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Kategorie: Messe & Märkte

Die vierteilige ZDF-Reihe Deutschlands große Clans geht morgen weiter!

Roswitha Cousin

Hanau (Weltexpresso) - Den Auftakt mit den Oetkers fanden wir erstaunlich. Dazu noch mehr. Aber wenn ein Familienunternehmen die Bezeichnung "Clan" erst recht verdient, dann ist es C&A: Die Brenninkmeijers sind eine weit verzweigte Sippe mit mehreren Hundert Mitgliedern, die zu den reichsten Familien Europas zählt.

Über die Unternehmens- und Familienstruktur dringt kaum etwas nach außen. Eine Herausforderung für die Autoren Manfred Oldenburg und Annebeth Jacobsen. Und das Tollste ist, daß die meisten, die seit Jahren bei C&A einkaufen, denken, es handele sich um einen holländischen Familienclan. Was nicht ganz falsch ist, zumal Belgien auch noch eine Rolle spielt. Wie es genau mit der Familie Brenninkmeijer nun aussieht und warum sie als deutscher Familienclan gelten, deren Geschichte  Mitte des 19. Jahrhunderts mit den Brüdern Clemens und August beginnt, sehen Sie morgen.


Dienstag, 20. September, 20.15 Uhr
ZDFzeit
Deutschlands große Clans: Die C&A-Story
Ein Film von Manfred Oldenburg und Annebeth Jacobsen


 C&A: Eine der größten und beliebtesten Kaufhaus-Ketten für Bekleidung ist im Besitz einer weit verzweigten Sippe, der über 500 Mitglieder angehören. Die Brenninkmeijers – so der Name der Großfamilie – zählen mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 25 Milliarden Euro zu den reichsten Familien Europas. Wie die meisten der Superreichen leben auch sie weitgehend zurückgezogen, scheuen die Öffentlichkeit und achten peinlichst genau darauf, dass ihr Name nicht allzu oft in der Presse erscheint. "Die Brenninkmeijers sind traditionell sehr, sehr verschlossen. Das Motto lautet: "Einigkeit macht stark und möglichst nichts der Öffentlichkeit zu erzählen", meint der Wirtschaftsjournalist Jens Bergmann, "da es sich aber um eine Marke handelt, die sehr präsent ist, die ja in fast jeder Stadt zu finden ist, ist das natürlich ein sehr interessantes Spannungsverhältnis".

Eine Herausforderung für die Autoren, denen es dennoch gelungen ist, Unbekanntes und Verblüffendes über den Clan ans Licht zu bringen: Die Familienmitglieder besitzen zwar einen niederländischen Pass, ihre Wurzeln aber liegen in Westfalen. Alle bekennen sich zum katholischen Glauben; die Unternehmensstruktur ist von außen kaum zu durchschauen. "Die Brenninkmeijers wirkten wie Männer ohne Gesicht, weil man immer nur von der Familie hörte, man hatte aber nie Einzelpersonen vor Augen", meint Bettina Weiguny, Autorin des Buchs "Die geheimnisvollen Herren von C&A". "Es war eine große Masse an Familienmitgliedern, die diesen Weltkonzern regierte, ohne dass man sagen konnte wer was machte. Das wirkte nach außen hin wie eine Sekte." Außenstehenden bleibt der Zugang zu den Führungsebenen verwehrt – nur Familienmitglieder, die eine strenge, interne Ausbildung durchlaufen haben, dürfen in der Geschäftsführung mitreden. Diese Regel galt lange ausschließlich für die männlichen Mitglieder der Sippe, Frauen waren ausgeschlossen. Doch die Zeit steht nicht still – auch nicht für die Brenninkmeijers. Inzwischen begehren einige Frauen des Clans auf, fordern gleiche Rechte und drängen in die Führungsetagen. Immerhin gehört heute auch eine junge Frau zu den Inhabern des Unternehmens. Mehrere Clanmitglieder wehren sich gegen die archaischen Sitten und überkommenen Rituale.


