahlreiche Events und Live-Präsentationen trugen zur guten Stimmung bei den Ausstellern und Besuchern bei. Trotz hochsommerlicher Hitzewelle überzeugte das vielseitige Angebot die 15.000 Fachbesucher[1], versetzte sie in Kauflaune und regte zum Ordern und Kontakte knüpfen an.

Im Fokus der Tendence standen an drei Veranstaltungstagen neben dem veränderten Konzept und jeder Menge Inspirationen auch die Herausforderungen im Konsumgütermarkt. Der Wandel in der Konsumgüterbranche war im letzten September ein Grund, das Profil der Tendence anzupassen und die Messedauer auf drei Tage zu verkürzen. „Das veränderte Konzept und die Entscheidung, die Tendence konsequent an Strukturen und Bedürfnisse des Handels anzupassen, wurde von diesem angenommen und verstanden. Das ist der erste wichtige Schritt zur Akzeptanz des Konzeptes. Damit bieten wir vielfältige Impulse und Hilfestellungen an, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch der Launch der zwei neuen Online-Plattformen Nextrade und Conzoom Solutions zeigt, wie die Messe Frankfurt zukünftig den Handel bei der voranschreitenden Digitalisierung unterstützt“, so Stephan Kurzawski, Geschäftsleitung der Messe Frankfurt Exhibition GmbH.

Sonderpräsentationen wie die Tendence Academy, Paper & Friends, das Village, das EVL-Areal oder The Store boten den Besuchern vielfältige Mehrwerte und Best Practice-Beispiele zur Umsetzung im heimischen Geschäft.

Auch Thomas Grothkopp, Geschäftsführer Bundesverband Wohnen und Büro e.V., sieht einen Mehrwert für den Handel: „Die Tendence ist zu einer echten „Mehrwertmesse“ geworden: spannende Vorträge, ausgezeichnetes Design, innovative Ideen und außergewöhnliche Konzepte von Ausstellern kompakt an drei Tagen. Darunter war für jeden Fachbesucher etwas Besonderes. Selbstverständlich ist dies alles ergänzend zu den Ausstellern, die ihre Kollektionen für 2020 und Ergänzungen für das diesjährige Weihnachtsgeschäft attraktiv präsentierten. Spannend war auch, wie der Schleier über Nextrade gelüftet wurde, um die neuen Möglichkeiten des Orderns auf dem digitalen Marktplatz darzustellen. Auch die Wissensplattform Conzoom Solutions ging zur Tendence ans Netz und ist ein echter Mehrwert für den Handel.“

Bei wieder einmal tropischen Temperaturen nutzten 15.000 Einkäufer aus 80 Ländern die Tendence zum Networking, Erleben und Ordern. Die Zufriedenheitswerte auf Besucherseite befinden sich weiterhin auf hohem Niveau. Der Anteil der internationalen Einkäufer bleibt im Vergleich zum Vorjahr stabil. Die Topbesuchernationen nach Deutschland waren die Schweiz, Italien, Österreich, Frankreich, die Volksrepublik China, die Niederlande, Japan, Polen, Belgien, Vietnam und Großbritannien. Besucherzuwachs verzeichnete die Fachveranstaltung insbesondere aus Irland und Südosteuropa."

Man hatte darüberhinaus die nur dreitagelange Messe mit einer Folgeveranstaltung angereichert: 

Morgen geht es weiter – Konferenzformat Pioneers of Lifestyle

Am Dienstag, dem 2. Juli 2019, lud die Konferenz Pioneers of Lifestyle – im Anschluss an die Tendence – zu hochkarätigen Vorträgen zu den Themen Service, Retail und Digitalisierung des Handels sowie zum Netzwerken ein.

Die Online-Plattformen Nextrade und Conzoom Solutions gehen live

Zur Tendence 2019 launchte die Messe Frankfurt gleich zwei neue Online-Plattformen. Eine dieser Plattformen ist der internationale B2B-Marktplatz Nextrade: www.nextrade.market. Dahinter verbirgt sich ein neues digitales Order- und Datenmanagement für Lieferanten und Händler der Konsumgüterbranche in nur einem System. Nextrade verlängert die Messe und ermöglicht Bestellungen zu jeder Tages- und Nachtzeit an 365 Tagen im Jahr. Auch die neue Content-Plattform Conzoom Solutions stellte die Messe Frankfurt auf der Tendence erstmalig vor: www.conzoom.solutions. Sie bietet dem Konsumgüterhandel ein vielfältiges Angebot, gibt einen Komplettüberblick über das Portfolio der Messe Frankfurt im Konsumgüterbereich und stellt dort gebündelt Informationen für den Handel zusammen.


