Bildschirmfoto 2019 12 05 um 00.19.46IKW-Jahrespressekonferenz: Zur Entwicklung der Schönheits‐ und Haushaltspflegemitteindustrie 2019, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Jeweils gegen Ende des Jahres hält der IKW- Industrieverband Körperpflege und Waschmittel seine jährliche Pressekonferenz ab – gut gelaunt, denn seit vielen Jahren geht es aufwärts, steigern sich die Produktions- und Verkaufszahlen, auch wenn immer wieder anderes befürchtet wurde.

Bildschirmfoto 2019 12 05 um 00.21.04Nehmen wir allein einmal den Bereich der Kosmetik. Dieser ist deshalb besonders aussageträchtig für die gesamte Binnenwirtschaft, weil er in guten Zeiten sowieso stabil bleibt, weil er aber in unsicher werdenden Zeiten erst recht zulegt, zumindest Abwärtsbewegungen anderer nicht mitmacht. Das gilt dann nicht für den gesamten Bereich der Kosmetika, sondern für herausgehobene Produkte. Das, was früher einmal der Lippenstiftfaktor genannt wurde, ist längst auf mehrere Produkte der Körperverschönerung, auch der Körperpflege übergegangen, sprich: auf die Konturierung der Augen durch Lidstrich und Wimperntusche sowie Augenbrauenstift, was für junge Frauen - und es gibt inzwischen sogar Männer, die ihre Augen „pflegen“ - wichtiger geworden ist als der Lippenstift. Der allerdings hatte traditionell die auftretende Diskrepanz deutlich beim Namen genannt. Denn in Zeiten, wo es wirtschaftlich stagniert oder gar bergab geht, hat jeweils der Verkauf von Verschönerungsmittel zugenommen, was eine einfache psychologische Erklärung hat. Wenn es schon duster aussieht, soll die Schminke alles besser machen, positiver stimmen. Wer Arbeit sucht, zieht sich besser an, will gepflegter wirken als diejenige, die täglich ihrer Arbeit nachgeht.

Das ist jetzt sehr allgemein gesprochen, denn die einen schminken sich überhaupt nie und die anderen immer, aber es geht ja hier nicht um individuelles Verhalten, sondern eben um den Durchschnitt und dieser sagt, daß seit vielen Jahren zwar langsam, aber stetig der Markt für diesen Teilbereich der Kosmetik: die DEKORATIVE KOSMETIK wächst. Alle Kosmetikartikel einschließlich der Duftwasser sind zudem schon lange nicht mehr für ‚die bessere Gesellschaft‘ vorgesehen und erwerbbar, sondern Ausdruck einer Gesellschaft, die zumindest Körperpflege als ‚allgemeines Menschenrecht‘ ansieht. Das ist zwar schon lange so, aber eine Bestandsaufnahme wie die jährliche Wirtschaftspressekonferenz ist eben gut geeignet, auch in dieser Frage historisches Bewußtsein abzurufen: es ist schon lange her, daß das Parfüm und die Perücke in französischen Adelskreisen und beim König selbst den Körpergeruch, ach was: den Gestank übertönen sollte.

Heute gehört das Waschen von Körper und Haaren zu den Selbstverständlichkeiten des Alltags. Aber, was früher eben nur Waschen war, ist heute zu einer kaum mehr überschaubare Batterie von Schönheitspflegemitteln geworden, das wäre die andere Seite der Kulturkritik, die wir heute nicht vertiefen wollen, die aber nicht vergessen werden soll, wenn man beispielsweise durch die endlos langen und vielzähligen Gänge von dm oder Rossmann oder oder geht. Wer das noch alles auseinanderhalten kann, braucht wirklich ein gutes Gedächtnis. Aber so lange etwas gekauft wird, wird es auch in den Regalen stehen. Wieviel pro Jahr an neuen Marken kreiert werden und wieviel Marken vom Markt verschwinden, wollen wir nächstes Jahr zum Thema machen. In diesem Jahr berichten verschiedene Kollegen der Redaktion über einzelne Schwerpunkte.

An dieser Stelle muß jedoch ein Hinweis erfolgen, der sich in den Zahlen nicht findet und der auf der Pressekonferenz nicht angesprochen wurde, nicht mehr, denn wir hatten in den vergangenen Jahren darauf verwiesen. Die wachsenden Zahlen haben natürlich auch etwas mit der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland zu tun. Und die hat im Jahr 2015 eine dramatische Steigerung erfahren. Was sich in der politischen Diskussion negativ niederschlägt und zum Wachsen rechtsradikaler Parteien führte, der Zuzug von einer Million Asylanten, hat natürlich für den Markt der Schönheitspflege und auch der Haushaltsmittel einen positiven Effekt durch die Steigerung der Verkaufszahlen. Wahrscheinlich müßte in Deutschland diese Diskussion sehr viel intensiver geführt werden, inwieweit die meist jungen Zuwanderer auf Dauer das hiesige Wirtschaftswachstum steigern und vor allem für spätere Rentenzahlungen ein wichtiger Faktor auf dem Arbeitsmarkt werden.

Aber zurück zu den Schönheitsmitteln, die genauer untersucht werden.

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