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Kategorie: Zeitgeschehen
F 18science march frankfurtMarch for Science am Samstag früher Nachmittag auch in Frankfurt unterwegs. Begrüßung durch den Frankfurter Oberbürgermeister

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Weltweit waren am Samstag, 14. April, Wissenschaftler und Studierende aufgerufen, gegen jedwede Einschränkung von Freiheit von Forschung und Lehre zu protestieren. Auch in Frankfurt setzte sich der March for Science von der Bockenheimer Warte Richtung Innenstadt in Bewegung, um darauf aufmerksam zu machen, von welch hoher Bedeutung Freiheit für die Wissenschaft ist.

Noch um 16.30 konnte man die dann aufgelöste Demo an vielen Orten der Stadt sehen, wo Plakatträger mit der Bevölkerung diskutierten. Dann geht das Konzept eines Marsches auch auf, wie heute die Demonstrationen von dieser Klientel genannt wird. „Es ist wunderbar, dass wir heute nach der Premiere des March of Science im vergangenen Jahr wieder hier sind“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann, der die Teilnehmer der Kundgebung begrüßte. „Wissenschaft ist kein Selbstzweck, Wissenschaft und Gesellschaft brauchen und bedingen einander. Dieses Selbstverständnis müssen wir stärken, gerade im gemeinsamen Kampf gegen Demagogen, Rattenfänger und Verbreitern von Fake News.“

Die Organisatoren des March for Science wiesen darauf hin, dass die Freiheit von Wissenschaft und Forschung in Deutschland nicht in dem Maße bedroht sei wie in anderen Staaten. Dennoch sei es wichtig, gegenüber gegenteiligen Strömungen wachsam zu sein. Die Wissenschaft in Deutschland und Europa sehe sich mit einem zunehmenden Vertrauensschwund konfrontiert. Um dieser Vertrauenskrise zu begegnen, müsse der Wert wissenschaftlichen Denkens wieder stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein rücken. Gleichzeitig liege es auch in der Verantwortung der Wissenschaft selbst, sich das Vertrauen der Gesellschaft zu erwerben und zu erhalten. Das gegenwärtige Wissenschaftssystem biete beispielsweise keine Anreize für Wissenschaftler, ihre Forschung nach außen zu kommunizieren. Vertrauen entstehe jedoch nur durch Kommunikation.

„Wir wissen alle, was passieren kann, wenn Wissenschaft nicht frei ist, wenn politische Zwänge und Kräfte auf sie wirken. Wir haben historische Verantwortung, müssen starke Zeichen setzen“, sagte Peter Feldmann. „Umso wichtiger ist es, dass Wissenschaft und Gesellschaft und Politik hier und heute eins sind: Nur zusammen können wir Druck aufbauen, für demokratische und freiheitliche Standards kämpfen, von denen wir nicht abrücken dürfen.“ Die Stadt Frankfurt sei von jeher bekannt für ihr Streben nach Freiheit und Gleichheit.


Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst

Auch der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst hatte sich per Presseerklärung mit den Protestierenden solidarisiert, die ja das aufgreifen, was sein Ressort ausmacht. Er äußert sich zweimal:
 „Wissenschaft ist längst nicht mehr nur das, was in Laboren geschieht. Wissenschaft hat die Menschen erreicht: Die Digitalisierung etwa bestimmt einen großen Teil unseres Alltags. Die großen Teilnehmerzahlen beim ‚March for Science‘ zeigen, dass sehr vielen Menschen die herausragende Bedeutung der Forschung für unser Leben bewusst ist. Die Freiheit der Forschung ist zudem grundlegendes Element unserer Demokratie. Gleichzeitig gibt es Bewegungen, die sich gegen die Wissenschaft richten, gegen den Erkenntnisfortschritt. Dieser gefährlichen Entwicklung wollen wir entgegentreten. Ich hoffe auf eine große Beteiligung am ‚March for Science‘ und danke allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren Einsatz.“

Im vergangenen Jahr gingen weltweit rund 1,3 Millionen Menschen für die Freiheit der Wissenschaft auf die Straße. In ganz Deutschland fanden in 22 Städten Demonstrationen mit insgesamt über 37.000 Teilnehmern statt. Für 2018 sind unter anderem Demonstrationen in Frankfurt am Main und Kassel geplant. Die TU Darmstadt organisiert eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wer treibt hier wen? – Digitalität in Wissenschaft und Gesellschaft”. Vertreterinnen und Vertreter hessischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen diskutieren zudem am Samstag in Frankfurt die deutsche Wissenschaftslandschaft.

Wissenschaftsminister Boris Rhein: „Natürlich müssen auch gute Bedingungen für die Wissenschaft geschaffen werden. Die Hessische Landesregierung hat gemeinsam mit den Hessischen Hochschulen den Hochschulpakt für die Jahre 2016 bis 2020 unterzeichnet und damit finanzielle Planungssicherheit für die Hochschulen bis ins Jahr 2020 geschaffen. Der Hochschulpakt ist ein Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Hessen und garantiert den Hochschulen des Landes Hessen über seine Laufzeit von fünf Jahren eine finanzielle Ausstattung von neun Milliarden Euro. Das ist die größte Summe, über die die Hochschulen in Hessen jemals verfügen konnten. Mit unserem bundesweit einmaligen Forschungsförderprogramm LOEWE investieren wir darüber hinaus in exzellente Forschung. Von 2008 bis 2017 haben wir rund 729 Millionen Euro für LOEWE und damit für die Förderung herausragender wissenschaftlicher Verbundvorhaben bereitgestellt. Im Jahr 2018 beträgt das LOEWE-Budget insgesamt rund 68 Millionen Euro.“

Auslöser für den ersten „March for Science“ waren wissenschaftsfeindliche Äußerungen und Maßnahmen der Regierung Trump in den USA. Er hatte unter anderem die globale Erwärmung als Schwindel bezeichnet und starke Kürzungen für Forschungseinrichtungen angekündigt. International wird der „March for Science“ von zahlreichen wissenschaftlichen Organisationen und bekannten Personen unterstützt. Organisator des „March for Science“ in Deutschland ist der Verein March for Science e.V.

Foto:
Teilnehmer des March for Science vor der Frankfurter Paulskirche, dem Symbol für Freiheit und gleiche Rechte
© Rhein-Main-Eurokunst.com