Bildschirmfoto 2022 07 26 um 00.34.15Natan Sharansky kritisiert zurückhaltende Haltung zugunsten der Ukraine

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Natan Sharansky, ehemaliger Vorsitzender der Jewish Agency, ruft die Juden Russlands dringend dazu auf, sich in Israel niederzulassen. Dieser Appell erfolgte innerhalb weniger eines Tages, nachdem Moskau die Alija-Organisation aufgefordert hatte, deren Tätigkeit in Russland zu liquidieren.

«Seit Beginn der barbarischen Invasion Putins in der Ukraine hat Israel einen vorsichtige Haltung eingenommen und der Ukraine nur wenig Unterstützung offeriert», schrieb Sharansky auf Facebook. Diese offizielle Haltung Jerusalems war laut Sharansky eine Folge der Angst des ehemaligen Premierministers Bennett, Putin an den Pranger zu stellen.

In seinem Aufruf bezeichnete Sharansky die Jewish Agency als das «zentrale Verbindungsorgan, das Israel und die Juden der Diaspora in deren Gebieten verbindet». Laut internen Zahlen des Alija- und Integrationsministeriums immigrierten in den ersten sechs Monaten 2022 11906 Ukrainer nach Israel, fast viermal so viel wie während des ganzen Jahres 2021.

Aus Russland kamen im ersten Halbjahr 2022 rund 16598 Juden nach Israel, fast 40 Prozent mehr als die ukrainische Vergleichszahl. Das war auch mehr als das Doppelte der russischen Immigranten im ganzen Jahr 2021. Was den Zwist mit Moskau betreffend dem russischen Büro der Jewish Agency betrifft, fuhr die «Jerusalem Post» am Sonntag mit folgender Schlagzeile auf: «Die Jewish Agency in Russland plant die Verlegung nach Israel». Das dieser Schritt dem Hauptziel, die Förderung der Alija aus Russland, wenig förderlich sein dürfte, entnimmt der Leser de zweiten Schlagzeile: «Ohne die Fähigkeit, die Alija zu fördern, dürften die Immigrationsraten in den kommenden Jahren dramatisch fallen». Dieser Tage wird eine offizielle Delegation aus Israel nach Moskau reisen, um mit den dortigen Stellen die Frage des Büros der Jewish Agency in Russland zu besprechen.

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Natan Sharansky
©tachles

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 22. Juli 2022