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Kategorie: Wissen & Bildung
Internationale Konferenz zur Eröffnung des DFG-Graduiertenkollegs „Doing Transitions“ heute

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Übergänge im Lebenslauf sind zum Problem geworden. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts galt dies erst einmal vor allem für Übergänge in Erwerbsarbeit. Besonders die steigende Arbeitslosigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsene wurde als riskante Brüche im Lebenslauf interpretiert.
Seitdem werden jedoch immer Lebenslagen als Übergänge thematisiert und problematisiert, durch politische Programme reguliert und durch pädagogische Praxis begleitet. Vom Übergang in die Kita bis zum Übergang ins Pflegeheim gelten Übergänge als ungewiss und unsicher.
Zwischen Soziologie, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kulturwissenschaften und Ökonomie hat sich eine kaum noch zu überblickende Übergangsforschung entwickelt.

Die internationale Tagung „Transitions in the Life Course – what do we know and what does it mean?“ beansprucht deshalb eine Bestandsaufnahme zur Übergangsforschung quer zu den Disziplinen, Forschungsparadigmen und Lebensaltern. Ziel ist auch zu klären, was mit Übergängen jeweils gemeint ist. Denn – so eine weitere Beobachtung – was mit Übergängen gemeint ist, scheint selbstverständlich und wird selten problematisiert. In Plenarvorträgen werden zentrale Perspektiven der Übergangsforschung thematisiert, in Foren wird der Forschungsstand zu Übergängen in den Lebensaltern Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und höheres Alter resümiert und diskutiert.


Die Konferenz beginnt am Mittwoch, 26. April um 14 Uhr mit Grußworten von Universitätsvizepräsident Prof. Enrico Schleiff und der Dekanin des Fachbereichs Erziehungswissenschaft, Prof. Isabelle Diehm. Danach führen Prof. Barbara Stauber (Tübingen) und Prof. Andreas Walther (Frankfurt) in die Ziele der Tagung ein, ordnen sie in die Geschichte der Übergangsforschung ein und erläutern den Bezug zum Graduiertenkolleg Doing Transitions.


Es folgen zwei Hauptvorträge bzw. Keynotes:
 
Prof. Richard Settersten von der Oregon State University (USA) hat verschiedene Studien zu Übergängen sowohl im jungen Erwachsenenalter als auch im höheren Alter durchgeführt. Vor diesem Hintergrund setzt er sich in seinem Vortrag „Flux. Insights into the Social Aspects of Life Course Transitions” mit den sozialen Aspekten von Übergängen auseinander. Übergänge werden normalerweise als individuelle Prozesse betrachtet. Dies stellt Richard Settersten in Frage. Sein Ziel ist zu zeigen, dass Übergänge immer eingebunden sind in soziale Beziehungen und welche Folgen die De-Thematisierung dieser Abhängigkeiten und Wechselbeziehungen hat. (https://richardsettersten.com/)
 
Prof. Karen Evans vom Institute of Education des University College London ist seit vielen Jahren in der Forschung zu Übergängen im Jugend- und Erwachsenenalter aktiv. Ihr Vortrag ist mit „Researching youth and working life transitions in changing social landscapes” übertitelt. Er widmet sich der Frage nach der Diskrepanz zwischen den subjektiven Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener in Bezug auf ihre Übergänge in den Arbeitsmarkt und institutionellen Perspektiven. Angesichts der besonderen Betroffenheit junger Frauen und Männer durch die Wirtschafts- und Finanzkrise werden Perspektiven eines fairen Dialogs diskutiert. (http://ioe.academia.edu/KarenEvans)
 
Hintergrund:  Die Tagung ist gleichzeitig die internationale Eröffnungsveranstaltung des DFG-Graduiertenkollegs Doing Transitions: Formen der Gestaltung von Übergängen im Lebenslauf der Goethe-Universität Frankfurt und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
 
Ausgehend von der Beobachtung einer zunehmenden Thematisierung von Übergängen und ständig neuen Übergängen, die als solche tatsächlich bezeichnet und gestaltet werden, steht im Graduiertenkolleg die Frage, woher Übergänge im Lebenslauf kommen und wie sie im Wechselverhältnis zwischen gesellschaftlichen Diskursen, institutioneller Regulierung und individuellem Handeln hergestellt werden, im Mittelpunkt. 18 Doktoranden/innen und Postdoktorand/innen untersuchen in ihren Arbeiten, wie Übergänge von der frühen Kindheit bis zum hohen Alter auf unterschiedliche Weise gestaltet und damit immer wieder neu hergestellt werden (www.doingtransitions.org).
 
Foto: (c) gothe-uni.de