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Kategorie: Wissen & Bildung
petra.hart.atTagung an der Goethe-Universität widmet sich der Ästhetik des „Fetten“

Susanne Sonntag

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die so genannten „Fat Studies“ als interdisziplinäres Feld, das die Diskriminierung „übergewichtiger“ Menschen in den Blick nimmt, sind seit einigen Jahren auch in Deutschland angekommen. Verfolgen die gegenwartsbezogenen Fat Studies eine klare politische Agenda, so fragt jetzt eine Tagung mit dem Titel „Fat Bodies in Early Modern Europe“, die in Frankfurt und Edinburgh stattfindet: 

vom 28. bis 30. Juni
an der Goethe-Universität Frankfurt
und der Universität Edinburgh

in erster Linie nach einer Ästhetik des Fetten. Unter welchen Bedingungen wird ein Körper überhaupt als dicker Körper wahrgenommen? Und aus welchen Gründen werden Körper als dicke Körper beschrieben oder dargestellt?

Das ist eine Fragestellung, die nicht nur an den Hochschulen, sondern allerorten derzeit vorkommt. Das ist wirklich hervorzuheben, daß die Universitäten so schnell auf eine gesellschaftliche Wirklichkeit wissenschaftlich reagieren! Allein ein Gang durch Frankfurt zeigt das Ausmaß. So viele nicht nur dicke, sondern überdicke Menschen sah man noch nie auf den hiesigen Straßen und verblüfft fragt man sich, seit wann dieses Bild, das man aus den USA gut kennt, auch bei uns Alltag wird. Blickt man in die Kunst, sind die Dicken immer wieder mal entweder 'modern' oder eine individuelle Marotte. 

Die internationale und interdisziplinäre Tagung, die von der Romanistin Prof. Christine Ott (Goethe-Universität), der Germanistin Prof. Holly Fletcher (University of Manchester) und der Kunsthistorikerin Prof. Jill Burke (University of Edinburgh) ausgerichtet wird, soll die Perspektive auf eine Ästhetik des Fetten in der frühen Neuzeit ausdifferenzieren. Dabei kommt der historische, kunsthistorische und literaturwissenschaftliche Blickwinkel zum Tragen.

In den Vorträgen geht es um literarische und künstlerische Darstellungen, Beschreibungen und Diskursivierungen fülliger Körper im Spannungsfeld zwischen soziokulturellen Normen und individuellen Vorlieben. Die Keynote-Vorträge halten Georges Vigarello und Christopher Forth, die Verfasser prominenter Monographien zum Thema („Les metamorphoses du gras. Histoire de l'obésité du Moyen Âge au XXe siècle“ (2010) und „Fat. A Cultural History of the Stuff of life” (2019)). Den dritten Keynote-Vortrag wird Holly Fletcher halten, deren Dissertation die kulturelle Bedeutung des Körpergewichts im frühneuzeitlichen Deutschland zum Thema hat.

Die Tagung steht in Zusammenhang mit dem von Christine Ott geleiteten DFG-Sachmittelprojekt „Fette Welten? Utopische und anti-utopische Diskurse über Essen und Körper in der Vormoderne“. Sie richtet sich nicht nur an ein literatur-, kultur-, geschichtswissenschaftliches und kunstgeschichtliches Fachpublikum, sondern auch an die interessierte Öffentlichkeit.

Aus Klimaschutzgründen findet die Tagung als Hybridveranstaltung mit den zwei Tagungsorten Edinburgh und Frankfurt statt.

Foto:
©petra.hartl.at

Info:
Das Veranstaltungsprogramm zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/120845116
Anmeldung bis 27.6.22 über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!