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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2021 05 04 um 04.08.27ISRAEL SUCHT EINE REGIERUNG  

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Premier Binyamin Netanyahus Chancen für die Bildung einer Regierung verringern sich zusehends. Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird dieser Zug für ihn bis Dienstagabend endgültig abfahren. Die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben haben hingegen Naftali Bennett und Yair Lapid. Ein Querschnitt.

Je rascher sich das Jerusalemer Regierungs-Karussell dreht, umso unübersichtlicher erscheinen die Bewegungen. So erteilte Yamina-Chef Naftali Bennett Premierminister Netanyahu allem Anschein nach eine Absage für einen Vorschlag, der wohl speziell verlockend sein sollte. So meinte Bennett auf Netanyahus Proposition, den Yamina-Chef während des ersten Jahres der neuen Regierung das Amt des Premieministers versehen zu lassen, Netanyahu habe ja gar keine Regierung zu vergeben, sondern höchstens Ämter.

Ayelet Shaked, ebenfalls von Yamina, doppelte nach: «Alles, was Bibi interessiert, ist sein Prozess». Den Kollegen von rechts und ganz rechtsaussen offenbar einen dicken Strich durch die Rechnung machen will Betzalel Smotrich von den religiösen Zionisten, der wahrscheinlich in seiner Partei mit der Ansicht durchdringen würde. Bis zum Dienstagabend Mitternacht wird die Spannung sicher noch ansteigen, und dann wird der Fortgang der Versuche zur Regierungsbildung nicht zuletzt davon abhängen, wie verlockend die Versprechungen und Zusagen diesbezüglich sind.

Auf jeden Fall sollte man zum eigenen Vorteil davon absehen, gemachte Zusagen unbedingt und auf immer zum vollen Nennwert zu nehmen. So oder so wird man spätestens am Tag nach der Regierungsbildung davon ausgehen müssen, dass praktisch jede eingegangene Verpflichtung ins Gegenteil umkehrbar sein wird.


Foto:
Binyamin Netanyahus Chancen für die Bildung einer Regierung verringern sich.
©tachles

Info:
Nachdruck der drei Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 3. 5. 2021