IKW Inland Export 1. HJ 2020Inlandsumsatz wächst. Export geht stark zurück

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist unglaublich. Das, was als  Lippenstiftfaktor im Umfeld der Schönheitsindustrie als Indikator für eine schizophrene Situation fungiert, gilt auch unter Coronabedingungen. Der Lippenstiftfaktor sagt nämlich aus, daß je schlechter die wirtschaftliche Lage und deshalb auch die Situation der Beschäftigten ist, um so mehr steigt der Umsatz an Schönheitsmitteln wie Lippenstift oder auch Augenmascara. Wenn schon alles grau und düster ist, soll Farbe und ein atraktives Äußere das Gegengewicht ergeben.

Im Ernst, Man nimmt psychologische Erkärungen zu Hilfe, weil man letzten Endes keine wirkllichen Aussagen machen kann. Feldforschung wäre nötig, um dies detaillierter erkunden zu können. Schließlich gibt es zumindest zwei Faktoren, die zwar durchaus für ein Ansteigen des Kaufs von Putzmitteln führen, aber eher zu einem Minus bei der Schönheitspflege. Das ist zum einen das Heim-Office, zum anderen die Maske. Normalerweise schminkt man sich beim Aus-dem-Haus-Gehen eher, auf jeden Fall stärker als zu Hause. Und seit die Maske in allen öffentlichen Verkehrsmittel Pflicht ist und auch beim Einkaufen, stehen höchstens die Augen im Schminkmittelpunkt. Aber, fällt einem sofort ein: das Händewaschen, die ganzen Desinfektionsmittel! So kann man sich eine Steigerung sehr gut erklären!


Zu den Tatsachen: Produkte der Schönheits- und Haushaltspflege sind im ersten Halbjahr 2020 gefragte Begleiter des täglichen Lebens. Händewaschen als eine der zentralen Hygienemaßnahmen in der Corona-Krise sorgte für deutliche Umsatzsteigerungen bei Seifen und Syndets. Make-up, Lippenstift & Co sowie Düfte waren dagegen weniger gefragt. Aha, da haben sich unsere Überlegungen bewahrheitet und der Lippenstiftfaktor zieht diesmal aus den oben erwähnten Gründen nicht!

Der Aufruf „Bleibt zu Hause“, vermehrtes Home-Office und Kurzarbeit sowie geschlossene Kantinen, Mensen und Restaurants führten dagegen zu gesteigertem Umsatz bei Wasch- und Geschirrspülmitteln für den privaten Verbrauch. Zudem stieg die Nachfrage nach Oberflächenreinigern. Insgesamt wuchs der Inlandsumsatz im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,9 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Klar, daß war ein beliebtes Gesprächsthema am Telefon, daß der Zwang zu Hause zu bleiben bei den einen, die einen Garten haben, zu ständiger Gartenarbeit führte und sehr viele ihre Wohnungen und Häuser auf Vordermann brachten und putzen und renovierten, was das Zeug hält. 

Stark belastet wird das Geschäft allerdings durch die aktuell schwierige Lage im Export. Der Außenhandel meldet über wesentliche Produktkategorien Umsatzeinbußen; insgesamt geht der Export sogar um 18 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zurück. Unterm Strich bleibt so für die Branche ein deutliches Minus. Das erste Minus seit einer Reihe sehr vieler Jahre.

Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) schätzt den in den ersten sechs Monaten des Jahres in Deutschland erzielten Umsatz mit Produkten der Schönheits- und Haushaltspflege auf 8,1 Milliarden Euro. 1 Das sind 3,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Danach wuchs der Markt für Schönheitspflegeprodukte von Januar bis Juni um knapp ein Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Im selben Zeitraum kauften die Menschen in Deutschland Haushaltspflegeprodukte im Wert von 2,6 Milliarden Euro – ein Plus von 12 Prozent.

Für gutes Aussehen und persönliche Hygiene haben Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland unverändert durchschnittlich 84 Euro ausgegeben. 2 Dabei griffen sie besonders häufig bei Seifen und Syndets zu, deren Umsatz sich mit einer Steigerung von 86,4 Prozent nahezu verdoppelt hat. Mundhygiene legte um 5 Prozent zu. Umsatzverluste verzeichneten die Dekorative Kosmetik (minus 13,8 Prozent) und die Damen- und Herrendüfte (minus 24,8 Prozent). Um 12 Prozent auf nunmehr 50 Euro gestiegen sind dagegen die Ausgaben der Käufer für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel. Zu den Umsatzgewinnern unter diesen Produkten zählen Oberflächenreiniger (plus 35,5 Prozent), Geschirrspülmittel (plus 16,5 Prozent) und Voll- bzw. Universalwaschmittel (plus 7,5 Prozent).

Um 18 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zurückgegangen ist also das Exportgeschäft. Dabei gab der Wert der exportierten Schönheitspflegeprodukte um 12 Prozent nach, während sich die Haushaltspflege mit minus 0,8 Prozent noch nahezu auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums halten konnte. Aus der Gesamtbetrachtung des Inlands- und Exportumsatzes ergibt sich für die IKW-Unternehmen im Halbjahresvergleich ein Rückgang um 6,2 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro.

IKW-Geschäftsführer Thomas Keiser:
„Gerade in der Krise erweisen sich Produkte der Schönheits- und Haushaltspflege als verlässliche Alltagshelfer. Unsere Mitgliedsfirmen setzen weiterhin alles daran, die kontinuierliche Versorgung unter anderem mit Seife, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln in der Krise sicherzustellen.“

IKW Inland Export 1. HJ 2020Über den IKW

Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main wurde 1968 gegründet. Er vertritt auf nationaler und europäischer Ebene die Interessen von mehr als 430 Unternehmen aus den Bereichen Schönheits- und Haushaltspflege. Die Branche macht einen Umsatz von über 18 Milliarden Euro und beschäftigt ca. 500.000 Arbeitnehmer in der Wertschöpfungskette. Die Mitgliedsunternehmen decken etwa 95 Prozent des Marktes ab.

Der IKW ist bei wissenschaftlichen, regulatorischen und wirtschaftlichen Themen Ansprechpartner für seine Mitgliedsfirmen, Ministerien, Behörden, Verbraucher, Institutionen und Verbände sowie für die Medien. Fachkundig beantworten die Experten der Kompetenzpartner Schönheitspflege und Haushaltspflege im IKW Fragen zu Haut- und Haarpflege, Schönheit und Selbstwert sowie Hygiene und Reinigung. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.ikw.org.

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