Ausstellerstimmen, als Stimmen derjenigen, die gekommen waren, was wichtig ist, weil sie ja nächstes Jahr wiederkommen sollen

Auch für die Aussteller ist das veränderte Konzept der richtige Weg in die Zukunft. Sie zeigten sich zufrieden mit dem Engagement der Messe Frankfurt und der Tendence 2019:

Halle 8.0

Daniel Henriksen, Sales & Marketing Director, Hübsch-Interior:

„Die Tendence ist ungebrochen einer unserer wichtigsten Touchpoints mit dem deutschen Markt. Denn jedes Jahr sind die Stimmen zur Wahrnehmung des skandinavischen Trends im Raum Deutschland immens wertvoll für uns. Auch in diesem Jahr gehen wir mit zahlreichen Impulsen im Gepäck nach Hause, die wir mit unseren Designern in Dänemark teilen.“

Halle 9.0

Lars Adler, Geschäftsführer Hoff Interieur und Vorstandsvorsitzender des Europäischen Verbandes Lifestyle:

„Der Besucher findet hier eine komplett neue Tendence vor: eine neu aufgeplante und neu strukturierte Messe. Der Relaunch ist geglückt und unsere Kunden haben das neue Konzept durchweg gelobt.“

Halle 11.0

Christian Gehlmann, Geschäftsführer, Gehlmann:

„Wir kamen auf die Messe mit einer klaren Vorstellung unserer Zielgruppe: Großhändler, die frühzeitig ihre Geschäftsplanung vornehmen und bewusst Vororder für das nächste Jahr einholen wollen. Es freut uns deswegen sehr, dass die Halle 11 uns genau mit dieser Zielgruppe zusammengeführt hat. Für uns ist das Hallenkonzept sehr erfolgreich aufgegangen: Wir konnten viele großvolumige Bestellungen verzeichnen und haben zudem unsere internationale Klientel aus Süditalien, Spanien und dem Libanon erreicht.“

Halle 12.0

Jan Philippi, Geschäftsführer, Philippi:

„Die Zusammenstellung der Tendence finde ich super und sehr mutig. Am ersten Tag hatten wir weniger Kunden, aber seitdem läuft es prima und wir haben viel Betrieb. Die Zusammenstellung in der Halle 12.0 ist einfach perfekt. Ich habe es nicht erwartet, aber es waren erstaunlich viele Kunden aus dem Ausland hier. Wir hatten Japaner, Peruaner, Russen und Spanier am Stand. Die Tendence hat immer noch einen internationalen Ruf.“

Village

Dimi Aptidis, Vertriebsleiter, Good old friends

„Wir haben uns sehr gefreut, dass die Tendence mit dem neuen Hallenkonzept die Qualität geboten hat, die unsere Besucher auch erwarten – denn eins ist klar: Einfache Warenpräsentation funktioniert nicht mehr. Auch wenn sich mit dem neuen Ansatz vielleicht traditionelle Aussteller nicht immer sofort abgeholt fühlen, ist eine solche konzeptionelle Neuausrichtung nach Lebenszielen für uns genau der richtige Weg. Ich finde, dass gerade die Sonderpräsentationen und die Modenschauen dieses Einkaufserlebnis gestalteten und emotionalisierten – das war auch an unserem Stand deutlich zu spüren.“

Tendence Trends 2019/2020

Sanftes Grün spaziert von den Laufstegen in die Wohnzimmer – kombiniert mit Rosa schafft es warme Sommertöne. Sonnengelb ist die Farbe der Saison. Im Zusammenspiel mit Schwarz und Weiß ist sie im Interior-Bereich sehr beliebt. Für den perfekten Look gehört ausreichend Flechtwerk aus Rattan und Bast. Auch Accessoires, die wie selbstgemacht aussehen, es aber nicht sind, stehen hoch im Kurs. Der Trend zur Natürlichkeit bleibt. Scheinbar im Gegensatz zu der Naturfarbe steht die anhaltende Vorliebe der Einrichtungstrends für Edelmetalle wie Gold und Kupfer, wobei Kupfer ein wenig von Messing verdrängt wird. Auch Farbgebungen in Silber sind sehr trendig und begehrt. Im Bereich der Accessoires halten frische Pflanzen vermehrt Einzug, die den Hang zur Natur darlegen. Frisches Obst hat auch im Interieur Hochsaison: Ob auf Stoffen, Kissen oder an der Wand – die Frische bleibt dort umso länger erhalten. Auch an großen Blätterprints kommen wir nicht vorbei.

Foto:
© messefrankfurt.de

Info:
Die nächste Tendence findet vom 4. bis 6. Juli 2020 statt.