Terra X mit einer neuen Dokumentation am Sonntag, 25. Juni 2017, 19.30 Uhr, Teil 1/3

Eric Fischling

Hamburg (Weltexpresso) - Mitten im Pazifik liegt die Südsee - tausende Inseln meist vulkanischen Ursprungs. Wissenschaftler aus Deutschland forschen hier auf Feuerbergen, im Dschungel und unter Wasser.
"Terra X: Abenteuer Südsee" beleuchtet die spannenden Wissenschaftsgeschichten und den gesamten Lebensraum in seiner bunten Vielfalt. Als achte Folge der "Terra X"-Abenteuer-Reihe eröffnet auch diese Dokumentation wieder einen ganz besonderen Blick auf eine Region, die von vielen Menschen als Sehnsuchtsort begriffen wird.


Die Wissenschaftler

Einige werden mit ihrer Kurzbiografie und kurzen Interviews vorgestellt.


Dr. rer. nat. Florian Huber – Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher

Dr. Florian Huber, 1975 in München geboren,  studierte Archäologie, Anthropologie und Skandinavistik in München und Umeå (Schweden) sowie in Kiel und taucht seit frühester Jugend. Bevor er sich als Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher selbstständig machte, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel und leitete dort die Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie. Huber ist Autor zahlreicher Fachpublikationen, Zeitschriftenartikel sowie Bücher und steht immer wieder für Fernsehdokumentationen wie für die ZDF-Reihe "Terra X" vor der Kamera.


Worin liegt für Sie der Reiz Ihrer Unterwasserexpeditionen?

Ich möchte Geschichten, die auf dem Meeresgrund liegen, an die Öffentlichkeit bringen. In unseren Weltmeeren befinden sich nach UNESCO-Schätzungen drei Millionen Schiffswracks. Das sind drei Millionen spannende - und im Falle von Chuuk Lagoon leider auch - tragische Geschichten.


Welche tragische Geschichte erzählen die Wracks von Chuuk Lagoon?

Die Wracks sind mittlerweile sehr instabil und stark korrodiert, bei acht tritt Öl aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen und massive Umweltschäden anrichten.


An welchem Ort der Erde würden Sie gerne einmal forschen?

Seit einigen Jahren ist der Pazifik zu meinem Lieblings-Ozean geworden. Ich finde die Menschen, die Landschaft und die unterschiedlichen Kulturen dort absolut faszinierend. Und unter Wasser gibt es noch extrem viel zu entdecken. 



Prof. Dr. Wulf Schiefenhövel - Anthropologe

Prof. Dr. Wulf Schiefenhövel, geboren 1943 in Siegen, ist Leiter der Gruppe Humanethologie des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, Starnberg-Seewiesen. Er ist Gründungsmitglied des Humanwissenschaftlichen Zentrums der Universität München. Seine erste Feldarbeit erfolgte 1965/66 in Neuguinea; seither berabeitet er fortlaufend Forschungsprojekte, vor allem in Melanesien. Seine jüngste Felduntersuchung erfolgte 2016  bei den Eipo in der Provinz Papua (West-Neuguinea), Indonesien. Prof. Dr. Wulf Schiefenhövel verfasste über 350 Publikationen, darunter zahlreiche Bücher.


Sie erforschen seit vielen Jahrzehnten den Stamm der Eipo in West-Neuguinea. Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis?

Dass sich Menschen trotz der geografischen Distanz und der damit verbundenen Isoliertheit voneinander, trotz ihrer völlig unterschiedlichen Geschichte und der Umweltbedingungen dennoch so ähnlich sind. Dies ist ein klarer Beleg für die Bedeutung evolutionär entstandener biopsychischer Faktoren. Für das Verhalten bei der Geburt und gegenüber ihren Kindern haben sich aus der Forschung bei dem Stamm der Eipo und anderen Ethnien in Melanesien wichtige Impulse für unsere Welt ergeben. 


Was macht für Sie den Reiz einer solchen Expedition aus?

Die Möglichkeit, unter oft schwierigen äußeren Bedingungen Menschen zu begegnen, deren Sprache man zunächst nicht spricht, und Schritt für Schritt ihre Kultur, ihre materielle und ihre geistige Welt zu verstehen. Sich selbst in ihnen zu erkennen. Eine Mischung aus langfristiger anthropologischer Forschung und Abenteuer. In den letzten Jahrzehnten ist eine Art Beraterfunktion hinzugekommen: die Eipo auf dem steinigen Weg in die moderne Welt begleiten. Sie meistern das erstaunlich gut.


An welchem Ort der Erde würden Sie gerne einmal forschen?

Bei einer der noch halbwegs traditionell lebenden Gruppen im Norden Sibiriens.



Prof. Andreas Pflitsch - Geologe


Andreas Pflitsch, geboren 1958, studierte Geografie an der Ruhr-Universität, Bochum, und ist hier seit 2001 Privat-Dozent für den Bereich Physische Geografie. Seit seiner Dissertation beschäftigt sich Pflitsch mit U-Bahn und Höhlenklimatologie. Seit 2011 erforscht er die Klimatologie in den Eishöhlen des Mauna Loa, Hawaii, sowie in den Lavahöhlen auf Big Island.


