Bildschirmfoto 2021 10 28 um 00.52.45Vor der Welt-Klimakonferenz

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Wenige Tage bevor im schottischen Glasgow die Weltführer und –experten sich zu einer möglicherweise schicksalshaften Klimakonferenz treffen, hat der israelische Staatskontrolleur in einem 659 Seiten starken Bericht beißende Kritik an Israels Regierungen geübt, die seit zehn Jahren stets die Situation im eigenen Land anklagen, aber im letzten Moment vor dem Ergreifen umfassender Maßnahmen zur Verbesserung der Klimasituation bei sich zu Hause zurückschrecken würden.

Israel ist daher, so bemängelt der Kontrolleur, auf die drohende Klimakrise völlig unvorbereitet. Der Bericht hält fest, wie stets Regierungsentscheidungen zwar gefällt, dann aber nicht durch die Bereitstellung der nötigen staatlicher Budgets in die Tat umgesetzt worden seien. Der Bericht erwähnt, wie stets wachsende globale Gaserwärmungen hinter pro-Kopf-Zahlen versteckt worden seien, statt sie in absoluten Zahlen anzuprangern, wie unrealistische Zielsetzungen zur Reduktion der Emissionen der Wirtschaft potentiell 217 Milliarden Schekel (rund 68 Milliarden Dollar) gekostet haben oder kosten können, und wie die staatliche Zielsetzung, dass bis 2030 30 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen kommen würden, die niedrigste Zielsetzung im OECD-Raum darstellt.

Indem er die Ergebnisse als «Warnlicht» bezeichnete, erklärte Staatskontrolleur Matanyahu Engelman an einer Medienkonferenz, dass der Klimawechsel die nationale Sicherheit und die Geopolitik bedrohen würde angesichts der Prognosen für den Mangel an Nahrungsmittel und Wasser in benachbarten Staaten. Das würde Gefahren für die israelische Wirtschaft und Finanzinstitute bedeuten, ebenso wie für die nationale Infrastruktur, für die nationale Gesundheit, die Ökosysteme, und die Bio-Diversität, bedrohte Bevölkerungsschichten und vieles andere mehr. Der Staat Israel sei, so warnte Engelman, nicht vorbereitet auf die Klimakrise, und es habe noch keine Änderung in den verschiedenen Sachgebieten stattgefunden. «Es gibt substantielle Lücken zwischen den Anschauungen Israels und dem Rest der Welt», warnte der Staatskontrolleur.

Foto:
Das zurückgehende Tote Meer
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. Oktober  2021