Die Anfänge des Bekleidungsimperiums liegen weit zurück. Im 19. Jahrhundert machen sich die Brüder Clemens und August Brenninkmeijer  aus dem kleinen Städtchen Mettingen auf, um im benachbarten Holland als wandernde Tuchhändler ihren Lebensunterhalt zu verdienen und sich später mit ihrem ersten Geschäft niederzulassen: C&A – Clemens und August. Statt wie bisher Mode nach Maß anzufertigen, krempeln ihre Nachfahren mit einer revolutionären Idee die gesamte Textil-Welt um: Sie fertigen "Mode von der Stange", bieten  Kleider in Konfektionsgrößen an. "C&A waren Pioniere, weil sie durch die Kleidung, die sie mit geringer Gewinnmarge in großen Mengen verkauft haben, im Grunde eine "Demokratisierung der Mode" bewirkt haben. Das heißt: Es war jetzt nicht nur das Privileg der oberen Schichten, sich auch Alltagskleidung neu leisten zu können, sondern auch in den unteren Schichten war man jetzt in der Lage, sich anständige Kleidung, auch modische Kleidung für nicht allzu viel Geld zu kaufen", erklärt der Historiker Prof. Mark Spoerer.
Doch Clemens und August legen nicht nur den Grundstein für das erfolgreiche Familienunternehmen, das heute bereits in der sechsten Generation besteht. Bis heute gelten dem Clan feste Wertvorstellungen als Richtschnur für sämtliche Lebensbereiche: in Sachen Geld, Moral und Liebe.
"Die Familie hat sehr starke Überzeugungen und das sind natürlich Werte, die sie auch im eigenen Unternehmen den Mitarbeitern und Führungskräften oktroyiert haben", sagt der Journalist Jens Bergmann: "Man hatte katholisch zu sein. Man hatte glücklich verheiratet zu sein, oder jedenfalls so zu tun. Man hatte nicht mit dem Ferrari vorzufahren und das hat auch sehr gut funktioniert über lange Jahrzehnte. Irgendwann war es dann natürlich nicht mehr zeitgemäß." Im 21. Jahrhundert steht der Clan vor der großen Herausforderung, einerseits den Familientraditionen gerecht zu werden, andererseits nicht den Anschluss zu verlieren.


Bisher ist C&A der Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit immer wieder geglückt, zum Beispiel, als der Minirock Ende der 60er Jahre die Generationen spaltete. "Die waren ganz weit vorne mit ihren Designern, die Modetrends entdeckt haben", erklärt die Autorin Bettina Weiguny. "Es war gleich sehr umstritten, dieses kurze Kleidungsstück. Und damals waren es die Brenninkmeijers, dieser katholische Familien-Clan, der gesagt hat: "Der Minirock ist das, was sich durchsetzen wird." Und sie hatten die Miniröcke vor allen anderen in den Geschäften und haben damit dem Minirock im Massenmarkt zum Durchbruch verholfen."


Ähnlich anpassungsfähig verhält sich der Clan auch im sogenannten "Dritten Reich". Als strenggläubige Katholiken mit niederländischem Pass verbindet die Brenninkmeijers zunächst nichts mit den Nazis. Dann jedoch wird die Sippe verdächtigt, jüdische Wurzeln zu haben und muss sich verteidigen. Als auch der Nachweis der "rein arischen Abstammung" nichts hilft, wendet sich der Clan ratsuchend an Reichsmarschall Hermann Göring. Der lässt die Brenninkmeijers seine Gunst freilich etwas kosten. Ein paar erlesene Gemälde zum Geburtstag des hohen NS-Funktionärs und schon können die Großfilialisten ihre Geschäfte weiter ausbauen. Erst vor kurzem öffneten die Brenninkmeijers  ihre Archive dem Historiker Prof. Mark Spoerer, der zu seinen Ergebnissen im Film Stellung bezieht.



Die C&A-Story zeichnet ein überraschendes Portrait eines traditionsbewussten Clans. Einst war C&A seiner Zeit weit voraus. Nun muss sich weisen, ob das Unternehmen auch auf der Leitungsebene über den eigenen Schatten springt und für die Zukunft gewappnet ist.

Foto: (c( zdf

Info:

Dienstag, 20. September, 20.15 Uhr
ZDFzeit
Deutschlands große Clans: Die C&A-Story
Ein Film von Manfred Oldenburg und Annebeth Jacobsen"Die Haribo-Story"