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Kategorie: Wissen & Bildung
schoener wohnen farbe.combuntRingvorlesung des Kunstgeschichtlichen Instituts der Goethe-Universität Frankfurt am Main,dienstags 18:00-20:00

Roswitha Cousin

FrankfurtamMain (Weltexopresso) . Wenn ich denke, wie oft ich schon über Farbe geschrieben habe und wieviel Bücher ich schon rezensiert habe, in denen es um Farbe geht! Aber, was Frankfurt angeht, ist hier ja Farbe nicht nur verwendet, sondern produziert worden. Es gab die schändlicherweise an einen französischen Konzern verkauften Farbwerke Höchst A.G. Das waren im Sprachgebrauch die Farbwerker, die insbesondere aus Fulda kamen. Eine eigene Geschichte. Keine Frage also, daß ich die untere Ankündiugng sehr gerne weitergebe.

Die Farbe ist eines der wichtigsten Elemente der visuellen Künste. Die Malerei lebt durch die Farbe, Skulpturen sind und waren häufiger farbig als gemeinhin ange­nommen. Doch ist das Verhältnis zu diesem Bildelement oft ein ambivalentes. Der vorgeblich rationalen Linie oder Form wurde die Farbe vielfach als sinnlich oder verführerisch gegenübergestellt. Dabei wurde sie bald bewundert und bald als akzidentiell, trügerisch oder gar irrational abgewertet und aufgrund dieser Zuschrei­bungen weiblich konnotiert.

Nicht selten wurde Farbe in Europa auch mit dem Wilden und Exotischen assoziiert. In kolonialen Zusammenhängen wurden Farb­exzesse mit nicht-europäischen Kulturen in Verbindung gebracht, während gleichzeitig Färbemittel wie Indigo zu den begehrtesten und wertvollsten Produkten des globalen Handels und der kolonialen Ausbeutung gehörten.

Die Vorlesungsreihe stellt die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Kunst­geschichte und der Wissens- und Industriegeschichte der Farbe. Von besonderem Interesse ist dabei die Farbproduktion in der ehemaligen IG Farben (im Volksmund auch ‚Rotfabrik' genannt), in deren Verwaltungsgebäude heute Teile der Goethe-Universität untergebracht sind.

Die Höchst-AG spezialisierte sich auf die Entwicklung und Herstellung synthetischer Farben und produzierte als erste chemische Fabrik künstliches Indigo. Die Ringvorlesung knüpft an die jüngste Forschung an, die sich neben der sich wandelnden Semantik der Farbe verstärkt auch dem historischen Farbwissen sowie der materiellen Kultur von Pigmenten und natürlichen wie synthetischen Färbemitteln zugewandt hat. Außerdem fragt die Vorlesungsreihe nach dem Verhältnis von Körper und Farbe, insbesondere der Verschränkung von künstlerischem und naturgeschichtlichem Wissen von der Hautfarbe.



Foto:
©schoener wohnen farbe.com

Info:
Campus Westend, Theodor-Adorno-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Hörsaalzentrum HZ 3

Organisiert von
Prof.’in Dr. Mechthild Fend und Dr. Ulrike Kern