Sie erforschen seit vielen Jahren die Lavahöhlen auf Hawaii. Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis?

Wir sind noch mitten im Prozess, aber wir können sagen, dass die Klimatologie von Lavahöhlen sehr stark von der in Karsthöhlen, die wir in Deutschland haben, abweicht. Das bezieht sich sowohl auf das thermische Regime, die Feuchteverhältnisse sowie die Bewetterung. Als besonderer Faktor sind die sich abkühlenden Lavahöhlen zu nennen. Dieser Prozess ist nur schwer zu messen und noch schwerer zu beobachten. Erste Messungen haben bei 240°C begonnen, die Höhle ist nun, nach circa sechs Monaten auf etwa 70°C abgekühlt, und wir konnten zum ersten Mal für 10 Minuten hinein, um Fotos zu machen.


Was macht für Sie den Reiz einer solchen Expedition aus?

Neuen Boden zu betreten, der noch nie betreten wurde, und Dinge zu untersuchen, die bisher noch nicht erforscht wurden. Die Höhlen, in die wir gehen, sind gerade mal wenige Monate alt, quasi noch im Entstehungsprozess und vielleicht sind sie in wenigen Monaten wieder verschwunden.



Isabel Ender - Meeresbiologin 

Geboren in Deutschland und aufgewachsen in Afrika, spielten Natur und Tiere schon immer eine wichtige Rolle im Leben von Isabel Ender. Während eines Tauchkurses in Zentralamerika entdeckte sie ihre Faszination für die Ozeane. Nach dem Abschluss ihres Diploms in Biologie und Management in Großbritannien, zog es Isabel Ender nach Südostasien, um die faszinierende Unterwasserwelt zu erkunden.

Mantas entwickelten sich im Laufe ihres Berufslebens zu Isabels heimlichen Favoriten. Seit 2014 arbeitet sie für den Manta Trust, der sich um die weltweite Erhaltung der Mantas und ihres Lebensraumes durch Wissenschaft und Forschung und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit kümmert. Isabel koordiniert die Aktivitäten innerhalb des Manta-Trust-Netzwerks in 18 Ländern weltweit und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.


Was ist die wichtigste Erkenntnis bei Ihrem Forschungsprojekt mit den Mantas? 

Die wichtigste Erkenntnis bei diesem Projekt ist, dass der Manta-Tourismus in Fidschi von einer relativ kleinen Manta-Population abhängig ist – das bedeutet, dass der Tourismus unbedingt nachhaltig organisiert werden muss, damit er sich nicht negativ auf die Mantas auswirkt.

Es kommen viele Tiere in den Kanal zwischen den Inseln, um Paarungsritualen nachzugehen oder sich am Plankton satt zu fressen. Wenn dieses natürliche Verhalten durch unvorsichtigen Tourismus gestört wird, kann das auch langfristige Folgen haben.


Was macht für Sie den Reiz einer solchen Expedition aus?  

Expeditionen sind pures Abenteuer! Sie bringen dich an atemberaubende Orte, die man als Tourist oft nicht sieht, man lernt so viel Spannendes über die Natur und ist in interessanter Gesellschaft. Mein Herz schlägt für die Feldforschung: den ganzen Tag auf dem Boot und im Meer zu verbringen, tatsächlich mit den Tieren im Wasser sein. Es reizt mich außerdem, dass ich dies mit Studien kombinieren kann, um mehr über die Mantas rauszufinden, und dieses Wissen zu nutzen, um die Tiere und Ihren Lebensraum besser zu schützen.


An welchem Ort der Erde würden Sie gerne einmal forschen?

Am meisten schlägt mein Herz für die Pazifischen Inseln. Viele Kulturen im Pazifik sind seit tausenden von Jahren eng mit dem Ozean verbunden, und die Bevölkerung hat bis heute ein unglaubliches Wissen über das Meer und die Meerstiere. Ich liebe es, in dieses Wissen einzutauchen, und es mit traditionell-biologischen, wissenschaftlichen Studien zu verbinden, um zu lernen. Ich würde sehr gerne mal in Französisch-Polynesien/Tahiti forschen. Dort kann man nicht nur die Riffmantas, sondern auch die Riesenmantas sehen, die bis zu sieben Meter Spannweite haben. Beide Arten am gleichen Ort zu finden, ist sehr selten.


Foto:

Der Vulkanologe Andreas Pflitsch hat auf Hawaii ein ideales Forschungsgelände gefunden. Nirgendwo sonst kommen Forscher glühender Lava näher als hier (c) ZDF / Kay Siering


Info:
Sonntag, 25. Juni 2017, 19.30 Uhr

05.06.2017, 19:30 Uhr
Terra X: Lichter der Tiefsee

28.05.2017, 19:30 Uhr
Terra X: Unsere Wälder

14.05.2017, 19:30 Uhr
Terra X: Fantastische Phänomene

23.04.2017, 19:30 Uhr
Terra X: Die Odyssee der einsamen Wölfe